Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zwei Künstlerinnen zeigen ihre „Weltsichten“
Malerei von Ute Mattes und Ingeborg Schaefer in der Galerie Plattform 3/3
FRIEDRICHSHAFEN - Sie haben sich 2009 kennengelernt, als sie ihr Studium an der Freien Kunstakademie Überlingen (FKÜ) aufgenommen haben: Ingeborg Schaefer aus Kluftern und Ute Mattes aus Albstadt, die ab Freitag gemeinsam in der Galerie Plattform 3/3 im Fallenbrunnen ausstellen. Während Ingeborg Schaefer 2015 an der FKÜ mit Diplom abschloss, wechselte Ute Mattes 2014 an die Leonardo Akademie in Mattsee, wo sie 2016 abschloss. Dennoch sind sie in Verbindung geblieben.
Es ist die letzte Ausstellung einer langen Reihe, die Erika Lohner in vielen Jahren als ehrenamtliche Leiterin der Galerie organisiert hat, ab 23. November wird sie sich mit einer Ausstellung eigener Werke altershalber von der Plattform 3/3 verabschieden. Wie schwer ihr das fallen wird, spürt man beim Ausstellungsvorgespräch. Sie hat immer für andere gearbeitet, sei oft unbequem geworden. Die ausstellenden Künstler verehren sie, schätzen die persönliche Betreuung, die fachliche Auseinandersetzung, so auch bei der jüngsten Ausstellung, die am 2. November eröffnet wird.
Ingeborg Schaefer aus Kluftern malt abstrakt, „mehr oder weniger“, wie sie meint. „Ich arbeite von der Erinnerung, was hängenbleibt, mein inneres Bild kann ich nie abmalen.“
Ins Auge fällt ein frohes Bild mit herbstlich goldenen Blättern im Licht vor blauem und weißem Himmel. Es seien Erinnerungen an einen schönen Spaziergang mit der Familie. Der Betrachter sei frei, anderes zu sehen, andere Assoziationen zu finden. Er soll sich nicht eingeengt fühlen, selbst wenn sie häufig Titel gibt. Viele Schichten führen zum Bild, neben Acrylbildern auf Leinwand gibt es Bilder auf Papier, auf die sie Schichten von transparentem oder halbtransparentem Papier klebt, auch wieder abreißt, mit Tusche und Acryl übermalt, in vielen Schritten zum fertigen Bild gelangt. Doch wann ist ein Bild fertig, das letztlich bei jedem Betrachter eigene, andere Assoziationen weckt?
Ute Mattes, die ihre Bilder in Öl auf Leinwand malt, nimmt Gegenstände aus ihrem Umfeld, setzt sie in neuen Kontext. Ihr Thema sei die zunehmende Digitalisierung der Welt, wohin werde sie führen? So erstreckt sich auf einem Bild hinter einer Reihe von Klaviertasten eine weite Landschaft, lebendig durch die unterschiedlich genutzten Farbflächen. Mattes fragt, wo es hingehen wird mit der Musik, fragt nach dem Durchhaltevermögen der Lernenden, lässt die Zukunft offen.
Einen Schlüssel stellt sie aufrecht als Denkmal vor eine weite Wasserfläche: Wie lange noch werde er „der Wächter“, so der Titel, unserer Wohnungen sein? Spannend sind auch ihre sorgsam ausgeleuchteten Studien zu zerknülltem Papier.
Die beiden Künstlerinnen haben sehr überlegt gehängt, wieder mit einer Lockerheit, die ein angenehmes Ambiente schafft und den Betrachter doch ständig fordert. Zum Ausruhen ist allenfalls das einzelne Bild, dem jeweils genug Raum gegeben wird.
Die Ausstellung „Weltsichten“wird am heutigen Freitag um 19 Uhr eröffnet, der Künstler Robert Nagy wird einführen. Die Ausstellung ist bis 18. November jeweils Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen.