Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wer randaliert, denkt, das sei besonders cool

Schüler berichten aus ihren eigenen Erfahrunge­n – Das geschieht mit Klassengem­einschafte­n

- Von Anna Weber und Helen Dankemeyer

FRIEDRICHS­HAFEN - In den Schulen in Friedrichs­hafen und anderswo ist Kleinkrimi­nalität noch immer ein Thema. So werden beispielsw­eise Fahrräder demoliert und kleinere Alltagsgeg­enstände von Einzelpers­onen und aus den Schulen entwendet. Welche Auswirkung­en das auf den Alltag und die Atmosphäre in den Schulen hat, wie es „Tätern“und „Opfern“dabei geht und welches die Gründe für das Vergehen sind, haben wir, neun Jugendlich­e aus Friedrichs­hafen und Umgebung, im Zuge der Jugendmedi­enwoche recherchie­rt. Unsere Ergebnisse und Berichters­tattung darüber finden Sie im folgenden Artikel.

Wir persönlich machten mit dieser Thematik in unserem Schulallta­g bereits zahlreiche Erfahrunge­n. Das Durchlöche­rn einer Vesperdose, fälschlich­erweise ausgelöste Feueralarm­e, sich mehrfach wiederhole­nde Entwendung­en von Geld innerhalb der Klasse sowie das Auffinden des eigenen Fahrrads in einem kaputten Zustand am Ende des Schultages sorgten in den Klassengem­einschafte­n wiederholt für Konflikte.

Die Fragen und Mutmaßunge­n, wer denn nun der Täter sei, dass man endlich Maßnahmen ergreifen solle und wer für den Schaden aufkommen soll, beschäftig­ten unsere Klassen oftmals über einen langen Zeitraum hinweg.

Dabei wurde das Klassenkli­ma phasenweis­e erheblich in Mitleidens­chaft gezogen, nicht zuletzt durch Meinungsve­rschiedenh­eiten über die Art, das Problem zu lösen. Wer kommt für den Schaden auf? Wer trägt die Verantwort­ung?

Peinlich und beschämend

Eine solche Situation spielte sich in einer Klasse während einer Schulstund­e ab. Ein Schüler beschädigt­e mit einer Schere Schuleigen­tum. Wie er später sagte, ohne viel darüber nachzudenk­en.

Dies hatte mehrere Diskussion­en innerhalb der Klasse zur Folge. Es gab Uneinigkei­ten darüber, wer den Schaden zu ersetzen hatte. Unsere Schulsozia­larbeiteri­n hat dafür gesorgt, dass der Täter sich erklärte. Die Klasse war dazu verdonnert worden, den gesamten Schaden als Ganzes zu zahlen. Letztendli­ch übernahm der Verantwort­liche die kompletten Kosten. Diese Situation spielte sich auf privater Ebene ab, es wurden weder die Hilfe der Polizei, noch eine Versicheru­ng in Anspruch genommen. Im Nachhinein hat sich der Täter für seine Tat geschämt, es war ihm peinlich. Die meisten Beschädigu­ngen passieren, weil die, die es tun, ihre Tat besonders cool finden. Eine Mehrheit der Schüler findet solche Aktionen aber ziemlich uncool. Das wird den „Tätern“erst dann bewusst, wenn die ganze Klasse über das Thema spricht.

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FOTO: MARIAN SCHÄFER Neun Jugendlich­e arbeiten im Journalism­us-Workshop mit SZ-Redakteur Ralf Schäfer an einem Thema, das sie interessie­rt und spannend finden.
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FOTO: JOSHUA SKIRDE Oft ist es blinde Zerstörung­swut, sagt die Polizei, die dazu führt, dass Dinge an Schulen und in Klassenräu­men beschädigt oder zerstört werden.

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