Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Atalante hat eine Uraufführung im Programm
Das Streichquartett begeistert bei den Schlosskonzerten Langenargen
LANGENARGEN - Auch beim erneuten Auftritt in Langenargen hat das Atalante Quartett einen großartigen Kammermusikabend im Schloss gegeben. Neben ausgesuchten Streichquartetten von Haydn und Brahms, präsentierten Julia Kürner und Elisabeth Eber, Violinen, Thomas Koslowsky, Viola und Lisa Kürner, Violoncello sogar eine Uraufführung mit einem Werk von Ingo Ingensand.
Im Streichquartett Nr. 5 aus der Reihe op. 76 von Joseph Haydn zu Beginn überzeugten die „jungen Meister“mit großer Homogenität. Nach der Vorstellung des Hauptthemas im Allegretto in der ersten Violine im schwingenden SicilianoRhythmus gelang der Kontrast im Moll-Mittelteil als klare kontrapunktische Variation. Den zweiten Satz Largo begann die erste Violine ebenso mit einer organisch an- und abschwellenden Melodie über lang gehaltenen Akkorden. Wunderschön die Wiederholung der Melodie in hoher Lage, die Übernahme durch die dunkler gefärbte Viola und die Wendung durch das tief geerdete Violoncello nach fis-Moll.
Gerade der feinsinnige Umgang mit den melodisch-harmonischen Entwicklungen führte zum geforderten ernsthaften Charakter bis zum „sanften motivischen Verlöschen des Endes“. Unbeschwert, im runden Quartettklang, auch mal derbe Akzente setzend, das Menuett, mit spannungsgeladenem Trio in der Mitte. Nach mehrmaligem „Tusch“kostete das Quartett im finalen Presto mit überraschender Dynamik, witzigen Melodiefloskeln die humorvolle Seite der Komposition voll aus.
Die Mitglieder des Atalante Quartetts haben ihren Lebensmittelpunkt beim Bruckner Orchester in Linz. Dort begegneten sie dem in Hannover 1951 geborenen Ingo Ingensand. Der ist heute, neben seiner Tätigkeit als Komponist und Dirigent, unter anderem Resident Conductor bei eben diesem Sinfonieorchester. Für das aufstrebende Streichquartett hat er nun das dreisätzige Werk „Versöhnung“geschrieben, das in Langenargen uraufgeführt wurde. Das stark von der Romantik geprägte Quartett, völlig ohne „moderne“Spieltechniken, lebte von starken, emotional geprägten Ausdruckswechseln auf engstem Raum. Harte Skalen, explosive Abschnitte, harmonische Erweiterungen bis zur scharfen Dissonanz standen sonore Solo-Kantilenen, ruhiger Quartettklang oder gesteigerte Unisonopassagen gegenüber. Es gab viel wohlwollenden Beifall vom Publikum für die engagierte Präsentation des neuen Werkes.
Sehr deutlich herausgearbeitet waren die kontrastierenden thematischen Charaktere in den beiden Ecksätzen des Streichquartetts Nr. 2 aMoll op. 51 von Johannes Brahms: Ruhiger Gesang gegenüber bewegter Terzenseligkeit oder ungarische Energie gegenüber einfacher Ländlermelodik. Immer durch Blickkontakt verbunden, gelang dem Quartett eine mustergültige Interpretation mit wirklich konsequenter Gleichberechtigung aller Stimmen. Trotz komplizierter kontrapunktischer Verwebungen führte eine spielerische Leichtigkeit zu schwebendem Ausdruck. In den Mittelsätzen hörte man das für Brahms typische, verhalten bewegte Klangbild.
Für den reichhaltigen Applaus gab es als Zugabe, im fein ausgespielten vierstimmigen Satz, eine kleine „Sarabande“von Felix Blumenfeld.