Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Plattenkiste
David Crosby: Here If You Listen
Alter schützt nicht vor Kreativität – das gilt zumindest für David Crosby. Der 77-Jährige legt mit „Here If You Listen“(Warner) bereits sein viertes Soloalbum in nur fünf Jahren vor. Wer nun ein nächstes „Sky Trails“erwarten würde, sieht sich getäuscht. Vor etwas über einem Jahr klang der Mann, der einst mit Graham Nash, Stephen Stills (und manchmal auch Neil Young) für unvergessliche Popsongs stand, vor allem noch nach Jazz-Rock à la Steely Dan. Nun steht eher der ruhigere, folkigere Sound von „The Lighthouse“(2016) im Mittelpunkt. So aufwendig Songs wie das wunderschöne „Glory“, das entspannte „I Am No Artist“oder „Vagrants Of Venice“auch arrangiert sein mögen, am Ende verströmt das Album, das Crosby erneut mit Michael League von der Band Snarky Puppy sowie Michelle Willis und Becca Stevens eingespielt hat, eine geradezu traumwandlerische Gelassenheit und Schönheit. Jazz? Rock? Folk? Es ist von allem etwas. Crosby, einst schwer drogenabhängig, betont immer wieder, wie dankbar er ist, zurück ins Leben gefunden zu haben. Und er lebt, wie er sagt, nur noch für die Familie – und natürlich die Musik. „Musik ist eine erhebende Kraft“, sagt er. „Sie bringt das Beste aus uns heraus, bringt uns zum Lachen, zum Tanzen und dazu, uns gegenseitig zu lieben. Es ist Magie. Deshalb will ich das so oft und so lange ich es kann machen.“(jos)