Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Knoten gehören verboten
Da sind wir nochmal an einem Unglück vorbeigeschlittert: Fast hätte die EU Luftballons verboten. Zum Glück nur fast. Denn der Luftballon ist ja gar kein Kunststoffprodukt für den einmaligen Gebrauch. Dazu macht ihn erst der Knoten. Die EU täte also gut daran, den Luftballonknoten zu verbieten. Am Besten den Knoten generell. Wenn so ein Knoten erst in der Welt ist, weiß man nie, wofür er verwendet wird. Das ist wie mit Rüstungsexporten: Da liefert jemand Schrauben in ein Krisengebiet, und prompt wird damit ein Panzer zusammengeschraubt. Wenn ein Knotenverbot nicht erreicht werden kann, muss das Helium auf den Index. Gut, vor Jahrzehnten hätte Helium der Hindenburg den dicken Hals gerettet. Aber diese ehrwürdigen Zeiten sind vorbei. Schon in meiner Kindheit sorgte Helium nur noch dafür, Luftballontrauben auf Reisen zu schicken. An jedem baumelte eine Postkarte mit der Adresse des Besitzers. Der Finder des Ballons wurde gebeten, den Fundort auf die Karte zu schreiben und sie zurückzuschicken. Meine Karten kamen nie zurück. Aber irgendwo zwischen Spinnenhirn und Wladiwostok muss ihnen die Luft ausgegangen sein. Jetzt hängen sie in Hecken oder Heidelandschaften. Bis sie verrottet sind, vergehen Jahrmillionen. Auch deshalb hätte ich meine Luftballons mit dem Wissen von heute lieber behalten. Lasst uns also den Knoten verbieten, damit Ballons nicht mehr davonfliegen, sondern bleiben, wo sie sind: in Kinderhand.