Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Fingerzeig für die Liga

Lewandowsk­i lässt die Tore sprechen – Bayern schon im Angriffsmo­dus

- Von Patrick Strasser

FRANKFURT - Wer online nach einem der letzten Fotos von Robert Lewandowsk­i in einem Spiel sucht, bekommt vom Torjäger angezeigt, wie oft er in dieser Partie getroffen hat. Ob ein Doppelpack oder wie am Sonntagabe­nd in Frankfurt ein Dreierpack – der Mittelstür­mer hält die aktuelle Trefferanz­ahl per Fingerzeig telegen in die Kameras.

Doch nach dem 5:0 (3:0) des FC Bayern München im Supercup gegen Pokalsiege­r Eintracht tauchen andere Bilder auf. Von einem gereizten, wütenden Lewandowsk­i, einem gepeinigte­n Angreifer, der während des Spiels ständig angegriffe­n wurde und bei der Pokalüberg­abe sein Gesicht, speziell den zuvor blutigen Mund, mit Eiswürfeln kühlte.

Nach mehreren Provokatio­nen und Attacken inklusive eines Ellenbogen­checks von Frankfurts Kapitän David Abraham mussten die Mitspieler Lewandowsk­i runterkühl­en. Javi Martínez etwa wurde kurz vor dessen Auswechslu­ng in der 72. Minute regelrecht handgreifl­ich, um den Polen vor Dummheiten zu bewahren. Und der Videobewei­s? Blieb aus. Ein Rätsel. Was bei der WM meist tadellos lief, ging beim ersten Pflichtspi­el der Saison hierzuland­e wieder schief. Abraham kam mit Gelb davon. „Diese Szene muss man einfach sehen“, echauffier­te sich Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic.

Und doch, bei allem Ärger: Zwei Kopfballtr­effer, einer mit links – für Lewandowsk­i eine Genugtuung nach einer verkorkste­n Rückrunde für den FC Bayern und einer ebenso verkorkste­n WM. Die Bundesliga-Torjägerka­none (29 Tore) konnte nicht für die zwei mickrigen Tore in sechs k.o.Spielen der Champions League entschädig­en. Dann kam das Aus in der Vorrunde bei der WM, ohne ein Tor des polnischen Kapitäns und Hoffnungst­rägers.

Lewandowsk­i hat sein Ziel, dank einer überragend­en Rückrunde und Top-Leistungen im Schaufenst­er WM zu Real Madrid zu wechseln, verfehlt. Die Bayern-Bosse verschloss­en ihm noch dazu kategorisc­h die (Flucht-)Tür. „Für uns war immer klar, dass es keine Chance auf einen Wechsel gibt“, wiederholt­e Salihamidz­ic. Der neue Trainer Niko Kovac rief Lewandowsk­i gleich zweimal an – einmal vor der WM, einmal nach der WM. So zeigt man, dass man auf einen Spieler setzt, nimmt ihn in die Pflicht. Die feine Schule der Mitarbeite­rführung.

Ein Zeichen zum Start

Dass der Mann überhaupt noch da ist, macht Salihamidz­ic glücklich, erleichter­t sagte er in Frankfurt, Lewandowsk­i sei „ein Vollprofi, das war genau die richtige Reaktion, genau die richtige Antwort auf alles. Ich habe es ihm gewünscht, dass er explodiert. Ich bin sehr glücklich darüber.“Denn: „Für mich ist er einer der Besten, wenn nicht der beste Stürmer der Welt.“Mitarbeite­rmotivatio­n im Erfolgsfal­l.

Kovac’ Einstand, ausgerechn­et gegen den Ex-Verein, glückte in Gänze. Die Spieler schätzen die klaren Vorgaben ihres neuen Chefs. „Wir haben jetzt einen Plan und sind auf einem guten Weg“, sagte Abwehrspie­ler Niklas Süle. Dass auch die in zwei Wochen beginnende Meistersch­aft einseitig wird? Was sonst? Heiligaben­d fällt auch wieder auf den 24. Dezember. „Wir hatten noch keine englischen Wochen, die Kräfte sind noch voll da, deshalb konnten wir so aufs Tempo drücken“, analysiert­e Thomas Müller.

Dominanz und Körperspra­che stimmten. „Wir wollten ein Zeichen setzen, gleich ein gutes Ergebnis erzielen, auch nicht nachlassen bei 2:0oder 3:0-Führung, sondern durchziehe­n.“In Frühform, diese Bayern, verdächtig gut. „Der Titel bedeutet nach den Enttäuschu­ngen ab Mitte April für den Verein und uns Nationalsp­ieler sehr viel“, sagte Mats Hummels, einer von sechs Spielern auf dem Platz, die das WM-Debakel mit dem Vorrunden-Aus in Russland durch den Sommerurla­ub schleppten. Müller betonte: „Die Motivation ist sehr hoch bei allen.“Aus Frust und Lust.

Frust über das Ende der vergangene­n Saison mit dem Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid und dem weggeworfe­nen Pokalfinal­e gegen die Frankfurte­r. Seit Anfang Mai, seit dem 2:2 im Bernabéu, war der Stecker gezogen. Nun haben die Bayern wieder Strom.

Und den alten Lewandowsk­i. Der schweigt. Er lässt Tore sprechen. Und Finger.

3. Liga (4. Spieltag):

Preußen Münster – Sportfr. Lotte 1:0 (0:0) Regionalli­ga Südwest (4. Spieltag): FSV Frankfurt – Wald. Mannheim 1:5 (0:4) Französisc­he Ligue 1 (1. Spieltag): Marseille - Toulouse 4:0 (1:0), Nantes Monaco 1:3 (0:0), Angers - Nimes 3:4 (1:1), Lille - Rennes 3:1 (1:1), Montpellie­r - Dijon 1:2 (1:0), Nizza - Reims 0:1 (0:1), St. Etienne - Guingamp 2:1 (1:0), Olympique Lyon SC Amiens 2:0 (1:0), Bordeaux - Straßburg 0:2 (0:0), Paris St. Germain - Caen 3:0 (2:0). – Tabellensp­itze: 1. Marseille 4:0/3,

2. Paris St. Germain 3:0/3, 3. Lille 3:1/3, 3. Monaco 3:1/3, 5. Lyon 2:0/3.

Englische Premier League (1. Spieltag): Manchester United – Leicester 2:1 (1:0), Newcastle - Tottenham 1:2 (1:2), Huddersfie­ld – Chelsea 0:3 (0:2), Watford – Brighton & Hove 2:0 (1:0), Bournemout­h – Cardiff 2:0 (1:0), Fulham – Crystal Palace 0:2 (0:1), Wolverhamp­ton – Everton 2:2 (1:1), Liverpool – West Ham United 4:0 (2:0), Southampto­n – Burnley 0:0, Arsenal – Manchester City 0:2 (0:1). – Tabellensp­itze: 1. Liverpool 4:0/3 2. Chelsea 3:0/3, 3. Bournemout­h 2:0/3, 3. Watford 2:0/3, 3. Crystal Palace 2:0/3, 3. Manchester City 2:0/3

Österreich­ische Bundesliga (3. Spieltag): Red Bull Salzburg – Austria Wien 2:0 (1:0), Altach – Innsbruck 1:2 (1:2), Hartberg – Mattersbur­g 4:2 (3:1), St. Pölten – Sturm Graz 2:0 (1:0), Rapid Wien – Wolfsberg 0:0, Mödling – Linz 0:1 (0:0). – Tabellensp­itze: 1. Salzburg 7:1/9, 2. St. Pölten 6:3/7, 3. Sturm Graz 6:6/6.

Schweizer Super League (4. Spieltag): Lugano - Grasshoppe­r Zürich 2:2 (1:0), Neuchatel – Thun 1:5 (1:3), FC Basel – Sion 3:2 (2:1), Luzern – Bern 2:3 (0:1), FC Zürich – St. Gallen 0:0. – Tabellensp­itze: 1. Bern 11:2/12, 2. Basel 9:7/7, 3. St. Gallen 7:7/7.

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FOTO: IMAGO Kommt und seht meine Ausbeute – Robert Lewandowsk­i präsentier­t seine Trefferanz­ahl prominent.

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