Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Einblicke in das Leben eines Schriftstellers
Bürgeruniversität der Zeppelin-Universität mit dem Autoren-Duo der „Kluftinger“-Krimis
FRIEDRICHSHAFEN - Bei der Veranstaltungsreihe „Bürgeruniversität“der Zeppelin-Universität (ZU) am Mittwochabend im Seemoser Horn hat sich das zahlreich erschienene Publikum nicht nur bestens unterhalten, sondern auch einiges Wissenswerte aus dem Leben von Schriftstellern erfahren. Zu Gast waren die Autoren der „Kluftinger“Krimis, Volker Klüpfel und Michael Kobr aus Altusried.
Ihre Allgäu-Krimis um den kauzigen Kommissar Kluftinger stürmen regelmäßig die Bestseller-Listen, zwischenzeitlich steht der zehnte Band kurz vor der Veröffentlichung. Zeit, inne zu halten und verschiedene Aspekte ihres Lebens und ihres Werks gemeinsam mit ZU-Professor Jan Söffner, Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und –analyse, und ZU-Studentin Jana Faßbender zu betrachten.
Kluftinger-Tourismus in Altusried
Ob es nach so vielen Büchern überhaupt noch etwas von Kluftinger zu erzählen gibt und welche Rolle das Thema Heimat für das Autoren-Duo spielt, erfuhr das Publikum in der heiteren Gesprächsrunde. Michael Kobr erklärte: „Wir betreiben sozusagen lebenslange Recherche und führen eine Milieustudie durch.“Kluftinger lebe wie er in der Provinz und reibe sich daran auch. „Wir singen kein Hohelied auf die Provinz, aber zeigen einen Gegenentwurf zur derzeit angesagten Urbanität“, ergänzte er.
Überhaupt falle der Kommissar mit seiner familiären und privaten Situation aus dem Rahmen der üblichen Charaktere, denn er lebe in einer einigermaßen intakten Familie und sei nicht dem Alkohol verfallen. Die Leser könnten sich sicher sein, dass gerade die Dialoge Kluftingers mit seinem Vater aus dem Leben gegriffen seien, denn sie hätten so oder so ähnlich tatsächlich mit ihren Vätern stattgefunden.
Volker Klüpfel beschrieb schmunzelnd den sogenannten Kluftinger-Tourismus in Altusried, bei dem Besucher nach dem Haus des Kommissars fragten. Bereitwillig gaben die beiden Autoren Einblick in ihre Arbeitsweise. „Wir entwickeln zusammen die ganze Geschichte und arbeiten bereits die einzelnen Szenen aus. Dann schreibt jeder den Text der ihm zugeteilten Szene, den der andere dann wieder kontrolliert und korrigiert“, erklärte Volker Klüpfel den Prozess.
Sie selbst seien ihre härtesten Kritiker, hätten aber zwischenzeitlich eine gewisse Altersmilde entwickelt. Beide sind immer noch nervös, wenn eines ihrer Bücher erschienen ist. Erst wenn die Rezensionen auf den entsprechenden Portalen befriedigend ausfallen, gibt sich das wieder. „Die Ideen gehen so schnell nicht aus, denn wir haben eine Liste, auf der sie notiert werden“, erzählt Michael Kobr, dem die besten Einfälle beim Autofahren kommen. Gesucht wird noch eine Möglichkeit, Kluftinger mit einem Thermomix-Abend zu verbinden.
Ob es mit dem beliebten Kommissar weitergeht wissen beide noch nicht, aber: „Wir schreiben bis ins hohe Greisenalter, weil das mehr Spaß macht als Schaffen“, verspricht Michael Kobr zum Schluss des Abends.