Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Uns geht es gut, anderen Kindern nicht“
Ailinger Grundschüler sammeln Spenden für das Ronald-McDonald Haus in München
FRIEDRICHSHAFEN - Kuchen backen und verkaufen, Tische schleppen, Aufräumdienst, einkassieren und Berichte schreiben, das haben die Kinder der Klasse 3/4d der Grundschule Ailingen geleistet, um Spenden zu sammeln. Die eingenommene Summe wird an das RonaldMcDonald-Haus in München gespendet. Dort leben Eltern, Geschwister oder andere Verwandte von Kindern mit Herzfehlern, die im Herzzentrum nebenan behandelt werden.
Die Idee für das Projekt hatten Lotta Hildebrand und Tabea Graf, beide besuchen die Klasse von Werner Liptau, der Lehrer der Dritt- und Viertklässler in Ailingen. Lotta Hildebrand hat einen Bruder, der eine Herzkrankheit hat und in München behandelt wird. Dadurch verbringt ihre Familie viel Zeit im RonaldMcDonald-Haus, um bei ihm zu sein. Das Projekt kam ins Rollen, als die beiden Mädchen merkten, dass man beim Sternsingen jedes Jahr viel Geld für einen guten Zweck einnehmen kann. Warum dasselbe nicht für ein Schulprojekt versuchen? Mit ihrer Idee gingen Lotta und Tabea zu ihrem Klassenlehrer Werner Liptau, der die beiden sofort unterstützen wollte und die ganze Klasse fragte, ob sie mit diesem Projekt einverstanden wären: „Alle waren dabei.“
Lehrer ist „Mädchen für alles“
Jeder der Schüler hat sich irgendwie eingebracht. Lehrer Werner Liptau selbst bezeichnet seine Rolle dabei eher als „Mädchen für alles“. Er besprach die Aktion mit der Schulsozialarbeiterin, dem Hausmeister und der Schulleitung. Das war wichtig, denn eigentlich trägt die Schule ein Gütesiegel für gesundes Essen. Kuchen steht also eigentlich nicht auf der Tagesordnung. Das Projekt wurde genehmigt und der Kuchenverkauf fand in einer Pause reißenden Absatz. „Alles ging ratzfatz weg“, sagt Werner Liptau.
Dabei kam auch das Thema auf, dass es für Kinder in anderen Ländern normal ist, selbst Geld verdienen zu müssen, weil die Familien arm sind. Viele Schüler fanden es schön zu wissen, dass sie mit ihrer Aktion anderen Kindern und Menschen geholfen haben, denn „uns geht es gut und anderen nicht“. „Wenn man anderen hilft, ist das ein gutes Gefühl“, sagten sie. Außerdem sei es schön, dass man sich auf die Hilfe und den Beistand seiner Klasse verlassen könne, denn alle hatten Lust auf das Projekt und waren dazu bereit, auf verschiedene Weise zu helfen.
Eingenommen hat die Klasse 3/4d 230 Euro, mit ein paar zusätzlichen Spenden sind es 260 Euro geworden. Bei der Nachfrage, ob die Klasse auch noch andere Projekte in dieser Form im Sinn habe, überschlugen sich die Schüler fast vor Begeisterung. Sie wollen solche Aktionen auf jeden Fall wiederholen, sind sie sich einig.
Das erste Sammeln von Spenden war quasi „als Versuchsballon losgelassen“worden. Vom Ronald-McDonald-Haus bekam die Klasse ein herzliches Dankeschön und bald sollen die Ailinger Kinder eine Urkunde für die Spende geschickt bekommen.