Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Löws Drei-Punkte-Masterplan
Eines muss man Joachim Löw lassen: Sein Timing ist nicht zu übertreffen. Dass der Bundestrainer das 0:1 gegen Mexiko exakt in einem Wochenende versteckt hat, an dem die Deutschen Schlimmeres zu fürchten hatten als eine Auftaktniederlage bei einer Fußball-Weltmeisterschaft – Respekt. Wir sind nicht einmal sicher, ob Löw und seine Mannschaft selbst das 0:1 gegen Mexiko bemerkt haben und ob sie überhaupt wissen, dass die frühe Heimreise droht. In Sotschi an der Promenade machte Löw zuletzt den Eindruck, als hätte er andere Sorgen als Resultate, nämlich gar keine. Klar, am Schwarzen Meer kann man’s auch ohne Fußball gut aushalten.
Auch Stürmer Thomas Müller hat entweder nichts mitgekriegt oder ist ein begnadetes Talent in der Disziplin Vergessen. Radio Müller, wie ihn seine Kollegen seines ausgeprägten Mitteilungsbedürfnisses wegen treffend nennen, sendet unbeirrt seinen altbekannten, unverwüstlichen Frohsinn.
Bestimmt hat die gute Laune im deutschen Kickerlager auch damit zu tun, dass die Trennung des deutschen Lieblingspaares Merkel/Seehofer zumindest verschoben ist. Die Politiker haben das Ihre getan, damit der Kopf frei ist fürs Schweden-Spiel. Was Löw jetzt noch braucht, ist ein Masterplan Nichtheimreise. Empfehlenswert scheint uns, es bei höchstens 62 Punkten zu belassen. Bei Überschreiten dieser Marke droht bekanntlich Ärger mit der Bundeskanzlerin. Um die freien Köpfe nicht gleich wieder zu überfordern, reichen vielleicht sogar drei Punkte: 1. Besser verteidigen, 2. Besser angreifen, 3. Gewinnen. (hü)