Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radschnellweg – so soll er verlaufen
Generell kommt das Projekt im Gemeinderat gut an, im Detail gibt es aber Kritik an Engstellen
MECKENBEUREN (rwe) - Ein Blick in die Zukunft der Mobilität wagte vor Kurzem der Gemeinderat Meckenbeuren. Vorgestellt wurde der projektierte Radschnellweg von Baindt bis Friedrichshafen. Von den 29 Kilometern der Vorzugstrasse würden zehn auf Meckenbeurer Gemarkung verlaufen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie brachte Lena Erler vom Planungsbüro Via (Köln) nahe, die so manche kritische Stimme zum Streckenverlauf mit ins Rheinische nach Hause nahm. Im Einzelnen:
Projekt: Im Frühjahr 2017 tauchte es erstmals auf – an die 30 Kilometer lang, auf rund vier Meter breiten Wegen, ohne Fußgänger oder Kreuzungspunkte: Das war die Vision, der sich mit der Stellung des Förderantrags der Regionalverband annahm. Für Meckenbeuren gehört Ordnungsamtsleiterin Bernadette Pahn der Lenkungsgruppe an.
Anforderungen: In der Steuerungsgruppe sitzen auch Vertreter der Planungsbüros brennerBernard (Stuttgart) und Via (Köln). Für Letzteres stellte Diplom-Ingenieurin Lena Erler die Anforderungen vor – als da wären: Die Länge der Gesamtstrecke muss mindestens fünf Kilometer betragen. In der Regel Separation vom Fußverkehr. Breite: vier Meter, eventuell auch mal drei. Hohe Belagsqualität sowie frei von Einbauten. Wichtig: Es muss sich um eine bedeutende Verbindung für den Alltagsradverkehr handeln, die mehr als 2000 Radfahrer am Tag aufweist. Punkten will das Oberzentrum mit der hohen Arbeitsplatzdichte und den vielen Bildungseinrichtungen sowie starken Pendlerbeziehungen.
Bisheriges Vorgehen: Aus dem Zeitraum der Analyse haben sich 22 Varianten herausgeschält. Aus ihnen wurde für jeden der sechs Abschnitte durch Bewertung eine Vorzugstrasse ermittelt. Kriterien waren unter anderem: Potenzial/Frequenz (Anbindung von Wohnbauflächen und Arbeitsplätzen) – Qualität/Standardeinhaltung – Topografie/ Schutzgebiete – Handlungsaufwand/ Kosten-Nutzen-Relation.
Streckenverlauf: Drei Abschnitte tangieren die Gemarkung Meckenbeuren. Von Untereschach her wird dabei eine Trasse entlang der bestehenden B 30 favorisiert. Ab dem nördlichen Ortseingang kam – als „Zukunftsmusik“– die Option „Bucherhof/Rebleweiher“zur Sprache: Sollte das dortige Wohngebiet weiterentwickelt werden, könnte der Radschnellweg gerne von der B 30 abweichen und direkter den Bahnhof ansteuern, ohne die „Adlerkreuzung“queren zu müssen. Über den Bahnhofsplatz würde die bevorzugte Trasse führen, die Abschnitt II bis Kehlen zugrunde liegt. Priorisiert ist in der Machbarkeitsstudie der Weg auf der Ostseite der Gleise – also über Buch und Eichelen. Bei der Variante auf der Westseite müssten zweimal die Gleise gequert werden – was als nachteilig empfunden wurde. Zudem würden bei dieser Option Flächen im Hochwasserschutzgebiet
liegen. Für den dritten Abschnitt von Kehlen nach Friedrichshafen ist die Strecke entlang des Funkenwegs der Favorit. In Gerbertshaus geht es dann über die Bahngleise und weiter am Flughafen entlang.
Kritik/Anregungen: Kritische Stimmen wiesen vor allem auf die Engstellen an Rathaus, Schule und Kinderhaus sowie anschließend in der Max-Eyth-Straße hin. Gunter Burger (Freie Wähler) sah auf der östlichen Seite ein „wahnsinniges Konfliktpotenzial“– etwa am Bildungszentrum Buch oder auch in Eichelen. Er plädierte daher dafür, den Weg auf der anderen Seite der Gleise anzulegen. „Das hat nichts mit einem Radschnellweg zu tun“, meinte Hubert Bernhard (CDU) angesichts der vielen Gefahrenquellen in diesem Bereich. „Warum muss ein Radschnellweg dort durch, wo es am engsten ist“, fragte Karl Gälle (CDU). Ob eine andere, landschaftlich interessantere Route denkbar sei, fragte Jonathan Wolf (SPD) nach. Die Route über Oberzell und an der Schussen kommt für Bernadette Pahn nicht infrage, weil sie fern der Ravensburger Siedlungsflächen, die es zu erreichen gelte, verlaufen würde. Nicht vorstellen konnte sich Josef Sauter (CDU), dass neben die bestehende B 30 noch ein Radschnellweg kommen soll. Von ihm kam die Einschätzung: „grundsätzlich gutes Projekt“, was allgemeiner Tenor war. „Da ist Gehirnschmalz von uns allen gefordert“, so Sauter mit Blick darauf, wo sich innerorts der sinnvollste Weg anbietet. Weiteres Vorgehen: Derzeit bereiten die Planungsbüros ein Maßnahmenkataster vor. Münden soll dieses in einer Prüfung der Wirtschaftlichkeit und in einer Kostenschätzung – mit beidem ist noch 2018 zu rechnen. Abgewartet wird zudem, was das neue Landesgesetz rund um die Radschnellwege besagt. Der Entwurf zur Änderung des Straßengesetzes soll in Kürze vorliegen und mit der eindeutigen Regelung zur
Baulast von Radschnellverbindungen einhergehen. Aus Gemeinderatsreihen schlug Annette Mayer (BUS) vor, einen begleitenden Arbeitskreis auch auf lokaler Ebene zu bilden. Als „gute Idee“stufte dies Bürgermeisterin Elisabeth Kugel ein – es soll geprüft werden, ob sich ein solcher umsetzen lässt. Ihre generelle Einschätzung: „Wir sind auf einem guten Weg“, das Vorhaben „ist nicht unrealistisch“.
Finanzierung: Von Anfang an war klar, dass eine Radschnellverbindung viel Geld kosten würde und nur mit Fördermitteln zu stemmen sei. Solche flossen von Landesseite bereits für die Machbarkeitsstudie, die 80 000 Euro kostet. Davon trägt das Land 80 Prozent (64 000 Euro) – je 8000 Euro kommen vom Bodenseekreis und Kreis Ravensburg. Von Kosten von rund 500 000 bis 600 000 Euro je Kilometer war teils die Rede. Klar scheint angesichts dessen, dass die Anrainer-Kommunen den Weg nicht allein bezahlen können.