Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die höflichen Beamten von Gabarone
Botswana ist ein Wüstenstaat im südlichen Afrika mit gerade einmal zwei Millionen Einwohnern, die aber in der Hauptstadt Gabarone über ein architektonisch höchst ungewöhnliches Parlamentsgebäude verfügen. Vor einer Halle mit geschwungenem Dach befindet sich eine Art modernistischer Laubengang mit ebenfalls geschwungenem Sonnenschutz, das Ganze wird überragt von einem luftigen Glockenturm. Ein Bauwerk also, das sich für ein Erinnerungsfoto geradezu aufdrängt. Wir schreiben die frühen Nullerjahre, als analoge Kameras (das sind die mit einem echten Film drin) noch üblich sind. Kaum haben wir auf den Auslöser gedrückt, kommt von links hinten ein scharfer Ruf. Die botswanische Staatspolizei findet es verdächtig, wenn Ausländer das Parlament fotografieren. Sicherheitsbereich! Höflich, aber bestimmt fordern die Beamten die Herausgabe des Films. Meine Begleiterin allerdings beklagt lautstark, dass die Polizisten ihr wohl alle schönen Erinnerungen aus Botswana rauben wollten – schließlich ist der Film fast voll, und die meisten Fotos zeigen sicherheitspolitisch unverdächtige Krokodile oder Elefanten. Zum Glück ist auch den Polizisten daran gelegen, dass die Gäste aus Europa daheim die Schönheit Botswanas präsentieren konnten. Der Film wird beschlagnahmt, aber die entwickelten Negative können wir am nächsten Tag auf der Polizeiwache abholen. Die Elefanten und Krokodile sind alle noch da – nur das die nationale Sicherheit gefährdende Foto vom Parlament hat man fein säuberlich herausgeschnitten.