Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Chaos hält sich in Grenzen
Jugendschutzteam kontrolliert beim Seehasenfest – An welcher Stelle die meisten Minderjährigen trinken
Nach dem Feuerwerk folgt der Ansturm auf Busse und Bahnen.
FRIEDRICHSHAFEN - Sie sind dafür verantwortlich, dass Jugendliche Alkohol ausleeren und ihre Zigaretten in den Müll werfen müssen: das Jugendschutzteam der Polizei in Friedrichshafen. Die Polizisten haben Minderjährige beim Seehasenfest abends und nachts auf Drogen und Alkohol kontrolliert.
Freitag, 18.30 Uhr – Besprechung beim Polizeiposten FriedrichshafenAltstadt. Peter Miller, hauptamtlicher Jugendsachbearbeiter bei der Polizei Friedrichshafen, bespricht mit seinen Kollegen, wie die Teams aufgeteilt werden. Mit dabei sind zwei Kollegen aus dem Streifendienst und zwei Kollegen aus der Prävention. Die Polizisten aus der Prävention kümmern sich unter anderem darum, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren über Dinge aufzuklären, die sie wissen sollten. Bei Jugendlichen geht es auch um Aufklärung bei Themen wie Alkoholmissbrauch oder K.o.-Tropfen.
18.41 Uhr – Die Teams sind aufgeteilt: Peter Miller geht mit seinen beiden Kollegen Dietmar Meisolile von der Prävention und Anna Frik vom Streifendienst zunächst in Richtung Hafenmole am hinteren Hafen. „Da gibt es viele Jugendliche, die sich unbeobachtet fühlen und denken, dass dort nicht kontrolliert wird“, erklärt Miller. Er kennt sich mit dem Thema gut aus, da er seit 13 Jahren im Jugendschutz arbeitet. Viele junge Leute erkenne er auf der Straße wieder, mit denen er bei seiner Arbeit zu tun hatte. 19.10 Uhr – Das Team trifft auf eine Gruppe von Jungen, die rauchen. Die Polizisten zeigen ihren Ausweis und wollen wissen, wie alt sie sind. „Ich bin 2005 geboren“, sagt einer der Jungs. Er will nicht zugeben, dass er geraucht hat, obwohl die Hälfte seiner angebrochenen Zigarette noch glimmend auf dem Boden liegt. Peter Miller ruft die Eltern an, will herausfinden, ob die wissen, dass ihr Sohn raucht. Anna Frik sagt: „Viele Eltern sind dankbar für so eine Information. Sie können dann das Gespräch mit ihren Kindern suchen.“Einer der Jugendlichen muss seine Zigarettenschachtel wegwerfen. „Muss ich das jetzt selber machen? Das tut weh“, sagt der 13-Jährige.
19.55 Uhr – Viel ist inzwischen nicht passiert. „Heute ist ein ruhiger Tag“, sagt Anna Frik.
20.30 Uhr – Das Jugendschutzteam trifft auf 16-jährige Jugendliche, die sich gemeinsam eine Flasche Jägermeister teilen. „Angebrochene Flaschen müssen rituell ausgeleert werden“, erklärt Dietmar Meisolile. Schließlich sei es im Jugenstrafrecht wichtig, die Jugendlichen nicht zu bestrafen, sondern sie zu erziehen. Peter Miller erklärt: „Uns ist wichtig, dass man mit den jungen Leuten menschlich umgeht. Die sollen ja auch was lernen. In den allermeisten Fällen hilft die Erziehung auch etwas.“So seien jugendliche Straftäter oft im erwachsenen Alter keine Straftäter mehr. Hauptdelikte bei Jugendlichen sind übrigens Diebstähle, Körperverletzung und der Konsum von Drogen. „Kiffen ist da so ein jugendtypisches Ding“, sagt Miller.
21.25 Uhr – Peter Miller hat einen erwachsenen Straftäter am hinteren Hafen entdeckt, der eigentlich nicht auf dem Seehasenfest sein dürfte. „Der Mann hat ein Aufenthaltsverbot für das Seehasenfest. Den würde man schon als gefährlich einschätzen.“Das ist der Grund, warum Peter Miller den Mann nicht selbst zur Rede stellt, sondern sich Verstärkung bei seinen Kollegen holt.
Eine Gruppe aus geschätzt fünf bis zehn Polizisten kommt, um den Mann vom Seehasenfest abzuführen. Obwohl das Team für den Jugendschutz unterwegs ist, ist so etwas wichtig für den Gesamtbetrieb bei der Polizei. „Ich kann da nicht wegschauen, nur weil es kein Jugendlicher ist“, sagt Peter Miller.
22 Uhr – Der Straftäter wurde von der Polizei abgeführt und Peter Miller kann mit seinem Team weitergehen. Wirklich viel hat das Jugendschutzteam aber heute nicht zu tun. „Wir sind mittlerweile auch verbrannt“, sagt Anna Frik. Das bedeutet, dass die Jugendlichen schon wissen, dass das Team unterwegs ist und kontrolliert. Sie wissen auch, wie die Polizisten inkognito aussehen. Schlimm ist das aber nicht: Schließlich gebe es dann weniger Straftaten auf dem Fest, die verübt werden. Peter Miller sagt: „Das Schöne an der Arbeit im Jugendschutz ist, dass man bei den jungen Leuten noch etwas bewirken kann. Man hat einfach eine positive Rückmeldung.“