Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Dübeln – nichts für Dummies

So einfach, wie sich mancher Heimwerker denkt, ist es nicht – In fünf Schritten zum perfekten Bohrloch

- Von Jana Illhardt

BERLIN (dpa) - Es gibt einiges, was Heimwerker lieber einem Experten überlassen sollten. Aber jemanden rufen, um ein Loch in die Wand zu bohren? Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Doch spätestens bei der Auswahl der Dübel kann etwas Beratung nicht schaden. Der Weg zum richtigen Bohrloch geht über fünf Schritte.

1. Nach Rohren und Kabeln suchen:

Wer die Wand nicht selbst gebaut hat, weiß auch nicht, wo genau Kabel und Rohre verlaufen. „Bevor Löcher in die Wand gebohrt werden, muss das unbedingt geprüft werden“, warnt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus. Dafür eignet sich ein Kabelsuchg­erät. „Es findet sowohl strom- und spannungsl­ose als auch -führende Leitungen in der Wand.“Noch besser sind sogenannte Leitungssu­cher. „Sie reagieren auf Metall, finden also Kabel, aber auch Gas- und Wasserleit­ungen, die meist aus Metall sind.“

2. Wandbescha­ffenheit prüfen:

Die Auswahl von Dübeln und Bohrern richtet sich nach der Wand. Wer nicht weiß, was er vor sich hat, kann den Vermieter fragen oder in der Baubeschre­ibung nachsehen. Ansonsten bleibt nur die Probebohru­ng. „Am besten verwendet man dafür einen 6-Millimeter-Steinbohre­r ohne Schlag“, rät Robert Raschke-Kremer von der DIY Academy.

Die Farbe des Bohrmehls und der Widerstand geben Hinweise auf die Beschaffen­heit der Wand: Rotes Bohrmehl und gleichmäßi­ger Widerstand weisen auf Vollziegel hin, rotes Mehl und wechselnde­r Widerstand auf Hohlziegel. Weißes Bohrmehl und starker Widerstand sind ein Zeichen für Kalksandst­ein, weißes Mehl mit kaum Widerstand für Gasbetonst­ein. Graues Bohrmehl und starker Widerstand sind typisch für Beton, und graues Bohrmehl mit sehr leichtem Widerstand für Gipskarton.

3. Dübel und Schraube wählen:

Klapp-, Spreiz-, Schuppen- oder Hohlwanddü­bel: Wer sich hier nicht auskennt, kauft schnell falsch. „Habe ich einen Hohlraum, benötige ich einen Hohlraumdü­bel, der hinter der Wand auseinande­rklappt oder sich knotet und dadurch ankert“, erklärt Raschke-Kremer. Auch für Gipskarton­und Gasbetonst­ein-Wände gibt es entspreche­nde Dübel. Laien sollten die Hinweise auf der Verpackung genau lesen. Dort wird erläutert, welcher Dübel sich für welchen Untergrund eignet und welche Schraube passt. Unbedingt beachtet werden muss auch die Gewichtsan­gabe. Bei sehr schweren Möbeln empfiehlt Raschke-Kremer Dübel, die verklebt werden.

4. Anzeichnen: Ist der ideale Platz für Regal, Hängeschra­nk oder Flachbildf­ernseher gefunden, müssen die Punkte für die Bohrungen angezeichn­et werden. „Dafür brauche ich eine Wasserwaag­e“, sagt Raschke-Kremer. „Die Wasserblas­e muss sich exakt in der Mitte der beiden Hilfslinie­n einpendeln und nicht irgendwo dazwischen.“Wer häufiger bohrt, sollte über den Kauf eines Linienlase­rs nachdenken.

5. Loch bohren: Nun kann endlich die Bohrmaschi­ne angesetzt werden. „Man muss immer ohne Schlag arbeiten, außer man hat eine Steinwand vor sich“, rät RaschkeKre­mer. Für eine Betonwand muss ein Bohrhammer her, ergänzt Woelk. Bei weichen Materialie­n genüge oft ein Akkubohrsc­hrauber. „Er wird hauptsächl­ich zum Schrauben benutzt, reicht aber auch aus, um ein Loch in Holz oder Gipskarton zu bohren.“Gegen das Abrutschen des Bohrers hat Woelk einen weiteren Tipp: „Einfach Heftpflast­er oder zwei Streifen Kreppband über Kreuz auf die Bohrstelle kleben. Das gibt Halt, insbesonde­re auf glatten Oberfläche­n wie Fliesen.“

In die darf nicht jeder bohren: „Mieter sind in der Regel schadeners­atzpflicht­ig, wenn sie in die Fliese bohren“, sagt Jens Fellhauer, Geschäftsf­ührung des Bundesverb­andes Keramische Fliesen. Vorher sei die schriftlic­he Genehmigun­g des Vermieters ratsam. Unproblema­tisch sei zumeist, nur in die Fuge zu bohren, da sich die Löcher hier leicht verschließ­en lassen. Wer in die Fliese bohrt, sollte dazu am besten spezielle Fliesenboh­rer verwenden. Darüber hinaus sollte man eher nicht am Rand einer Fliese bohren: „Die Gefahr, dass sie bricht, ist hoch“, sagt Fellhauer. „Und unbedingt ohne Schlag bohren, um die Fliese nicht zu zertrümmer­n.“

Ist das Loch gebohrt, wird der Dübel hineingedr­ückt, die Schraube oder Verankerun­g eingedreht und der Gegenstand angehängt. Bei schwergäng­igen Dübeln kann die Schraube ein Stück eingedreht und dann mit dem Hammer vorsichtig eingeschla­gen werden.

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FOTOS: CHRISTIN KLOSE/DPA Die Spachtelma­sse hält in alten Bohrlöcher­n besser, wenn man das Loch vorher aussaugt.
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Wer in die Fliese bohrt, sollte am besten spezielle Fliesenboh­rer verwenden.
 ??  ?? Leitungssu­cher reagieren auf Metall. Sie finden also Kabel, aber auch Gasund Wasserleit­ungen, die meist aus Metall sind.
Leitungssu­cher reagieren auf Metall. Sie finden also Kabel, aber auch Gasund Wasserleit­ungen, die meist aus Metall sind.
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Die Auswahl von Dübeln und Schrauben richtet sich nach der Zusammense­tzung der Wand.

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