Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Theatertage zeigen grenzenlose Vielfalt
Bodensee-Schule wird zum Mekka der Amateurtheaterspieler
FRIEDRICHSHAFEN - Die Theatertage am See gehen in die 34. Auflage. Sie beginnen am Mittwoch, 21. März, mit den Jugend- und Schultheatertagen (justSEE). Am darauffolgenden Freitag, 23. März, starten die Internationalen Amateur-Theatertage. Austragungsort ist die Bodensee-Schule St. Martin.
„Friedrichshafen ist bundesweit schon der Nabel des Amateurtheaters“, sagte Mitorganisator Jürgen Mack. Das sei nicht nur den außergewöhnlichen Produktionen zu verdanken, sondern auch den vielfältigen Angeboten und dem Austragungsort. Die Bodensee-Schule biete an einem Ort mehrere Theatersäle, die Kapelle und auch die Sporthalle, in denen angereiste Schul- und Schauspieltruppen übernachten könnten. Die Workshops und Aufführungen finden unter einem Dach statt. 35 Organisatoren arbeiten während der Theatertage zusammen, dazu kommen noch Schüler der Bodensee-Schule, die einzelne Projekte begleiten. Was auch das Motto der Theatertage „Theater von wem? Für wen?“widerspiegele, sagte Gerhard Schöll, Gesamtschulleiter der Bodensee-Schule.
Workshops:
Für die Workshops sind noch vereinzelte Plätze frei. Rund um den Zirkus und seine Möglichkeiten drehen sich die Projekte „Vorhang auf und Manege frei“, „Jonglierkurs“und das „Spiel mit dem Feuer“. Bei „Dynamic Fighting“stehen die Bewegung und der Kampf mit dem Langstock im Mittelpunkt. Im Schulmuseum gibt es das „Erzähltheater“und bei dem „Theater aus dem hohlen Bauch“und bei „Rein in den Körper“geht es um das Improvisationstheater. Das Regiekonzept des „Chorischen Theaters“wird bei dem gleichnamigen Kurs vermittelt. Mit dem Thema Tanz beschäftigen sich die Kurse „Tanz im Theater“und „Dance-Fight-Grow“.
wir…hier:
Bereits zum fünften Mal findet das interkulturelle und inklusive Projekt anlässlich der Theatertage statt. Eine Woche lang arbeiten Künstler an unterschiedlichen Schulen in Friedrichshafen an Theaterprojekten. Mit dabei sind die Gemeinschaftsschule Graf Soden, die Tannenhag-Schule, die LudwigDürr-Schule und auch das Schulmuseum. Das Projektergebnis zeigen die Schüler am Freitag, 23. März, zwischen 10.45 und 12 Uhr im Manegentheater in der Bodensee-Schule.
justSee:
An acht Produktionen sind Jugend- und Schülertheatergruppen beteiligt, darunter zwei ausländische Jugendgruppen. Den Auftakt macht am Mittwoch das Piano Theatre Nizhny Novgood aus Russland. Die jungen Darsteller können weder hören noch sprechen und zeigen eine pantomimische Eigenproduktion. Im Anschluss werden die Zuschauer auf eine Zeitreise in die Zukunft entführt. „Club 3 Theater Ravensburg“, begibt sich in das Jahr „2084, das Jahr in dem wir den Kontakt verlieren“– frei nach dem Orwell-Klassiker „1984“. Die „Dramaski Studio za Srednjoskolce“aus Sarajevo setzt mit dem Thema Gewalt auseinander. Am Donnerstag beginnt der Jugendclub Ulm und nimmt sich des „Anderssein“an. In „Selbst.Los“ist das Rollenverhalten von Jugendlichen Thema. Das Theaterhaus +Plus Stuttgart präsentiert die Eigenproduktion „Mein Block“. Den Abschluss machen Am Donnerstag die Theater AG des BismarckGymnasiums aus Karlsruhe. In „Liebe dein Fleisch“wird der Blick auf die Tierindustrie und auf den Menschen geworfen. Neu ist, dass erstmalig eine Gruppe vertreten ist, „die sich noch im Aufbau befindet“, erklärt Mack. Die Gruppe „tACtlos“aus Singen hat sich vor Kurzen formiert und will mit „Digital.Zeit, Alter“der Meinungsmaschine Internet auf den Zahn fühlen.
Amateurtheater:
Ganz klassisch beginnen die Amateurtheatertage am See: Shakespeares „Sommernachtstraum“vom Spielbrett Dresden verspricht eine „schräge und witzige“Inszenierung. In der Kapelle zeigen „beyond the eyes“aus Marburg eine mystische Tanzperformance und versprechen ein wahrhaft sinnliches Erlebnis. „beyond the eyes“werden in zwei weiteren Vorstellungen am Samstag zu sehen sein. Das Kharkov Theater aus der Ukraine zeigt mit „Harms“eine provozierende Komödie, die dazu auffordert, seine Träume nicht zu vergessen. Am Freitagabend steht die große Zirkusgala an: Jonglage, Akrobatik, Trapez und Clownerie sind hier Programm, das ab 23 Uhr mit einer großartigen Feuershow endet. Am Samstag beginnen alte Bekannte die Theatertage. Das „Junge Theater Lörrach“zeigt „Fracasse oder die Meuterei der Kinder von Vermiraux“von Nicolas Turo. Die inklusiv arbeitende „Theatergäng der Lebenshilfe Ravensburg“zeigt das unterhaltsame Stück von „Onkel Max und Goldonis“. Eine Eigenproduktion von Walter Metzger, in der Onkel Max ungewollt sein gewohntes Leben aufgeben muss. Die „Regentrude“von Theodor Storm wird alt. Die Darsteller des „Amateurtheaters 3K: Kunst, Kultur und Kommunikation“zeigen das Märchen der Regentrude aus der Perspektive des gealterten Liebespaares. Auch das „spinaTheater – junges Ensemble Solingen“ist ein Wiederholungstäter bei den Theatertagen und auch schon mit Preisen wieder nach Hause gefahren. Die italienische „Compagnia theatrale Costellazione macht am Samstag den Abschluss. Es wird (bitter)-süß mit „Chocolat“, das vielen aus der gleichnamigen Verfilmung bekannt sein dürfte. Am Sonntagvormittag beendet das „Interkulturelle Theater Freiburg“die Amateurtage. Mit „Sicher in Finistan“zeigen sie ein satirisches Stück das von der „Rückkehr in ein sicheres Land“handelt.