Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Chaos in der Südwest-SPD

Breymaier gibt Vorsitz trotz Sieg im Mitglieder­votum ab

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STUTTGART (kab) - Leni Breymaier (Foto: dpa) will beim SPD-Landespart­eitag am Samstag nicht mehr um den Vorsitz kandidiere­n.

Das sagte sie am Dienstag in Stuttgart noch bevor das Endergebni­s des Mitglieder­entscheids vorlag. Rund

19 000 Südwest-Genossen hatten sich beteiligt. Eine denkbar knappe Mehrheit sprach sich dafür aus, dass Breymaier Vorsitzend­e bleiben soll. Sie bekam 40 Stimmen mehr als ihr Herausford­erer Lars Castellucc­i.

Breymaier deutete das Ergebnis als Zeichen der Zerrissenh­eit der Partei. Deshalb wolle sie den Spitzenpos­ten an jemanden abtreten, der die SüdwestSPD zusammenfü­hren könne, sagte sie. Obwohl er unterlegen war, hält Castellucc­i an seiner Kandidatur fest.

Die langjährig­e SPD-Europaabge­ordnete Evelyn Gebhardt äußert sich erschütter­t über die Kandidaten­liste für die Europawahl. „Ich bin maßlos enttäuscht und finde das Verfahren absolut inakzeptab­el. Es geht nicht, dass sich die Parteispit­ze über Entscheidu­ngen, die die Basis getroffen hat, hinwegsetz­t“, sagte sie am Dienstag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Landes-SPD hatte ihr und dem zweiten baden-württember­gischen EU-Abgeordnet­en Peter Simon beim Parteitag im September deutlich mehr Stimmen gegeben als der Generalsek­retärin der Südwest-SPD Luisa Boos. Der Bundespart­eivorstand hatte am Montagaben­d die Liste aufgestell­t und Boos trotzdem auf Platz 15, Gebhardt auf 25 und Simon auf 28 gesetzt. „Ich bin davon ausgegange­n, dass ich unter den ersten zehn Plätzen sein werde“, sagte die Vize-Präsidenti­n des EU-Parlaments Gebhardt. Bei der vorigen Europawahl stand sie auf Platz vier. Die Aussichten für Gebhardt und Simon sind damit trübe – aktuell hält die SPD 27 Sitze im EU-Parlament. Südwest-SPD-Chefin Leni Breymaier zeigte sich ebenfalls sauer. „Das ist etwas, das wir nicht akzeptiere­n“, sagte sie. Zwei Jahre lang hatte Breymaier ihre WunschGene­ralsekretä­rin gegen viel Kritik verteidigt. Es sei Ironie des Schicksals, dass Boos nun ihre Fürspreche­rin überflügel­e – ausgerechn­et am Tag, an dem Breymaier ihren Rückzug von der Landesspit­ze verkündet, sagte ein Vertrauter. SPD-Bundesvize Thorsten SchäferGüm­bel hatte Boos vorgeschla­gen. Er arbeitet eng mit einem Sprecher der Bundespart­ei zusammen. Der Sprecher ist mit Boos liiert. Es bestehe kein Zusammenha­ng zu ihrem Listenplat­z, sagte Boos. „Ich bin keine Freundin von Verschwöru­ngstheorie­n.“Ziel sei eine Verjüngung der Kandidaten – wie ein vergleichb­ares Beispiel aus Schleswig-Holstein zeige. Das letzte Wort haben die Teilnehmer der SPDEuropad­elegierten­konferenz am 9. Dezember in Berlin. (kab)

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FOTO: OH Evelyn Gebhardt

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