Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auch Großbritannien fehlen Managerinnen
Gehaltsunterschiede müssen offengelegt werden
LONDON (AFP) - „Erbärmlich und herablassend“– so hat die britische Regierung die Versuche großer Unternehmen kritisiert, sich für das Fehlen von Frauen in ihren Führungsetagen zu rechtfertigen. Unabhängige Experten veröffentlichten am Donnerstag ihren jährlichen Regierungsbericht über Frauen in Führungspositionen in den 350 größten, an der Londoner Börse gelisteten Unternehmen. Ziel der Regierung ist, dass bis 2020 ein Drittel der TopManagement-Positionen großer Unternehmen mit Frauen besetzt ist.
Im Bericht werden die Fortschritte notiert: Im vergangenen Jahr gab es nur in zehn der 350 Unternehmen keine Frau im Verwaltungsrat. 2011 waren es noch 152 Konzerne. Aufgelistet werden auch Zitate der Unternehmen, warum es nicht mehr Frauen sind. „Das ist kein Posten, der zu ihr passen würde“– „Die meisten wollen die Scherereien und den Druck im Verwaltungsrat nicht“– „Die dort behandelten Probleme sind sehr komplex.“
Amanda Mackenzie, Chefin der Organisation Business in the Community, kommentierte die Liste der Ausreden mit den Worten, sie fühle sich wie in einer Zeit vor hundert Jahren. Sie wies aber gleichzeitig daraufhin, dass es auch Grund zum Optimismus gebe. Mackenzie nannte vor allem die neue Pflicht der britischen Unternehmen, die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen offenzulegen. Arbeitgeber mit mehr als 250 Beschäftigten müssen Angaben zur Bezahlung an die für Gleichberechtigung zuständige Regierungsbehörde übermitteln.