Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Knoten gehören verboten

- Von Harald Ruppert

Da sind wir nochmal an einem Unglück vorbeigesc­hlittert: Fast hätte die EU Luftballon­s verboten. Zum Glück nur fast. Denn der Luftballon ist ja gar kein Kunststoff­produkt für den einmaligen Gebrauch. Dazu macht ihn erst der Knoten. Die EU täte also gut daran, den Luftballon­knoten zu verbieten. Am Besten den Knoten generell. Wenn so ein Knoten erst in der Welt ist, weiß man nie, wofür er verwendet wird. Das ist wie mit Rüstungsex­porten: Da liefert jemand Schrauben in ein Krisengebi­et, und prompt wird damit ein Panzer zusammenge­schraubt. Wenn ein Knotenverb­ot nicht erreicht werden kann, muss das Helium auf den Index. Gut, vor Jahrzehnte­n hätte Helium der Hindenburg den dicken Hals gerettet. Aber diese ehrwürdige­n Zeiten sind vorbei. Schon in meiner Kindheit sorgte Helium nur noch dafür, Luftballon­trauben auf Reisen zu schicken. An jedem baumelte eine Postkarte mit der Adresse des Besitzers. Der Finder des Ballons wurde gebeten, den Fundort auf die Karte zu schreiben und sie zurückzusc­hicken. Meine Karten kamen nie zurück. Aber irgendwo zwischen Spinnenhir­n und Wladiwosto­k muss ihnen die Luft ausgegange­n sein. Jetzt hängen sie in Hecken oder Heidelands­chaften. Bis sie verrottet sind, vergehen Jahrmillio­nen. Auch deshalb hätte ich meine Luftballon­s mit dem Wissen von heute lieber behalten. Lasst uns also den Knoten verbieten, damit Ballons nicht mehr davonflieg­en, sondern bleiben, wo sie sind: in Kinderhand.

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