Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Den Gästen auf Augenhöhe begegnen
Festgottesdienst anlässlich 20 Jahre Hospiz im Franziskuszentrum
FRIEDRICHSHAFEN - Mit einem Festgottesdienst mit Weihbischof Matthäus Karrer aus Rottenburg sind am Sonntagmorgen in St. Canisius die Feierlichkeiten zu 20 Jahre Hospiz im Franziskuszentrum zu Ende gegangen. Noch einmal wurde Rückschau gehalten und in die Zukunft geblickt, noch einmal wurde der Gäste gedacht, die das Hospiz seither auf ihrem letzten Weg begleitet hat.
Als Hausherr begrüßte Dekan Bernd Herbinger den Weihbischof und den Vorstand der Stiftung Liebenau, Prälat Michael H. F. Brock, als Konzelebranten sowie die Gottesdienstteilnehmer aus allen Häfler Gemeinden. Im Namen der Stiftung Liebenau erinnerte Geschäftsführer Dr. Alexander Lahl an die Anfänge, an die von England ausgehende Idee, die sich in den 80er Jahren nur schwer durchgesetzt habe, in Friedrichshafen aber bald auf offene Ohren gestoßen war. Mit dem Bau des Franziskuszentrums sei auch das Hospiz als fester Bestandteil eingeschlossen gewesen. Heute sei das am 1. August 1998 eröffnete stationäre Hospiz allgemein anerkannt, ein unschätzbarer Gewinn an Menschlichkeit: „Die Gäste dürfen, aber müssen nicht sterben.“An die bisher rund 1700 im Hospiz Verstorbenen erinnerten die Gedenkbücher der vergangenen 20 Jahre und für je hundert standen Kerzen auf dem Altar, 17 Kerzen, die feierlich mit dem Licht der Osterkerze entzündet wurden. Stellvertretend für alle im Hospiz Arbeitenden stellte sich Pflegedienstleiterin Marina Stiller vor, ebenso Sibylle Lang, ehrenamtliche Mitarbeiterin von Anfang an, Birgitta Radau als Koordinatorin der 50 ehrenamtlichen Männer und Frauen, Dr. Matthias Weng als einer der drei Palliativärzte und Seelsorgerin Brigitte Tauscher-Bährle. Zusammen sprachen sie die Fürbitten für Haus, Pflegekräfte und Gäste.
Ausgehend vom Evangelium über die Heilung des Blinden fragte Weihbischof Karrer, was das Evangelium neu mitgeben könne. So wie der Blinde auf sich aufmerksam gemacht habe, habe es auch der Hospizgedanke tun und gegen manche Widerstände sich durchsetzen müssen: „Aus Gegenwind wurde Rückenwind.“Indem Jesus den Blinden nicht mit der Heilung überfallen, sondern ihn gefragt habe: „Was willst du, dass ich dir tue?“, habe er seine Würde geachtet. Ebenso suche die Hospizidee die Würde der Gäste zu bewahren in einer Begegnung auf Augenhöhe: „Der Gast entscheidet, was ihm wichtig ist.“
So wie der Geheilte sich für die Nachfolge Jesu entschieden habe, hätten auch viele Ehrenamtliche sich für den wertvollen Einsatz entschieden: „Es geht hier auch um ein Zeugnis als Christ für eine menschenwürdige Welt, ein Glaubenszeugnis, dass unser Leben ein Geschenk ist vom Anfang bis zum Ende.“Der Weihbischof machte Mut zur Begegnung auf Augenhöhe, mit Herz, Zuneigung und Liebe.
Am Ende des Gottesdienstes, den Gudrun Schmid und Georg Hasenmüller mit Violine und Orgel stimmungsvoll begleiteten, wurden dem Hospiz 2000 Euro überreicht als Ertrag des Benefizkonzerts des Werksorchesters der MTU Friedrichshafen.