Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wohin das Kleingeld verschwindet
Die Deutschen zahlen am liebsten mit Scheinen und Münzen – Gut ein Fünftel des Bargeldes bleibt laut Bundesbank verschollen
BERLIN (dpa) - Es kann einen wahnsinnig machen. Kleingeld, das unters Sofa rollt, in Manteltaschen rumklimpert oder das Portemonnaie verbeult. Manche Leute machen deswegen oft eins, wenn sie nach Hause kommen: Geldbörse auf, Münzen raus. Wenn die Banken diese Woche zum traditionellen Weltspartag Ende Oktober aufrufen, schlummert auch in deutschen Haushalten so manches Barvermögen.
Deutschland ist noch immer ein Land, das am Kleingeld hängt. Während man bei skandinavischen Bäckern oder englischen Pubs mit Karte zahlt, werden in Deutschland Münzen zusammengesucht. Manche Länder haben kleine Cent-Münzen sogar aus dem Alltag verbannt – in den Niederlanden etwa wird beim Einkauf auf fünf Cent gerundet.
Hierzulande werden dagegen vor allem kleine Beträge fast nur bar bezahlt – bei Summen bis fünf Euro zu 96 Prozent, wie eine Studie der Bundesbank im vergangenen Jahr angab. Demnach stecken die Menschen im Schnitt 107 Euro ein, davon sechs Euro als Kleingeld. Wie viele Münzen bei Leuten daheim noch rumliegen, kann keiner genau sagen.
Es könnte aber einiges sein. Die Bundesbank geht davon aus, dass geschätzt etwa 60 bis 70 Prozent des Geldes, das sie ausgibt, mittlerweile im Ausland unterwegs ist. Etwa fünf bis zehn Prozent der Münzen und Scheine seien direkt im Umlauf, also etwa an Ladenkassen. Der Rest? Werde womöglich gehortet oder sei verloren gegangen. „Man darf nicht vergessen, dass wohl auch viele Münzen zwischen Autositzen liegen. Oder in der Winterjacke, die man jetzt aus dem Schrank holt“, sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands in Berlin. Daneben hätten manche Leute daheim auch Geldkassetten, Spardosen oder eben Kleingeldgläser.
Einer, der sein Kleingeld auch daheim ausleert, ist Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. In „ein schönes rotes Sparschwein“, wie der 64Jährige sagt. „Wenn es voll ist, wird es schön brav eingezahlt.“Das Abgeben von Münzen lassen sich manche Banken mittlerweile bezahlen, wie ein Blick in die Preisverzeichnisse zeigt.
Bares kostet
Die Institute würden das sehr unterschiedlich handhaben, heißt es bei den jeweiligen Verbänden der Sparkassen, der Privatbanken sowie der Volks- und Raiffeisenbanken. Manche nehmen Gebühren von Gewerbekunden oder Fremdkunden, andere ab einem bestimmten Betrag oder Alter.
„Das Geld muss zum Beispiel ausgezählt, auf Umlauffähigkeit und Echtheit geprüft, für den Geldtransport aufbereitet und versichert transportiert werden“, sagt auch ein Sprecher der Berliner Sparkasse. Im laufenden Jahr hätten Kunden dort Münzen im Wert von rund 18 Millionen Euro eingezahlt.
Privatkunden können Münzen auch „in haushaltsüblichen Mengen“ohne Gebühr bei den 35 Bundesbankfilialen umwechseln. Vorausgesetzt, man hat eine in der Nähe. Komplizierter ist es für Unternehmen – denn auch das Besorgen von Wechselmünzen kann teuer sein. Geschäfte im nordrhein-westfälischen Kleve hatten deswegen den Versuch gestartet, wie in den Niederlanden zu runden. Das lief nicht wie erhofft.