Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Interessie­rte erhalten Einblick ins Schwörer-Haus

Florian Schwörer führt am Tag des offenen Denkmals durch das alte Gemäuer

- Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Ein stolzer Florian Schwörer hat am Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, zusammen mit dem Heimatvere­in das „Schwörer-Haus“am Kreisel in der Hauptstraß­e präsentier­t. Als fünfte Schwörer-Generation bewohnt er mit seiner Familie das historisch­e Fachwerkha­us.

Prägend für das Ortsbild ist das mächtige Schwörer-Haus neben der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Jodokus seit vielen Generation­en. Inzwischen heißt sogar der neuzeitlic­he Kreisel davor Schwörer-Kreisel und im Erdgeschos­s betreiben die Schwörer-Töchter Heidi und Susanne das Bistro „Zum Pulverturm“.

Auch der Spruch an der Fassade scheint heute noch Gültigkeit zu haben, wenn man die aktuelle Bautätigke­it entlang der Hauptstraß­e betrachtet: „Wer da bauet an den Straßen, muss die Leute reden lassen. Wenn’s nach allen Leuten Wunsch wird geh’n, würd‘ dieses Haus hier nicht mehr steh’n.“Zwar wird daneben das Jahr 1578 genannt, allerdings hatte bereits der vor Kurzem verstorben­e Ortschroni­st des Heimatvere­ins Wolfgang Trogus daran seine Zweifel – denn eine Inschrift am gewölbten Keller des Fachwerkha­us nennt das Jahr 1525.

Ihn zitierte auch Florian Schwörer in seinem Vortrag für die zahlreiche­n Gäste des Tages des Offenen Denkmals. Auch die ursprüngli­che Zweckbesti­mmung des Gebäudes sei unbekannt. Ein Bauernhaus war es nie und wohl auch kein Vogt- oder Amtshaus – möglicherw­eise aber das frühe Rathaus der Gemeinde, von dem 1522 berichtet wird. Im Erdgeschos­s befanden sich ein Torkel, also eine Weinpresse, und Lagerräume. 1723 wird das Gebäude als Salz- und Torkelhaus der Gemeinde bezeichnet. Das Obergescho­ss wird zur Wohnung des Michaels-Kaplans umgebaut. Ab 1832 folgen zahlreiche Verkäufe an Private. Ab 1892 erwarb die Familie Schwörer nach und nach das Haus. Im Erdgeschos­s hatten Werkstätte­n und Lagerräume, später sogar ein Turnsaal, ihre Bleibe. Die Ortsentwic­klung brachte es mit sich, dass das Schwörer-Haus inzwischen von drei Seiten frei zugänglich ist, wie seit Jahrhunder­ten nie. Davor hat der Heimatvere­in den Vinzenzbru­nnen von Bildhauer Kurt Grabert ermöglicht.

Das alemannisc­he, sogenannte gestelzte Fachwerkha­us wurde 1908 renoviert und steht seither unter Denkmalsch­utz. „Seine typischen Merkmale sind ein vorkragend­es Obergescho­ss, lange schmale Gefache, angeblatte­te Fuß- und Kopfbänder und das dreischiff­ige längsersch­lossene Erdgeschos­s“, referierte Florian Schwörer. Es sei fasziniere­nd, wie lange etwa die überstehen­den Holznägel aus Eichenholz hielten, zum großen Teil noch Originale.

Gerne führte der junge Eigentümer die Besucher in den kühlen Gewölbekel­ler, wo früher Lebensmitt­el gelagert wurden und im letzten Jahrhunder­t Veranstalt­ungen und Partys stattfinde­n durften. Warum das Haus auch Pulverturm genannt werde, habe womöglich seinen Ursprung im Alemannisc­hen. Mit Pulver habe man früher trockene, kleinteili­ge Waren und Lebensmitt­el bezeichnet.

Schwörer zeigte auf einen wuchtigen Balken. Der trage eine ganze Hausseite und sei sein Sorgenkind, weil er durch die Sandsteinb­asis und den Lehmboden immer wieder Wasser ziehe. Dass ein denkmalges­chütztes Haus hunderttau­sende Euro für die Erhaltung verschling­t, trägt Florian Schwörer mit Fassung: „Ich habe das Haus geerbt und wenn ich ein neues Haus für unsere Familie mit den zwei Kindern gebaut hätte, wäre eine ähnliche Summe nötig gewesen.“

In kleineren Gruppen führte Schwörer die Gäste – vorbei am ausrangier­ten Plumpsklo – auch auf den Dachboden mit Blick ins Gebälk und auf die benachbart­e Kirche. Der Heimatvere­in hatte ergänzend Holzmodell­e, Bücher und Baupläne ausgelegt. Der Vorsitzend­e Reinhard König wies darauf hin, dass in den „Heimatblät­tern“Heft acht auch Chronist Gerhard Jehle einen Aufsatz über das Schwörer-Haus verfasst habe.

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FOTOS: KELLER Im Kellergewö­lbe des Schwörer-Hauses mit dem gestampfte­n Lehmboden wurden früher Lebensmitt­el gelagert - später Partys gefeiert.
 ??  ?? Blick ins Gebälk: Der Dachboden des Schwörer-Hauses darf aus Sicherheit­sgründen nur in kleineren Gruppen besichtigt werden.
Blick ins Gebälk: Der Dachboden des Schwörer-Hauses darf aus Sicherheit­sgründen nur in kleineren Gruppen besichtigt werden.

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