Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kreis will Ausbau der Fährverbindungen anschieben
Halbstundentakt zwischen Romanshorn und Friedrichshafen wird angestrebt – Absichtserklärung verabschiedet
FRIEDRICHSHAFEN - Der Bodenseekreis will den Ausbau der Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn neu anstoßen. Der Kreistag hat in der Sitzung vom Dienstag eine Absichtserklärung beschlossen, sich unter gewissen Bedingungen an der Finanzierung zu beteiligen. Ziel der Bestrebungen ist es, mit der Anschaffung einer dritten Fähre einen Halbstundentakt zu erreichen.
„Wir sind ganz am Anfang, wenn wir nichts tun, wird sich nichts bewegen in der Sache“, sagte Landrat Lothar Wölfle am Dienstag in der Kreistagssitzung. Derzeit verkehren die beiden Fähren für Autos und Fußgänger stündlich zwischen der schweizerischen und der deutschen Seeseite. Laut Kreisverwaltung ist der Stundentakt zu wenig attraktiv, insgesamt sei die Nachfrage rückläufig. Deshalb will man den Fährbetrieb neu aufstellen. Zwei Studien aus den Jahren 2012 und 2015 kommen laut Bodenseekreis zum Ergebnis, dass das „Fahrplanangebot mit kleineren, schnelleren und batteriebetriebenen Fähren zum Halbstundentakt ausgebaut“werden soll. Außerdem soll sich die Fahrzeit um sechs Minuten verkürzen.
Zuständigkeit unklar
Die beiden Schifffahrtsbetriebe BSB (Bodensee-Schiffsbetriebe) uns SBS (Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft) haben bereits Ende 2017 entsprechende Absichtserklärungen abgegeben und beim Kanton Thurgau beziehungsweise beim Land Baden-Württemberg um finanzielle Hilfe für den Ausbau des Fährbetriebs angefragt. Das Problem ist laut Landrat Wölfle, dass es auf deutscher Seite keine Regelung gibt, wer für den Fährverkehr zuständig sei. „Knackpunkt ist, dass sich keiner verantwortlich fühlt“, sagte Wölfle am Dienstag. Vor allem auf Schweizer Seite habe es dagegen immer wieder Vorstöße gegeben.
Mittlerweile gab es laut Kreisverwaltung Gespräche zwischen Kreis, Land und dem Kanton Thurgau. Gemeinsam verfolge man die Ziele, die Fährverbindung besser ins Schienennetz einzubinden, einen dichteren Takt einzuführen und die Fahrzeiten zu verkürzen. Außerdem soll die Fähre ökologischer betrieben werden und einen höheren Erlebniswert bieten. Es soll eine „Lösung mit einer saisonalen Taktverdichtung mit einem Potenzial für 5000 Passagiere pro Tag gefunden werden“. Die neue Fährverbindung könnte laut Wölfle „ein ökologisches Vorzeigemodell“werden. Flüssiggas-, Brennstoffzellenoder Hybridantrieb seien denkbar.
Nach dem Bodenseekreises soll auch das Land eine Absichtserklärung zur Mitfinanzierung des Projektes abgeben. Anschließend soll ein Planungsbüro beauftragt werden, eine neue Variante mit dem saisonalen Halbstundentakt auszuarbeiten. Die Kreisverwaltung rechnet neben den Anschaffungskosten für eine dritte Fähre bei den Betriebskosten mit einem jährlichen Defizit von einer bis 1,5 Millionen Euro. Angedacht ist, dass sich Land und Kanton die Investitionskosten teilen sollen. Laut Wölfle ist das aber vom Verkehrsministerium noch nicht endgültig abgesegnet. Die Betriebskosten sollen ebenfalls zwischen der deutschen und der schweizerischen Seite aufgeteilt werden. Auf deutscher Seite sollen sie Land und „kommunale Ebene“gemeinsam stemmen. Auch die Stadt Friedrichshafen soll an den Kosten beteiligt werden.
Die Fraktionen äußerten sich grundsätzlich positiv zum Ausbau des Fährbetriebs. Martin Rupp (FW) sagte dennoch, er sei nicht vollständig überzeugt, ob die in der Studie aufgezeigten Verbesserungen auch wirklich eintreten werden. Deshalb sehe man den Beschluss jetzt lediglich als Verhandlungsauftrag an die Verwaltung. Später müsse es eine gesonderte Entscheidung geben. Auch die Region Lindau/Bregenz werde vom Schwerlastverkehr entlastet, sollte die Fährverbindung ausgebaut werden. Deshalb solle man auch dort wegen einer Kostenbeteiligung anklopfen.
Für die SPD sprach sich Josef Büchelmeier klar für den Ausbau der Fährverbindung aus. Büchelmeier verwies auf einen Antrag, den Seine Partei gerade am Dienstag im Landtag gestellt hatte. Darin wird unter anderem nach der Rolle des Landes bei der Finanzierung dieses Projektes gefragt. Ralf Lattner von den Grünen forderte, man solle alle Hebel in Bewegung setzen, um auch Bundesmittel für das Projekt zu bekommen. „Wir müssen über den Tellerrand rausschauen und regional denken“, sagte Gerlinde Ajiboye-Ames von der FDP.
Die Mitglieder des Kreistags stimmten am Ende einstimmig dafür, sich an den Kosten für den Ausbau der Fährverbindung zu beteiligen, jedoch „vorbehaltlich der Potenzialabschätzung und der zu erwarteten Kosten für einen saisonalen Halbstundentakt“. Weitere Voraussetzungen ist für den Kreis, dass sich weitere Partner an der Finanzierung beteiligen.