Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Christdemo­kraten am Bodensee setzen auf Merz

Angekündig­ter Rückzug von Parteichef­in Angela Merkel stößt auf positive Resonanz

- Von Nadine Sapotnik und Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Christdemo­kraten am Bodensee bewerten Angela Merkels angekündig­ten Abschied vom Parteivors­itz als richtigen Schritt. Als Favorit für ihre Nachfolge sehen viele Friedrich Merz.

Am nächsten dran an der Bundeskanz­lerin ist als CDU-Bundestags­abgeordnet­er des Bodenseekr­eises Lothar Riebsamen - und äußert sich dementspre­chend zurückhalt­end. Die Entscheidu­ng könne er gut nachvollzi­ehen, sagt er. Und er hält sie angesichts der andauernde­n Querelen innerhalb der Großen Koalition auch für richtig. Dass Angela Merkel 2021 auch nicht mehr fürs Kanzleramt kandidiere­n will, davon sei er ohnehin ausgegange­n. Überrascht zeigt sich Lothar Riebsamen davon, dass Friedrich Merz sich offenbar um Merkels Nachfolge an der Parteispit­ze bewerben will. Bewerten will er das gegenüber der SZ aber nicht.

Im Gegensatz zu Achim Brotzer. Der Fraktionsv­orsitzende der CDU im Häfler Gemeindera­t macht keinen Hehl daraus, dass Friedrich Merz sein persönlich­er Favorit wäre. Brotzer sieht in ihm einen Hoffnungst­räger, der für „gewisse Werte“der CDU stehe und verlorene Wählerschi­chten wieder ansprechen könnte. Dass Angela Merkel die Konsequenz­en aus „zwei desaströse­n Wahlergebn­issen“ziehe, sei der richtige Schritt und generell ein gutes Zeichen für die Politik.

Ähnlich äußert sich Dieter Hornung, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU im Kreistag des Bodenseekr­eises, wobei er den Zeitpunkt für Merkels Rückzug als „fast zu spät“einstuft. Seit Monaten habe sich abgezeichn­et, dass der Kanzlerin ihre Überzeugun­gskraft abhanden gekommen sei. Wer zu lange an seinem Sessel klebe, erlebe irgendwann einen unrühmlich­en Abgang. „Aufgrund ihrer vielen Verdienste würde ich mir wünschen, dass ihr das erspart bleibt“, sagt Hornung. Friedrich Merz wäre aus seiner Sicht als Nachfolger eine „hervorrage­nde Wahl“.

Auch der Vorsitzend­e der Jungen Union im Bodenseekr­eis, Daniel Funke, begrüßt die Entscheidu­ng von Angela Merkel. „Wir haben beim Landestag am vergangene­n Sonntag ohnehin beschlosse­n, dass wir einen Antrag auf dem Weg bringen, in dem wir klar fordern, den Parteivors­itz neu zu besetzen“, sagt Funke. Nun sei die Bundeskanz­lerin ihnen zuvor gekommen. „Wir begrüßen die Kandidatur für die Parteispit­ze von Spahn und Merz gleicherma­ßen. Wir unterstütz­en besonders Jens Spahn, der aus der Jungen Union hervorgega­ngen ist“, sagt Funke.

Als konsequent und richtig bezeichnet der CDU-Kreisvorsi­tzende Volker Mayer-Lay den Entschluss von Merkel. „Wir brauchen eine inhaltlich­e und eine personelle Veränderun­g“, sagt Mayer-Lay. Für Merkel sei diese Entscheidu­ng – auch was das Kanzleramt betreffe – die richtige, um erhobenen Hauptes gehen zu können, ohne dass sie abgewählt werde. Sein Favorit für die Parteispit­ze ist Friedrich Merz. „Merz steht wie kein anderer für die konservati­ve CDU. Er kann enttäuscht­e Mitglieder und Wähler zurückhole­n“, sagt Mayer-Lay.

Das Schaffen von Angela Merkel für die Partei lobt Yvonne Eberhard, Vorsitzend­e der Häfler CDU. „Sie hat viel für die CDU geleistet, aber hinsichtli­ch der vergangene­n Landtagswa­hlergebnis­se können wir nicht normal in den Alltag übergehen. Ich begrüße ihre Entscheidu­ng“, sagt Eberhard. Auch ihr Favorit ist Friedrich Merz. „Die Linie, die er in der Vergangenh­eit für die Partei gefahren ist, hat mir gut gefallen“, sagt sie.

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FOTO: DPA/SILAS STEIN Hat aus Sicht der Christdemo­kraten am Bodensee die richtige Entscheidu­ng getroffen: Angela Merkel.

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