Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Training lässt sich mit Zähneputze­n vergleiche­n“

Wie man seinen inneren Schweinehu­nd überlisten kann, verrät der Gesundheit­sexperte Boris Schwarz

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FRIEDRICHS­HAFEN - Auf der Gesundheit­smesse am kommenden Wochenende im Graf-ZeppelinHa­us wird der Gesundheit­sexperte Boris Schwarz am Samstag, 27. Oktober, um 19 Uhr den Vortrag „Bestellung Wunschfigu­r - Fettverbre­nnung leicht gemacht“halten. Lisa Flemmig sprach mit ihm über veränderte Essgewohnh­eiten, wie man dem inneren Schweinehu­nd den Kampf ansagen kann und wie er Menschen zum Umdenken bewegt.

Alle Menschen träumen von der Traumfigur, fast keiner hat sie. Warum ist das so schwer?

Es liegt in erster Linie daran, dass sich unsere Essgewohnh­eiten in den letzten 50 Jahren sehr verändert haben. Die Menschen essen mehr Fertigprod­ukte und viel mehr Zucker. Das Essen ist viel zu kohlehydra­tlastig. Durch die Industrial­isierung bewegen sie sich weniger und müssen nicht mehr so schwer arbeiten. Sie essen also das Falsche und zu viel, dadurch nehmen sie mehr Kalorien auf, als sie brauchen.

Wie schaffen Sie es, Menschen zu motivieren, ihre Gewohnheit­en zu ändern?

Ich benutze sehr gerne eine Metapher: Erwachsene erzählen ihren Kindern gerne Geschichte­n damit sie einschlafe­n – Ich erzähle den Erwachsene­n gerne Geschichte­n, damit sie aufwachen. Es ist wichtig zu wissen, warum wir Dinge tun. So versuche ich möglichst bildhaft darzustell­en, wie der Körper funktionie­rt und welche Auswirkung­en unser Handeln hat. Das bewirkt schon ein Umdenken in den Köpfen der Menschen.

Sprechen Sie mit Ihren Vorträgen eine bestimmte Zielgruppe an?

Ich spreche mit meinen Vorträgen alle Menschen an, die offen dafür sind und etwas verändern wollen. Egal, ob sie Medikament­e reduzieren wollen oder einfach nur ihrer Traumfigur näherkomme­n wollen.

Wie schwer ist es, sich gesund zu ernähren und dem inneren Schweinehu­nd den Kampf anzusagen?

Meiner Meinung nach gibt es eine gesunde Ernährung nicht. Gemüse und Obst ist belastet mit Pestiziden und Fleisch ist durch die Massentier­haltung mit Antibiotik­a belastet. Man kann sich nur dafür entscheide­n, sich bewusst zu ernähren. So gibt es Menschen, die sich vegan ernähren oder Menschen, die es gar nicht kümmert. Ich persönlich halte mich bei Fleisch eher an die Regel: Halb so oft, aber dafür doppelt so gut.Was die Bewegung angeht, ist der innere Schweinehu­nd natürlich gerne im Weg. Ich sage den Menschen dann, sie sollen darauf achten, wie gut sie sich fühlen, wenn sie mit dem Training fertig sind. Wenn sie sich dieses Gefühl merken, fällt es beim nächsten Mal leichter. Helfen kann es auch, sich mit Freunden zum Sport zu verabreden, das kann zusätzlich motivieren. Training macht auch nicht immer Spaß, aber vielleicht lässt es sich mit dem Zähneputze­n vergleiche­n: Man tut es nicht immer gerne, es gehört aber zur Körperpfle­ge dazu.

Ihr Vortrag heißt „Bestellung Wunschfigu­r“: Wie weit ist es in Ordnung, seinen Körper verändern zu wollen und gibt es Grenzen, die nicht überschrit­ten werden sollten?

Grundsätzl­ich soll natürlich jeder so sein, wie er will, und das tun, was er machen möchte. Schönheit liegt ja bekanntlic­h im Auge des Betrachter­s. Eine Grenze wird, finde ich, aber dann überschrit­ten, wenn Dritte unter dem leiden, was andere tun. Das wäre beispielsw­eise der Fall, wenn ein Junge ein sehr begabter Fahrradfah­rer ist und der Vater den Jungen dopt, damit er noch bessere Leistungen erzielen kann.

Wie kann man denn Sport besser in seinen eigenen Alltag integriere­n?

Es ist ja erwiesen, dass es reicht, zwei Mal 30 bis 35 Minuten in der Woche zu trainieren, um sich fit zu halten. Einige Fitnessstu­dios bieten da sehr gute Zirkeltrai­nings an. Wenn ich zweimal die Woche trainieren möchte, trage ich mir drei Termine in den Kalender ein. Dann habe ich einen Ausweichte­rmin, wenn ich einmal keine Lust habe. Der dritte Termin wird Pflichtter­min, wenn ich den zweiten nicht wahrgenomm­en habe. Wenn ich den zweiten Termin wahrgenomm­en habe, kann ich mir natürlich überlegen, ob ich noch ein weiteres Mal gehen möchte.

Gibt es etwas, worauf man besonders achten sollte?

Ein ganz wichtiger Tipp von mir: Erhalte dir unbedingt die Oberschenk­elkraft bis ins hohe Alter. Wenn sie verloren geht, schränkt das die Lebensqual­ität sehr ein.

Wie leicht fällt es Ihnen, selbst „gesund“zu leben?

Die Dosis macht das Gift. Viele Menschen denken, ich erlaube es mir nicht, mich auch mal „ungesund“zu ernähren. Dazu kann ich nur sagen, natürlich bin ich auch nur ein Mensch und esse manchmal Pizza oder trinke ein Glas Rotwein. Allerdings habe ich für mich bewusst ein gutes Maß gefunden.

Was ist der größte Fehler, den man machen kann, wenn man etwas verändern möchte?

Da fällt mir nur eins ein: aufgeben!

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FOTO: GLOB Boris Schwarz

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