Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Vogeljunge“bringt Kinder zum Erzählen
Uticha Marmon fasziniert Fünft- und Sechstklässer mit ihrem Buch „Mein Freund Salim“
FRIEDRICHSHAFEN – Für viel Gesprächsstoff hat die Autorin Uticha Marmon mit ihrem Buch „Mein Freund Salim“bei ihrer Lesung im Kiesel unter den zuhörenden Kindern gesorgt. Für die Fünft- und Sechstklässler aus dem GZG und der Ludwig-Dürr-Schule war das Thema ein willkommener Anlass, um über die Herkunft der verschiedenen Familien zu sprechen. Die Autorin freute sich über die ganz unterschiedlichen Geschichten. Die Kinder machten begeistert mit, als Marmon zu Beginn den Titel ihres Buchs in elf verschiedenen Sprachen präsentierte und fragte, wer eine davon lesen könne. Es meldeten sich Kinder, bei denen zu Hause bis zu vier unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, darunter Griechisch, Arabisch, Afrikaans, Englisch und viele weitere Sprachen.
Im Buch der freiberuflichen Dramaturgin, Lektorin und Autorin begegnen Hannes und seine Schwester Tammi dem ängstlichen syrischen Flüchtling Salim, der eine „Mädchenjacke“mit rosa Vögeln trägt und deshalb von Hannes „Vogeljunge“genannt wird. Hannes wird neugierig auf den Jungen, der kaum Deutsch spricht, aber offensichtlich so ganz andere Dinge erlebt hat als seine neuen Mitschüler. Die Kinder beteiligten sich rege, wussten eine ganze Menge über Flucht und ihre Usachen und hatten etliche verschiedene Interpretationen parat, was Salim passiert sein könnte.
Marmon vertiefte das Thema noch, als sie zwei von Kindern gemalte Bilder eines Flüchtlingsboots zeigte. Auf dem einen Bild waren lachende Flüchtlingr auf einem heilen Boot bei gutem Wetter zu sehen, das andere zeigte ein durchlöchertes Schiff bei Gewitter auf stürmischer See und mit dunklen Silhouettten ohne Gesichter. Marmon erklärte, dass das zweite Bild von einem Kind gemalt wurde, das eine Flucht miterlebt hatte, das erste Bild dagegen nur die Vorstellung eines Kindes war.
Ab da begannen die Schüler von ihren Familien zu erzählen, bei denen die Eltern aus unterschiedlichen Ländern kommen. Immer mehr Schüler meldeten sich. Daran sehe man gut, dass sich so viele unterschiedliche Menschen trotzdem gut verstehen können, sagte Marmon. Ausgrenzung wegen unterschiedlicher Herkunft sei vermeidbar. „Bei allen verschiedenen Meinungen ist der beste Kompass, den es gibt, der Gedanke: Was wäre, wenn ich das wäre?“, gab sie den Kindern mit.