Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Obstbauer legt seine Aprikosen auf Eis
Heinz Martin aus Wolfzennen versprüht Wasser, um die Blüten vor Frost zu schützen
ERISKIRCH - Kalt erwischt: Mit einer dicken Eisschicht und einigen Heizgeräten versucht Heinz Martin mitten im März, seine Aprikosen, die in Vollblüte stehen, vor Frost zu schützen. Besonders hart ist der Kampf in der Nacht zu Donnerstag gewesen, die sich im Monat vertan haben muss und satte minus sechs Grad brachte. Das Ergebnis: Der Obstbaumeister aus Wolfzennen ist sehr müde, hat die Ernte aber wohl gemeinsam mit seinem Sohn Alex gerettet.
„Es war die vierte Nacht in Folge, in der wir nicht geschlafen haben“, berichtet Heinz Martin am Donnerstagmorgen. Um 21 Uhr legte er am Vorabend mit der sogenannten Frostschutzberegnung los. Das Ziel: Die Folientunnel, in denen die Aprikosenbäumchen frühlingsgemäß vor sich hinblühen, mit Wasser zu besprühen. Die Eisschicht, die sich daraufhin bildet, sorgt dafür, dass die Temperatur darunter nicht unter den Gefrierpunkt sinkt. „Weil aber die Folie nicht so dicht ist wie zum Beispiel ein Gebäude, beheizen wir die Tunnel zusätzlich von innen“, erklärt der Eriskircher Obstbaumeister.
Seine Aufgabe: Die ganze Nacht über zu kontrollieren, ob dieses heiß-kalte Zusammenspiel auch funktioniert. Wobei die Heizung nicht das Problem sei, sondern vielmehr das Wasser: „Wir versprühen auf einem halben Hektar 13 000 Liter pro Stunde und müssen dauernd schauen, wie dick die Eisschicht ist.“Denn zum einen soll der Frost nicht durchkommen, zum anderen besteht jedoch ab einem bestimmten Gewicht die Gefahr, dass die Konstruktion zusammenbricht.
Heinz Martin, seine Helfer und die Aprikosentunnel hielten dem Druck stand: Um ein Uhr sei der Eispanzer dick genug, aber nicht zu dick gewesen, „und wir haben bis heute morgen um 9 Uhr mit der Heizung weitergemacht“. 0 bis minus 1 Grad wäre für die Aprikosen wahrscheinlich zumutbar gewesen, bei minus sechs Grad hätte der Obstbauer die Ernte aber vergessen können – „so wie im vergangenen Jahr, als im April noch einmal strenger Frost kam“. Nach der Aktion in den vergangenen Nächten geht er davon aus, dass er seine elf verschiedenen Sorten von Anfang Juni bis Ende August ernten kann. Ausschlafen steht allerdings trotzdem nicht auf dem Programm. Im Gegenteil: Tagsüber heißt es derzeit, mindestens acht Stunden lang Bäume schneiden. Nicht umsonst baut Heinz Martin unter anderem auch Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen und die Apfelbeere Aronia an.
Apropos: Das restliche Obst hat die Kälte wohl einigermaßen überstanden. Ob die Pflanzen Schaden genommen haben, zeige sich zwar erst in den nächsten Tagen, „doch wir sind guten Mutes, dass alles gut gegangen ist“. Fehlt eigentlich nur noch eins, damit es dem Obstbaumeister richtig warm ums Herz wird: „Ich hab’ mich noch nie so auf den Frühling gefreut.“Das liege daran, dass seit vier Monaten Winter sei, und: „Ich habe keine Lust mehr, drei Jacken und zwei Hosen anzuziehen.“
„Ich hab’ mich noch nie so auf den Frühling gefreut.“ Obstbaumeister Heinz Martin ist es leid, drei Jacken und zwei Hosen zu tragen.