Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lehrer aus Langenargen slammt in Zürich
Alex Simm ist nicht erfolgreich, schwärmt aber dennoch von den Poetry-Slam-Meisterschaften
LANGENARGEN (jam/sz) - Alex Simm aus Langenargen hat an den deutschsprachigen Poetry-SlamMeisterschaften in Zürich teilgenommen. Welches Fazit der Lehrer am Weingartener Gymnasizieht und warum er seinen Schülern Poesie unbedingt nahebringen will, hat er jetzt der Schwäbischen Zeitung verraten.
Zunächst schwärmt der 37-Jährige erst einmal von dem Event an sich. „Man bemerkt, dass in die Organisation dieses gigantischen Poesiefestivals sehr viel Arbeit und Liebe geflossen ist“, berichtet er. Als Beispiele nennt er die Auswahl der Locations, der Hotels, der Moderation und des Rahmenprogramms. Alex Simm trat am vergangenen Freitag in der zwölften und letzten Vorrunde an.
Die Zuschauerreihen seien komplett gefüllt gewesen, erinnert er sich. „Bei der Startplatzauslösung habe ich leider noch nie wirklich Glück gehabt, sodass ich auch dieses Mal von Startplatz drei von zwölf starten musste.“Das Publikum komme erst im Laufe eines Abends immer mehr in Stimmung. Außerdem blieben die Teilnehmer, die gegen Ende auftreten, den Zuhörern unter Umständen besser in Erinnerung – und diese entscheiden schließlich per Applaus über den Gewinner der Poetry-Slam-Meisterschaft.
Simm, der in Langenargen lebt, ging mit dem Text „Nicht müde werden“an den Start. „Er beschreibt die Verzweiflung, die mich, angesichts der aktuellen Situation in unserer Gesellschaft, immer wieder ermüdet und gegen die ich die Zuhörerschaft auffordere, anzukämpfen.“Tagtäglich müsse man sich mit Hiobsbotschaften auseinandersetzen, mit unmoralischen, egoistischen Entscheidungen, die auf Kosten des Schwächeren gingen und kaum zu ertragen seien. „Dieser Zustand hält nun schon einige Jahre an, sodass eben Ermüdungserscheinungen und Abstumpfungen auftreten und wir uns lieber mit unserem Wellnessurlaub befassen, anstatt uns an die unangenehmen Dinge heranzuwagen.“
Die Resonanz beim Publikum sei sehr gut gewesen. Zum Weiterkommen habe es dann aber doch nicht gereicht. Macht nichts, findet Simm: „Den Rest des Wochenendes konnte ich dann die wunderbaren Beiträge der anderen Poeten genießen.“Da sei von Mundart über unterhaltsame oder nachdenkliche Lyrik bis zu dadaistischer Sprachkunst alles dabei gewesen. „Es zeigt einmal mehr, dass es beim Poetry Slam nicht darum geht, wer am Ende gewinnt, sondern, dass es möglich ist, Tausende Menschen in ein Stadion zu bekommen, um sich Poesie anzuhören.“Gewonnen hat am Ende Jean-Philippe Kindler – „völlig verdient“.
Verborgene Talente wecken
Er sei von vielen Schülern und Kollegen vorab auf seinen Auftritt in Zürich angesprochen worden, die ihm viel Glück wünschten, erzählt der 37jährige Lehrer. „Im Rahmen meines Unterrichts versuche ich natürlich, meine Erfahrungen einfließen zu lassen und fordere das Schreiben der Schüler und die Poesie bei allen Gelegenheiten.“Es sei schön zu sehen, was in den Köpfen so vor sich gehe und welche verborgenen Talente dort schlummern. „Ich werde natürlich weiterhin auftreten“, beteuert Simm auf Nachfrage, „bei Poetry Slams, aus meinem Buch lesend oder solo, werde ich in der Region unterwegs sein“.
Auch an den deutschsprachigen Meisterschaften will er sich wieder beteiligen.