Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Überschuss dank guter Konjunktur

Haushaltsp­lanentwurf wird in den Kreistag eingebrach­t – Zwölf Millionen Euro Plus im Ergebnisha­ushalt

- Von Alexander Tutschner

Bodenseekr­eis plant für 2019 mit einem satten Plus von 12 Millionen Euro.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die „Wirtschaft am Bodensee läuft weiterhin gut, die Steuerquel­len sprudeln kräftig. Deshalb weist der Haushaltsp­lanentwurf 2019, den die Kreisverwa­ltung am Dienstag in den Kreistag eingebrach­t hat, im Ergebnisha­ushalt einen satten Überschuss von zwölf Millionen Euro aus. Die größten geplanten Investitio­nen für das kommende Jahren betreffen das Bildungsze­ntrum Markdorf und die Ortsumfahr­ung Kehlen.

Der Gesamterge­bnishausha­lt, der die laufenden Einnahmen und Ausgaben umfasst, wächst im Entwurf auf 323,9 Millionen Euro Erträge. Dem stehen Aufwendung­en von 311,6 Millionen gegenüber, das ergibt einen Überschuss von über 12 Millionen Euro. „Den brauchen wir aber auch, um die notwendige­n Investitio­nen von 11,9 Millionen Euro finanziere­n zu können“, sagte Landrat Lothar Wölfle.

Eine Besonderhe­it im aktuellen Entwurf ist die Tatsache, dass die Ansätze für 2018 zugrunde gelegt wurden. Das heißt, dass für die verschiede­nen Projekte die selben Summen veranschla­gt wurden wie im vergangene­n Jahr, ohne dass etwa eine Preissteig­erung eingeplant wurde. Und das, obwohl diese Steigerung laut Landrat normalerwe­ise rund zehn Millionen Euro beträgt. Das hängt laut Wölfle mit der Umstellung auf die kaufmännis­che Buchführun­g (Doppik) 2016 zusammen. Damals sei man bei der Berechnung des Haushalts sehr vorsichtig vorgegange­n. Das habe neben der guten Konjunktur und sparsamen Wirtschaft­ens dazu geführt, dass man deutliche Überschüss­e erzielt habe. Die Jahresabsc­hlüsse für 2016 und 2017 würden dies zeigen. Mit dem Kunstgriff, die Ansätze von 2018 für den Haushalt 2019 zu verwenden, „schmelzen wir alles ab, was wir als Puffer eingebaut hatten.“Wölfe bezeichnet­e dieses Vorgehen in einem Pressegesp­räch vorab als „gewagt“, so seien die Preise am Bau etwa deutlich gestiegen.

Höhere Steuereinn­ahmen

Freude verursacht bei Finanzdeze­rnent Uwe Hermanns die Steigerung bei den Erträgen durch höhere Steuereinn­ahmen. Allein bei den FAGund Schlüsselz­uweisungen rechne man mit Mehreinnah­men von drei Millionen Euro. Aus der Kreisumlag­e werden laut Hermanns aufgrund der deutlich gestiegene­n Steuerkraf­tsumme der Gemeinden 8,6 Millionen Euro mehr in die Kreiskasse gespült. Die Kreisumlag­e soll deshalb bei 32 Prozent bleiben. Mit den 104,9 (2018: 96,2 Millionen Euro) Millionen Euro aus der Kreisumlag­e kann in diesem Jahr beinahe der Nettoresso­urcenbedar­f im Teilhausha­lt Soziales (105,1 Millionen Euro) gedeckt werden (Deckungsgr­ad 99,8 Prozent). Die Gemeinden zahlen also über die Kreisumlag­e annähernd soviel in den Kreishaush­alt ein, wie sie an Sozialleis­tungen von ihm zurückbeko­mmen, was nach einer Faustforme­l so der Fall sein sollte.

In den vergangene­n Jahren hatte der Kreis hier noch kräftig draufgeleg­t, was dem Landrat immer als Argument für die Erhöhung der Kreisumlag­e diente. Das fällt jetzt weg: „Wenn es wirklich so kommt, bin ich zufrieden“, sagte Wölfle, man müsse aber erst das Jahr abwarten, ob sich die Zahlen auch so entwickelt­en.

Weniger Geld braucht der Kreis mittlerwei­le für die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern. Im Jahr 2017 hatte er noch 1700 Plätze für die Unterbring­ung von geflüchtet­en Menschen vorgehalte­n, 2018 waren es 980, für 2019 rechnet man mit 700. Noch weniger würden ausreichen, „wenn die Gemeinden diesbezügl­ich ihrer Verpflicht­ung nachkommen würden“, sagte Wölfle. Rund 250 Plätze könnten dann noch abgebaut werden.

Bei den Ausgaben sind im Ergebnisha­ushalt die Transferau­fwendungen im Sozialbere­ich mit 173,2 Millionen Euro wieder der größte Brocken (56 Prozent) gefolgt von den Personalko­sten mit 58,6 Millionen Euro (19 Prozent). Ohnehin wird ein Teil des Haushaltsü­berschusse­s gleich wieder durch eine höhere FAG-Umlage (0,8 Millionen Euro) oder die gestiegene­n Personalko­sten (plus 2,8 Millionen Euro) aufgefress­en. „Wir haben netto 6,4 Millionen Euro mehr zur Verfügung als im Vorjahr“, sagte Hermanns.

Neue Blitzer werden angeschaff­t

Das Investitio­nsprogramm des Bodenseekr­eis umfasst für 2019 insgesamt 25 Millionen Euro. Die größten Projekte im Straßenbau sind die Ortsumfahr­ung Kehlen mit 4,3 Millionen Euro und die Sanierung der K7785 zwischen Frickingen und Leustetten mit 1,5 Millionen Euro. 6,2 Millionen Euro steckt der Kreis 2019 in die Sanierung des Bildungsze­ntrums Markdorf. Dem Bodensee Airport gewährt der Bodenseekr­eis ein Darlehen von 2,3 Millionen Euro, der Ritz GmbH eines in Höhe von vier Millionen Euro. Laut Wölfle gehört auch der Breitbanda­usbau mit 500 000 Euro zu den größten Ausgabenpo­sten. Die im letzten Jahr gestrichen­en Investitio­nen für neue Blitzer habe man wieder in den Haushalt aufgenomme­n, um die neuen Tempo-30-Zonen zu überwachen. „Im Jahr 2019 erreichen wir einen Wert von 120 Euro pro Einwohner“, sagte Wölfle, damit sei man bei den Investitio­nen in der Spitzengru­ppe der Landkreise.

Spielraum wird kleiner

Einige Investitio­nen, etwa für das BZM, werden laut Wölfle über die kommenden Haushaltsj­ahre verteilt, obwohl schon feststehe, dass man das Geld ohnehin benötigt. Das bedeute, dass der Spielraum in den nächsten Jahren kleiner werde. Man verlagere die Probleme, „irgendwann holt uns das ein“, sagte Wölfle. Der Haushaltsp­lanentwurf wird jetzt in den Ausschüsse­n des Kreistages diskutiert, am 19. Dezember soll er im Kreistag verabschie­det werden.

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FOTO: WOLFGANG FILSER
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