Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nachforschungen über Missbrauch bei Hilfsorganisationen
LONDON (AFP) - Das britische Parlament befasst sich erneut mit einem UN-Bericht über sexuelle Ausbeutung von Flüchtlingen in Afrika durch Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen. Die Mitarbeiter verlangten dem bereits 2001 erstellten Bericht zufolge in Flüchtlingslagern in Guinea, Liberia und Sierra Leone sexuelle Handlungen als Gegenleistung für Hilfe, wie die Zeitung „Times“am Dienstag berichtete. Auch Kinder waren demnach von den Übergriffen betroffen.
Mitarbeiter von 15 internationalen Organisationen sowie lokale Helfer hätten „häufig humanitäre Hilfe und Leistungen für die Flüchtlinge als Instrument der Ausbeutung eingesetzt“, heißt es in dem Bericht, den eine Forschergruppe dem UNFlüchtlingshilfswerk UNHCR 2001 vorlegte.
Nach Angaben der „Times“wurden die Übergriffe unter anderem durch Mitarbeiter von UN-Einrichtungen sowie der Nichtregierungsorganisationen International Rescue Committee (IRC) und des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) verübt. Die beiden Organisationen erklärten, seinerzeit personelle Konsequenzen gezogen zu haben.
Eine Zusammenfassung des Berichts war bereits 2002 publiziert worden, allerdings ohne die 67 Verdächtigen öffentlich zu benennen. Die „vertrauliche Liste“führte zu keinen Ermittlungen, wie die „Times“schrieb. Der Ausschuss für internationale Entwicklung des britischen Parlaments befasst sich nun mit dem Bericht, nachdem gegen die Hilfsorganisation Oxfam Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs in Haiti laut geworden waren.