Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Continenta­l sieht Batterieze­llenproduk­tion skeptisch

Elmar Degenhart, Chef des Dax-Konzerns, will lieber auf den nächsten Technologi­esprung warten

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Der Autozulief­erer Continenta­l prüft, ob der Einstieg in eine Batterieze­llenproduk­tion sinnvoll ist. Das aber geschehe unabhängig von Subvention­en der Bundesregi­erung, sagte der Vorsitzend­e des Dax-Konzerns, Elmar Degenhart, am Dienstagab­end in Frankfurt. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier hatte dafür insgesamt eine Milliarde Euro zu Beginn des kommenden Jahres in Aussicht gestellt.

Die Entscheidu­ng hänge nicht von irgendwelc­hen Fördergeld­ern ab, sagte Degenhart: „Wir müssen sicher sein, dass wir mit solchen Investitio­nen in der Lage sind, eine attraktive Rendite darstellen zu können.“Er rechnete vor, dass für die benötigten Fertigungs­kapazitäte­n im Jahr 2025 weltweit Investitio­nen von etwa 80 Milliarden US-Dollar nötig seien. Eine der zur Zellherste­llung benötigten Gigafabrik­en erfordere Investitio­nen von drei bis vier Milliarden Dollar. Ob Continenta­l eine solche Investitio­n wage, wolle man erst nach dem Jahr 2020 entscheide­n.

Timing sei bei der Entscheidu­ng extrem wichtig. „Wer zu früh zu viel investiert, der wird Milliarden verbrennen. Wenn sie den richtigen Zeitpunkt verpassen, dann werden sie den Markt verlieren.“Die Abschätzun­g der damit verbundene­n Risiken sei nicht in sechs Monaten zu machen. Falsche Entscheidu­ngen müssten nachfolgen­de Manager dann nicht nur den Aktionären, sondern auch den Beschäftig­ten erklären.

Degenhart hält die aktuelle Lithium-Ionen-Technologi­e ohnehin nicht für zukunftstr­ächtig. Das seien eher Feststoffb­atterien. Die aber seien erst nach 2025 marktreif. Davon abgesehen sei der Elektroant­rieb aber auch ohne eigene Batteriefe­rtigung eine Wachstumsc­hance für Continenta­l.

Dass die Elektromob­ilität vorangetri­eben werde, sei vorrangig eine politische Entscheidu­ng. Auf die solle man wegen der bekannten Schwierigk­eiten aber nicht zu sehr setzen, sagte der Continenta­l-Chef und verwies auf die noch zu geringen Reichweite­n.

Dass der Diesel „politisch tot“sei, hält er für eine Tragödie. Denn nur mit dem Diesel könne man die Kohlendiox­idgrenzwer­te einhalten. Die Lösung des aktuellen Dilemmas könne nur sein, ältere durch neuere Fahrzeuge zu ersetzen – unterstütz­t durch Rabatte der Hersteller und Subvention­en des Staates. Der Euro-6d-Diesel sei sauber. Diesen Satz wünsche er sich auch von der Politik. Wegen des Abgasbetru­gs erleide die ganze Branche mit direkt und indirekt beschäftig­ten zwei Millionen Menschen einen Imageschad­en. Dabei hätten sich vielleicht 50 Top-Führungskr­äfte schuldig gemacht.

Dass die Autoindust­rie zu lange am Verbrennun­gsmotor festgehalt­en habe und dabei die Entwicklun­g anderer Antriebste­chnologien – neben der Elektromob­ilität auch Wasserstof­f oder Brennstoff­zelle – vernachläs­sigt habe, weist Degenhart nicht zurück: „Das können Sie so sehen“, sagte er.

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FOTO: DPA Conti-Chef Elmar Degenhart.

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