Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tausende Bienen schwirren in der Nikolauskirche
Zur Eröffnung von Felicia Gliddens Installation „Himmelsschwärmer“
FRIEDRICHSHAFEN - Ein bezauberndes Bild empfängt bis zum Erntedankfest Ende September die Besucher der Nikolauskirche: Tausende von Bienenwaben leuchten hinter dem Altar, Tausende von Bienen schwärmen um seidene Sonnenblumen entlang der Bankreihen. Mit einer Andacht und meditativer Musik ist am Donnerstagabend die Installation „Himmelsschwärmer“der Künstlerin Felicia Glidden eröffnet worden, die einen Sommer lang als Symbol der bedrohten Natur für das Thema Schöpfung steht, welches das Team der Offenen Stadtkirche St. Nikolaus mit vielerlei Veranstaltungen betrachten will.
Keyboard und Klarinette lockten zu den offenen Kirchentüren, später spielte Alain Wozniak auf der Orgelempore und Nikolai Gersak begleitete auf der großen Orgel. Wunderbar meditative, aber auch fröhliche Klänge waren es, die mit den Bienen summten, tanzten und jubilierten. Zweieinhalb bis dreitausend Papierbienen hat die in Friedrichshafen lebende amerikanische Künstlerin mit vielen Helferinnen und Helfern geschaffen, kunstvoll mit Fühlern und Beinchen ausgeschnitten und an feinen Drähten um die seidenen Blüten tanzend. Hinter dem Altar zieht sich eine gemalte Wabenwand in warmen Gelb- bis Rottönen entlang der Wand und verleiht der Kirche eine warme Atmosphäre.
Pastoralreferent Philip Heger erzählte vom Wunsch der Offenen Stadtkirche, beim Thema Schöpfung verschiedene Ebenen miteinander zu verbinden, ökologische, politische und spirituelle Gedanken anzusprechen. Gedanken zur Biene der hl. Teresa von Avila, des hl. Ambrosius und eines Kapuzinermönchs kreisten um die Bienen, die schon in der Bibel ob ihres Arbeitseifers, ihres „Staatswesens“und ihres meisterlichen Wabenbaus als beispielhaft betrachtet werden. Der Lorscher Bienensegen, ein althochdeutscher Segensspruch aus dem 10. Jahrhundert, stand am Ende der An- dacht. Wo heute die Bienen wie die Insekten überhaupt dramatisch bedroht sind – wie aktuell sind da Worte wie „Nun flieg, mein Tier, herbei. Im Frieden und im Schutz Gottes komme gesund heim.“
6000 Sechsecke werden zum Bild
Wie Felicia Glidden berichtete, hätten sie die Bienen, der Geruch und das Arbeiten mit Bienenwachs schon während des Studiums fasziniert, Arbeiten von Anselm Kiefer und Ai Weiwei hätten sie ebenso inspiriert. Eine Geduldsprobe sei es gewesen, die Bienen und das Wandbild mit rund 6000 Sechsecken zu schaffen, ihr Dank galt daher allen Helfern. Pfarrer Bernd Herbinger nannte die Kunst als ideale Mittlerin, um Verbindungslinien zu ziehen zwischen Kirche und Ökologie. Mit dem Thema „Himmelsschwärmer“wolle die Offene Stadtkirche eine vernehmbare Stimme gegen die bedrohte Natur erheben, aber auch Freude machen und durch die Kunst einen anderen Blick eröffnen, querdenken lassen. Zum Dialog fordern Mittagsgebet, Podiumsdiskussion, Lesungen, Film und ein Ausflug zur Birnau. Zum Programm liegt in der Kirche ein Flyer aus.