Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
GWG kündigt Mieter von Lindauer Plastikfolienhaus
Im Mai müssen Horst Resch und seine Frau ausziehen – Angst vor kaltem Winter
LINDAU - „Was will ich machen, ich hab doch keine Rechte.“Horst Resch wirkt resigniert. Nachdem die Lindauer Wohnbaugesellschaft GWG seine Doppelhaushälfte mit einer Plane abgedichtet hatte, flatterte nun die Kündigung ins Haus. Bis Mai müssen seine Frau und er ausziehen. Die GWG versucht derzeit, eine neue Wohnung für das Ehepaar zu finden. So lange müssten die Reschs mit der Plane am Haus leben. Anwalt Alexander Greiner sieht das anders. Er überlegt, gegen die Wohnbaugesellschaft zu klagen.
„Ich will, dass die Familie Resch vernünftig wohnt“, sagt Greiner. Doch das tut sie seiner Meinung nach schon lange nicht mehr: Wie berichtet hatte die GWG Ende März die Doppelhaushälfte neben dem Haus der Familie Resch abreißen lassen. Vor die verbliebene, laut Horst Resch nur etwa 1,5 Zentimeter dicke Wand wurde eine Sperrholzplatte mit Dämmung gesetzt. Um dieses Konstrukt vor Nässe zu schützen, hat die GWG alles mit einer großen grauen Plane abgedeckt.
„Die wollen mich loshaben“, mutmaßte Horst Resch schon im Gespräch mit der SZ Anfang Juli. Die Plane am Haus sei für seine Frau und ihn eine Zumutung – nicht nur, weil sie das Gebäude nicht ausreichend schütze. „Die Leute lachen uns aus. Jeder fragt uns, was passiert ist.“Denn die große graue Folie ist das erste, was man sieht, wenn man von der Straße aus auf das Haus neben dem Lindauer Stadion blickt.
Streit hatte es damals darüber gegeben, ob die GWG der Famile Resch bereits Wohnungen zur Alternative angeboten hatte, oder nicht. Laut GWG-Geschäftsführer Alexander Mayer habe es mündliche Angebote gegeben. Anwalt Greiner stellt nun noch einmal klar: „Das erste konkrete Angebot kam am 27. Juli.“
Allerdings räumte Mayer schon Anfang Juli im Gespräch mit der LZ ein, dass die GWG auf dem Gelände neben dem Haus der Familie Resch 27 öffentlich geförderte Wohnungen bauen möchte.
Vor einigen Tagen hat die Wohnbaugesellschaft Horst Resch nun eine sogenannte Verwertungskündigung geschickt. „Das Mietverhältnis mit Herrn Resch steht einer angemessenen, wirtschaftlichen Verwertung des Grundstücks entgegen und führt bei der GWG zu erheblichen Nachteilen“, schreibt Mayer auf Anfrage der SZ. „Es ist geplant, das Haus abzureißen und mit einem Mehrfamilienhaus mit voraussichtlich neun Sozialwohnungen zu bebauen.“
Als Alternative habe die GWG der Familie Resch mittlerweile fünf Wohnungen sowie das Haus direkt nebenan angeboten, inklusive der Erneuerung der Elektroinstallationen. Dieses Haus sei baugleich mit dem jetzigen Haus der Familie Resch und bleibe auf Dauer erhalten. Außerdem bestehe die Möglichkeit, im angrenzenden Neubau eine Wohnung anzumieten.
Laut Anwalt Alexander Greiner ist das Nachbarhaus so heruntergekommen, dass sich die Reschs nicht vorstellen können, dort einzuziehen. Und beim Großteil der angebotenen Wohnungen gibt es ebenfalls ein Problem: Sie befinden sich, das bestätigt auch die Wohnbaugesellschaft GWG, im ersten oder zweiten Stock – und Horst Resch kann wegen einer 50-Prozent-Schwerbehinderung keine Treppen steigen. Laut Alexander Mayer hat die GWG den Reschs bereits alle Wohnungen angeboten, die aufgrund ihrer Größe infrage kommen. „Leider befanden sich keine weiteren im Erdgeschoss.“Die GWG werde den Reschs aber noch weitere Wohnungen anbieten.
„Der Neubau nebenan wäre eine Option“, sagt Greiner. Denn dort könne sich das Ehepaar Resch laut GWG für eine Erdgeschosswohnung entscheiden. „Allerdings kommt das auf den Preis an“, erklärt der Anwalt. „Wir wissen nicht, wann gebaut wird und was die Konditionen sind.“
Klar sei aber auch: „In den nächsten Wochen wird da kein Neubau stehen.“Horst Resch und seine Frau werden den Winter wahrscheinlich in ihrem Haus mit der Plastikfolie verbringen. „Das wird kalt, kälter als sonst“, glaubt Horst Resch. Aus diesem Grund sei das Thema für ihn noch nicht abgeschlossen. Und sein Anwalt kündigt an: „Ich kann mir immer noch vorstellen, dagegen zu klagen.“