Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Begegnung mit dem Totenreich
Hakan-Nesser-Verfilmung „Intrigo – Tod eines Autors“
Die Stadt mit der höchsten Mordrate der Welt ist Göteborg. Jedenfalls in der umfangreichen Kriminalliteratur aus Schweden. „Intrigo – Tod eines Autors“ist die Verfilmung von Romanen des schwedischen Schriftstellers Hakan Nesser und der erste Teil einer Trilogie, zu der noch „Intrigo – Samaria“und „Intrigo – Dear Agnes“gehören. Regie führt in allen drei Teilen Daniel Alfredson. Er ist bekannt geworden durch zwei „Millennium“Verfilmungen.
„Tod eines Autors“ist ein Machtspiel zweier Schriftsteller auf einer einsamen Insel. Ein Älterer, ein Jüngerer, Konkurrenten, die Freundlichkeit ist nur vorgetäuscht. Kalte Aggression und Rivalität dominieren. Ödipus lässt grüßen.
Die Hauptfigur ist der Jüngere. Benno Fürmann spielt diesen David Moerk. Der ist kein sympathischer Charakter, sondern ein unsicherer, verletzlicher Mann, der es nicht erträgt, dass ihn seine Ehefrau Eva vor ein paar Jahren für einen anderen verlassen wollte. Eva verschwand, und David vermutete, sie sei in den Alpen tödlich verunglückt. Doch eine Leiche wurde nie gefunden.
Bei einem Konzert glaubt er, für Sekundenbruchteile seine Frau erkannt zu haben. Eine fixe Idee ergreift Besitz von David. Lebt Eva noch?
Da begegnet er Alex Henderson (Ben Kingsley), einem berühmten, wenn auch mysteriösen Erfolgsschriftsteller und väterlichen Vorbild für David. Der bemerkt schnell, dass Davids eigener Schreibversuch über ein Paar, das vor der Trennung steht, autobiografisch motiviert ist.
Paranoia-Mystery-Thriller
Zugleich kommt es aber zu einer weiteren Begegnung mit dem Totenreich: Denn David übersetzt das letzte Manuskript eines Autoren, der sich kurz zuvor umgebracht hat. Bald bemerkt er, dass es sich dabei nicht um ein normales Buch handelt, sondern dass es mit der Geschichte eine besondere Bewandtnis hat: Im Manuskript verbirgt sich ein Code. Und nun beginnt der eigentliche Paranoia-MysteryThriller um drei Schriftsteller, drei Geschichten, drei Vermischungen von Leben und Kunst, Wahrheit und Fiktion.
Ganz so mysteriös ist das aber gar nicht. Die Mysterien sind in diesem Fall vor allem jene des Marketing. Viele von Hakan Nessers Bestsellern sind schon verfilmt worden, allerdings nur fürs Fernsehen, gewissermaßen unter Wert. Das soll sich nun ändern. Man nehme also Nessers 30 Jahre alte Kurzgeschichten, wärme ein paar von ihnen auf und fasse sie nach gemeinsamen Leitmotiven zusammen. Dem Ganzen gebe man den Titel „Intrigo“, um irgendeinen inneren Zusammenhang vorzutäuschen, und lasse es von Daniel Alfredson verfilmen. Fertig ist der Welterfolg? Wenn das so einfach wäre.
„Intrigo – Tod eines Autors“erzählt eine labyrinthisch verschränkte Geschichte, die zudem durch zu viele Rückblicke und Tagträume unterbrochen wird. Dazu bedient sich die Regie bei der bieder-illustrativen Bildästhetik einer durchschnittlichen Fernsehproduktion. Da passt dann auch Veronika Ferres gut hinein. Denn um deutsche Fördermittel zu bekommen, muss die schwedisch-amerikanisch-deutsche Produktion mit deutschen Schauspielern gespickt werden. Ein Ben Kingsley ist erkennbar unterfordert und im falschen Film. Permanent steht er in der Küche und kocht, als sei er Moderator einer Kochshow. Am Ende bringt die Regie immerhin das Chaos der Erzählebenen halbwegs stimmig unter einen Hut. Der Rest ist vor allem eines: überflüssig.
Intrigo - Tod eines Autors. Regie: Daniel Alfredson. Mit Benno Fürmann. Schweden/USA/ Deutschland 2018. 106 Minuten