Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Der neue Honda CR-V pfeift auf den Diesel
Üppige technische Aufrüstung für den kompakten SUV – Mehr Platz im Innenraum
In einer komplett überarbeiteten Version fährt der Honda CR-V im Herbst bei den Händlern vor. Technisch haben die Japaner den kompakten SUV in der fünften Generation kräftig aufgerüstet. Auch optisch hat er an Kontur gewonnen: Er tritt mit geschärftem Design an, bietet mehr Platz und höheren Komfort, besitzt eine größere Bodenfreiheit und eine steifere Karosserie.
Doch bei der Motorisierung wurde abgespeckt. Ein Dieselantrieb wird auf dem europäischen Markt nicht mehr verfügbar sein. Der Honda CR-V ist nur noch mit einem aufgeladenen 1.5-Liter-VierzylinderBenziner zu haben. Dieser kommt auch im aktuellen Honda Civic zum Einsatz und leistet mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe 173 PS, mit der CVT-Automatik 193 PS. Eine Hybrid-Version folgt 2019. Zu den Preisen sagten die Honda-Manager bei der Fahrvorstellung in Kitzbühel in der vergangenen Woche noch nichts.
Mit 4,6 Metern ist das neue Modell gleich lang wie das aktuelle, doch die Karosserie ist 22 Millimeter breiter geworden (2,1 Meter mit Außenspiegeln), der Radstand bis zu 33 Millimeter länger (2,7 Meter), und die Bodenfreiheit hat bis zu 43 Millimeter auf 198 beziehungsweise 208 Millimeter zugelegt. Dieses Wachstum ist vor allem im Innenraum spürbar. Große Menschen haben vorne und hinten gleichermaßen genügend Platz.
Viel Platz fürs Gepäck
Für die Allradmodelle lässt sich sogar eine dritte Sitzreihe ordern, sodass sieben Leute unterkommen. Die Honda-Ingenieure haben sich für den möglichst bequemen Zustieg einen cleveren Klappmechanismus ausgedacht. Der Gepäckraum erweist sich mit 561 Litern für einen SUV als beachtlich groß. Bei umgeklappter Rückbank (60:40) schluckt er 1,83 Meter lange Gegenstände und fasst 1123 Liter. Auf Wunsch öffnet sich die Heckklappe nach einem Kick unter den Stoßfänger.
Im Innenraum fühlen sich Fahrer und Passagiere auf Anhieb gut aufgehoben. Die Sitze sind bequem und bieten guten Halt. Die Bedienkonsole ist übersichtlich gestaltet. Der Fahrer hat – wie im neuen Civic – ein voll digitalisiertes, gut ablesbares Display im Blick. Optional ist zum ersten Mal im CR-V ein Head-up-Display erhältlich, das unter anderem auch die Navigationsdaten anzeigt. Die Plastikscheibe fährt auf Knopfdruck aus und ist selbst mit Sonnenbrille gut nutzbar. Die Innenverkleidung der Türen und die Armaturentafel mit integriertem Touchscreen machen einen hochwertigen Eindruck. Während Navi- und Infotainmentfunktionen nur mit Wischbewegungen auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm gesteuert werden, lässt sich die Lautstärke nach wie vor mit einem Drehregler einstellen. Armauflagen verfügen über angenehme Textilpolster, und sowohl in der Mittelkonsole als auch in den Türen gibt es üppig Ablagen.
Lärm bleibt draußen
Den Fahrkomfort steigert ebenfalls eine recht wirksame Dämmung, die die Kabine weitgehend von Motor-, Wind- und Abrollgeräuschen abschirmt. Das liege einerseits an der neuen Karosseriestruktur sowie den Isolierungen und Dämmmaterialien, heißt es bei Honda. Einen wichtigen Beitrag leiste aber auch die erstmals im CR-V verwendete Aktive Noise Cancellation (ANC). Dabei überwachen zwei im Innenraum installierte Mikrofone die Geräuschentwicklung. Bei Bedarf werden entgegengesetzte Audiosignale erzeugt, die den Lärm neutralisieren.
Neben einer erhöhten passiven Sicherheit verfügt der Honda über eine Vielzahl von Assistenz- und Sicherheitssystemen, die gegebenenfalls auch aktiv eingreifen. Optisch, akustisch und zusätzlich durch einen vibrierenden Gurtstraffer wird der Fahrer auf eine drohende Kollision hingewiesen. Tritt er trotzdem nicht auf die Bremse, wird eine Notbremsung eingeleitet. Der Honda kann automatisch in der Spur bleiben und die Distanz zum Vorausfahrenden einhalten. Er erkennt Verkehrszeichen und passt die Geschwindigkeit ans Tempolimit an. Radarsensoren überwachen den Parkvorgang und melden auch Fahrzeuge, die sich im toten Winkel der Rückspiegel befinden. Die optionale Rückfahrkamera schaut auch nach unten. Mehr Hilfe braucht der SUV-Chauffeur nicht.
Der neue CR-V kann durch ausgewogene Fahreigenschaften überzeugen. Vorne steht er auf McPhersonFederbeinen, die der elektrischen Servolenkung artig gehorchen und Vibrationen vom Lenkrad fernhalten. Hinten sorgt eine Multilenkerachse für Fahrstabilität. Hydraulische Lagerbuchsen an Vorder- und Hinterachse bügeln zusätzlich Fahrbahnunebenheiten weg. Die Bremsen reagieren sensibel und können dennoch richtig zubeißen. Trotz des Zuwachses an Bodenfreiheit bleibt der Fahrzeugschwerpunkt unverändert. Von der Unart älterer SUVs, sich in Kurven zu neigen, ist im Honda nichts zu spüren.
Agil und durchzugsstark
Die 1.5-Liter-Maschine gibt sich sowohl mit Handschaltung (173 PS) als auch mit CVT-Getriebe (193 PS) agil und durchzugsstark. Sie beschleunigt das Fahrzeug in 9,3 beziehungsweise 9,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Erst bei 210 km/h ist dann Schluss. Die 20 PS und 23 Newtonmeter Drehmoment mehr, die Honda dem Automatikgetriebe spendiert, wirken sich in der Leistungsfähigkeit nicht spürbar aus. Dennoch dürfte das CVT-Getriebe die bessere Wahl sein. Es simuliert sieben Gangstufen harmonisch und lässt beim Beschleunigen den gefürchteten Gummibandeffekt weitgehend hinter sich.
Von der im aktuellen CR-V verbauten Neungang-Automatik von ZF hat sich Honda offenbar verabschiedet. Doppelkupplungsgetriebe werden mit zunehmender Hybridisierung ohnehin bald der Vergangenheit angehören, ist von Honda-Ingenieuren zu hören. Beim Verbrauch gibt es Unterschiede. Mit Handschaltung kommt der SUV auf den Teststrecken mit 6,2 Litern aus, mit Automatik zeigt das Display 7,2 Liter an. Womöglich liegt das auch am Leergewicht des Fahrzeugs. Je nach Ausstattung und Antrieb schwankt es zwischen 1,5 und 1,7 Tonnen.
Ob bisherige Diesel-SUV-Fahrer auf den Benziner umsteigen oder sich mit der Hybridversion anfreunden, muss sich zeigen. Honda lässt sich jedenfalls ein Hintertürchen für den Selbstzünder offen. In Thailand und anderen asiatischen Ländern wird der CR-V nach wie vor mit Dieselaggregaten ausgeliefert. Mit europäischen Standards sind diese jedoch nicht vereinbar, gab CR-V-Projektleiter Hiromichi Tsushima in Kitzbühel zu bedenken.