Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Plattenkiste
Kiddo Kat: Piece of Cake
Wer einfach so in einer S-Bahn gemeinsam mit einer Freundin, einer Gitarre und einer Cajon für die Fahrgäste loslegt, der hat eine Menge Mut. Und wenn das Video von diesem Gig mehr als 100 Millionen Mal angeklickt wird, dann ist das ein deutliches Indiz für jede Menge Talent. Auf ihrem ersten Longplayer „Piece of Cake“(Record Jet/Soulfood) kann man sich ein umfassenderes Bild von Kiddo Kats Begabung machen. Herausgekommen ist ein beatbetontes Feelgood-Album mit ansteckendem Tanzpop („Million Miles“), energiegeladenen R'n'B-Tracks („Just Kidding“), Soulpop („In The Air“) wie auch Country-Swing-Klängen („Settle Down“). Alle elf Tracks sind abwechslungsreich und stilsicher arrangiert – deutlich spürt man, dass hier jemand am Werk war, der Spaß hat am Musikmachen und Lust am Experimentieren.
Doch lebt das Album vor allem von der wandlungsfähigen Stimme der 27-jährigen Wahlhamburgerin, die von frech („Behave“) bis einfühlsam („Muted“) alle Gefühlsregister ziehen kann.
Anspieltipps: „Behave“, „In The Air“, „Burning Bridges“, „Growing under Pressure“, „Muted“(Acoustic Solo)
Live: 14.10. München, Ampere. (iau)
Soft Machine: Hidden Details
Der von ihnen begründete „Canterbury Sound“ist bis heute legendär: Soft Machine gehören zu den frühesten Vertretern des Jazzrock. 1968 brachte die britische Band ihre erste Platte heraus, trat mit Pink Floyd auf und spielte als Vorgruppe von Jimi Hendrix. Nach dem Zerfall rund um 1980 ist im September nun ein neues Studioalbum erschienen – das erste seit 37 Jahren. „Hidden Details“überrascht mit einem drogengeschwängerten JazzSound, der so frisch und neu klingt, als habe man ihn vier Jahrzehnte eingefroren. Es ist eine der vielen Eigenheiten von Soft Machine, dass schon nach kurzer Zeit alle Gründungsmitglieder die Band verlassen hatten. John Etheridge, Roy Babbington und John Marshall waren allerdings schon zur Gruppe gestoßen, als sie Mitte der 70er-Jahre noch recht erfolgreich war. Seit einiger Zeit arbeiten die drei mit dem Saxofonisten Theo Travis zusammen. Sie haben für „Hidden Details“zusammen teilweise alte Stücke aus der Glanzzeit neu eingespielt und interpretiert, präsentieren aber auch eigene Improvisationen. Es sind Melodien wie eine Zeitmaschine in sehr psychedelische Zeiten. (dpa)