Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Vogeljunge“bringt Kinder zum Erzählen

Uticha Marmon fasziniert Fünft- und Sechstkläs­ser mit ihrem Buch „Mein Freund Salim“

- Von Jessica Radziwill

FRIEDRICHS­HAFEN – Für viel Gesprächss­toff hat die Autorin Uticha Marmon mit ihrem Buch „Mein Freund Salim“bei ihrer Lesung im Kiesel unter den zuhörenden Kindern gesorgt. Für die Fünft- und Sechstkläs­sler aus dem GZG und der Ludwig-Dürr-Schule war das Thema ein willkommen­er Anlass, um über die Herkunft der verschiede­nen Familien zu sprechen. Die Autorin freute sich über die ganz unterschie­dlichen Geschichte­n. Die Kinder machten begeistert mit, als Marmon zu Beginn den Titel ihres Buchs in elf verschiede­nen Sprachen präsentier­te und fragte, wer eine davon lesen könne. Es meldeten sich Kinder, bei denen zu Hause bis zu vier unterschie­dliche Sprachen gesprochen werden, darunter Griechisch, Arabisch, Afrikaans, Englisch und viele weitere Sprachen.

Im Buch der freiberufl­ichen Dramaturgi­n, Lektorin und Autorin begegnen Hannes und seine Schwester Tammi dem ängstliche­n syrischen Flüchtling Salim, der eine „Mädchenjac­ke“mit rosa Vögeln trägt und deshalb von Hannes „Vogeljunge“genannt wird. Hannes wird neugierig auf den Jungen, der kaum Deutsch spricht, aber offensicht­lich so ganz andere Dinge erlebt hat als seine neuen Mitschüler. Die Kinder beteiligte­n sich rege, wussten eine ganze Menge über Flucht und ihre Usachen und hatten etliche verschiede­ne Interpreta­tionen parat, was Salim passiert sein könnte.

Marmon vertiefte das Thema noch, als sie zwei von Kindern gemalte Bilder eines Flüchtling­sboots zeigte. Auf dem einen Bild waren lachende Flüchtling­r auf einem heilen Boot bei gutem Wetter zu sehen, das andere zeigte ein durchlöche­rtes Schiff bei Gewitter auf stürmische­r See und mit dunklen Silhouettt­en ohne Gesichter. Marmon erklärte, dass das zweite Bild von einem Kind gemalt wurde, das eine Flucht miterlebt hatte, das erste Bild dagegen nur die Vorstellun­g eines Kindes war.

Ab da begannen die Schüler von ihren Familien zu erzählen, bei denen die Eltern aus unterschie­dlichen Ländern kommen. Immer mehr Schüler meldeten sich. Daran sehe man gut, dass sich so viele unterschie­dliche Menschen trotzdem gut verstehen können, sagte Marmon. Ausgrenzun­g wegen unterschie­dlicher Herkunft sei vermeidbar. „Bei allen verschiede­nen Meinungen ist der beste Kompass, den es gibt, der Gedanke: Was wäre, wenn ich das wäre?“, gab sie den Kindern mit.

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FOTO: JESSICA RADZIWILL Die Fünft- und Sechstkläs­sler aus dem GZG und der Ludwig-Dürr-Schule befassen sich bei der Lesung mit dem Thema „Herkunft“, und dazu fällt ihnen eine Menge ein.

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