Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kurt Weißhaupt ist im Alter von 79 Jahren gestorben
Der Firmengründer und Chef der KTW Konstruktion-Technik GmbH war ein unternehmerisches Musterbeispiel
FRIEDRICHSHAFEN (sig) - Wenige Tage nach seinem 79. Geburtstag ist der Gründer und Chef der Firma KTW Konstruktion-Technik, Kurt Weißhaupt, an den Folgen eines Sturzes in seinem Haus in Bodolz gestorben. Er war bis zuletzt noch als Geschäftsführer für Controlling und Finanzen in seinem prosperierenden Unternehmen tätig. Er war ein Häfler Urgestein, der in seiner Heimatstadt viele Spuren hinterlässt. Beerdigt wird er am Freitag.
Es sind die schwäbischen Tugenden wie Schaffen und Können, die Kurt Weißhaupt verinnerlicht und gelebt hat. Und ihn letztlich zu einem überaus erfolgreichen Unternehmer werden ließ. Kurz vor Kriegsbeginn, am 6. Juli 1939, erblickte Weißhaupt in der Löwentalsiedlung das Licht der Welt. Eine Welt, in der sich Elend anbahnte. Nur mit Glück überlebte er mit der Mutter und Bruder Erwin einen Volltreffer auf das Elternhaus. Der Vater war im Dienst und musste bei seiner Rückkehr sein gerade finanziertes Haus in Trümmern erleben.
Später in der Schule gab es Schülerspeisung, Milchnudeln waren ein Spezialgericht. Als „Unterernährter“durfte er zu einem Bauer auf dessen Hof nach Ailingen, und als Schweizerkind einen Tag nach St. Gallen. Der Lichtblick: Im VfB- Fußball war er Teil der A-Jugend, was damals das Größte war, was einem Buben in Friedrichshafen passieren konnte. Bis zuletzt hielt er seinem VfB die Treue – als Sponsor.
Nach Lehr- und Wanderjahren, unter anderem in der Schweiz, absolvierte er mehrere Fachschulausbildungen und arbeitete als Konstrukteur in verschiedenen Firmen. 1969 machte er sich selbständig und gründete mit einem Partner ein Konstruktionsbüro, das 18 Jahre lang bestand.
Kurt Weißhaupt kannte die Häfler Nachkriegsgeschichte – und hier vor allem die der Betriebe – wie kaum ein Zweiter. Ihm zuzuhören bedeutete das Erleben von purer Lokalgeschichte.
Mit 48 Jahren gründete er am 1. Juli 1987 die Firma KTW. Sie war im Zulieferbereich mit Konstruktionen in der Fertigungstechnik tätig. Es war die Zeit, als die digitale Technik auf dem Vormarsch war, die für die junge Firma die erste große Herausforderung darstellte. Die CAD-Technik machte das Reißbrett überflüssig, Weißhaupt schuf sich ein Standbein im tschechischen Pilsen, zog von der Häfler Aisteg- in die Adelheidstraße um, 2003 ins Seewiesenesch. Er investierte in neue Techniken und feierte 2008 die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts. Zwei Jahre später wurde KTW zum Familienunternehmen. Tochter Nadine stieg als Geschäftsführerin ins Unternehmen ein und 2015 wurde Michael Reitter Geschäftsführer für den operativen Bereich. Mitte 2016 gründete Kurt Weißhaupt nahe Budapest die KTW Hungary KfT. Ab sofort war man in Osteuropa den Kunden (ZF in Eger) in dieser Region näher.
Heute ist KTW ein Unternehmen mit knapp 60 Mitarbeitern, das besser dasteht als jemals zuvor. Dank des Firmengründers, der sich auch noch im hohen Alter den Herausforderungen stellte und seinen Mitarbeitern ein Arbeitgeber mit sozialem Gewissen war. Ganz im Geiste des Grafen Zeppelin, den er sein erfülltes Leben lang bewundert hat.
Kurt Weißhaupt wird am Freitag, 27. Juli, um 13 Uhr auf dem städtischen Friedhof in Friedrichshafen beerdigt.