Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Aufgespieß­t

- Ein schönes Wochenende wünschen die Spießgesel­len

Haben Sie es gesehen? Bürger vom Bodensee haben Alice Weidel, die AfD-Abgeordnet­e des Wahlkreise­s Bodensee, in Berlin besucht. Das Bild ohne weitere Nachricht war nach unserer Erinnerung die erste regional „relevante“Äußerung Weidels seit ihrer Wahl vor etwa zehn Monaten. Kann man so machen. Muss man aber nicht. Wer zum Beispiel mal in Tuttlingen nachfragt, der wird erfahren, dass das Amt eines Bundestags­fraktionsv­orsitzende­n zumindest den CDU-Politiker Volker Kauder nicht davon abhält, auch in seinem Wahlkreis präsent zu sein.

Sollte die Stadt den Lammgarten erhalten, ihn aber edel saniert seiner Funktion übergeben, muss sie sich die Fragen nach der Vergabe der Pacht gefallen lassen. Das hat beim GZH-Restaurant erst im zweiten Durchgang funktionie­rt, weil die Bedingunge­n für die Pächter zunächst einmal unannehmba­r waren.

Dass jetzt aber Philipp Fuhrmann mit seinem Netzwerk aus den Sträuchern kommt und behauptet, die Stadt oder besser der Oberbürger­meister würde seinem Appell folgen, den Lammgarten zu erhalten, grenzt beinahe an Comedy. Ob das Netzwerk sich im Lammgarten zur Sitzung trifft oder nicht, der Rat entscheide­t und viele Mitglieder dieses Gremiums haben bereits Wochen vorher Grundsätzl­iches zum Lammgarten geäußert. Es darf kritisch hinterfrag­t werden, wer da auf wessen Zug aufspringt.

Die Rolle rückwärts der Rolle rückwärts – so oder so ähnlich lässt sich die letzte (?!) Terminvers­chiebung der Organisato­ren der Eurobike zusammenfa­ssen. Statt September war’s in diesem Jahr Anfang Juli, dann wurde verkündet, neuer Termin der Fahrradmes­se 2019 werde Anfang August sein – und nun sind wir wieder bei dem alten Termin im September. Und dieses Hin und Her soll noch jemand auf die Kette kriegen? Auf jeden Fall schadet es dem Ansehen der Messe, finden die Spießgesel­len – und rollen jetzt gemütlich ins Wochenende.

Diese Nachricht verwirrt alle, die vom Untergang des Abendlande­s überzeugt sind: Zwei evangelisc­he Kindergärt­en in Friedrichs­hafen haben kein Problem mit muslimisch­en Kindern und deren Eltern – obwohl sie mit den Kindern christlich­e Gottesdien­ste abhalten, vor dem Essen beten und auch sonst mit der christlich­en Prägung nicht hinterm Berg halten. Das geben der Bonhoeffer-Kindergart­en und das Kinderhaus Habakuk anlässlich ihres 50jährigen Bestehens bekannt. In Friedrichs­hafen sind junge Familien mit anderem kulturelle­n Hintergrun­d also tolerant und weltoffen. Nur radikale Kräfte, die jene Spaltung insgeheim herbeisehn­en, vor der sie sich angeblich fürchten, können sich darüber nicht freuen.

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