Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Den perfekten Kleidersch­rank puzzeln

Die Möbel werden heute individuel­l nach den Vorgaben des einzelnen Kunden produziert und lassen sich vielfältig variieren

- Von Jule Zentek

ULM (dpa) - Er soll groß genug sein, aber nicht zu viel Platz wegnehmen. Er soll praktisch eingeteilt sein und gleichzeit­ig auch optisch was hermachen: Die Suche nach dem passenden Kleidersch­rank ist besonders schwierig, wenn man nicht genau weiß, was man will – vor allem bei der großen Auswahl an Möglichkei­ten im Handel. Diese fünf Fragen können dabei helfen.

1. Die Außenmaße: Wie viel Kleidung habe ich?

Am besten räumt man seinen alten Schrank einfach mal aus und misst die Stapel nach. Das neue Möbel sollte schließlic­h groß genug sein, damit die Stücke darin übersichtl­ich und praktisch sortiert werden können. Insbesonde­re Leute, die gerne shoppen, und Paare, die sich einen Kleidersch­rank teilen wollen, sollten an Puffer denken, rät Modeberate­rin Sonja Grau aus Ulm, die in ihrer Berufsprax­is viele Kleidersch­ränke sieht.

Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie empfiehlt pro Person mindestens einen Kubikmeter Volumen. „Das ist ein Schrank mit einem Meter Breite, 54 Zentimeter Tiefe und zwei Metern Höhe.“Besser sei ein Schrank mit 1,5 Kubikmeter Volumen: Das sind 120 Zentimeter Breite, 60 Zentimeter Tiefe und 220 Zentimeter Höhe. Geismanns Tipp: Gerade für kleine Zimmer ist ein Schrank mit Schiebetür­en sinnvoll. „Sie stehen beim Öffnen nicht im Weg.“

2. Die grobe Einteilung: Welche Art von Kleidung habe ich?

Nicht nur die Masse an Kleidung ist entscheide­nd, sondern auch deren Beschaffen­heit. Wer gerne dicke Strickpull­over und Daunenjack­en trägt oder wer vor allem auf lange Stücke wie Mäntel, Abendkleid­er oder Jumpsuits setzt, braucht mehr Stauraum. Dabei spielt auch die Konfektion­sgröße eine Rolle. „Naturgemäß braucht eine Person mit der Konfektion­sgröße XS eher weniger Platz als eine Person mit Konfektion­sgröße XXL“, sagt Grau. Es kommt aber nicht nur Kleidung in den Schrank: Auch Bettwäsche, Handtücher, dicke Wintermänt­el oder der Staubsauge­r brauchen Platz.

Dazu kommt, dass manches besser gehängt, anderes besser gefaltet und gestapelt wird. Kleider, Kostüme, Anzüge und Blusen bleiben hängend eher faltenfrei. Zur klassische­n Liegeware zählen Jeans und Pullover. „Viele vergessen, dass Strickpull­over am Bügel schnell länger und unförmig werden und ärgern sich später“, erklärt Grau.

Generell sollte man bei der Aufteilung noch mal zwischen den Sachen unterschei­den, die man täglich braucht, und dem Rest. „In den Bereich vom Boden bis zu einer Höhe von etwa 60 Zentimeter gehören Dinge, die nicht täglich gebraucht werden“, sagt Birgit Gröger, Geschäftsf­ührerin von meine-moebelmanu­faktur.de. Weil es für die meisten Menschen am komfortabe­lsten ist, gehört in die Höhe ab 60 und bis 170 Zentimeter die Kleidung für den täglichen Bedarf. Die restliche Höhe wird zum Lager für Bettwäsche und Handtücher.

3. Die Details: Welche Art Regale brauche ich?

Wie viele Regaleinhe­iten man einplant, hängt davon ab, wie hoch die Stapel der gefalteten Kleidung werden. So geht Ikea beispielsw­eise in seiner Planungshi­lfe für Kleidersch­ränke davon aus, dass zehn gestapelte T-Shirts in ein Fach von 25 Zentimeter­n Höhe passen, zehn Hosen oder Pullover brauchen 30 Zentimeter Höhe.

Wer den hängenden Teil des Schranks verkürzen will, um ganz oben oder unten für Schuhe oder Bettwäsche ein Regal einzufügen, sollte bedenken: Lange Kleider plus Bügel kommen durchaus schon mal auf 180 Zentimeter, kurze Kleider noch auf 120 Zentimeter. Wer nur Blusen oder Blazer hat, braucht eine Höhe von 80 Zentimeter plus Bügel, Männer für Hemden und Sakko durchaus 100 Zentimeter. Ikea schlägt für halb gefaltete, hängende Hosen 60 Zentimeter für Frauen beziehungs­weise 70 Zentimeter für Männer vor.

Geismann empfiehlt, für eine übliche Garderobe eine Kleidersta­nge, Ablagefäch­er und möglichst zwei Schubladen einzuplane­n. Die Schubladen sind praktisch für Kleinwäsch­e wie Unterwäsch­e, Schals sowie Socken und Strümpfe. Die Ablagefäch­er bieten Platz für Gefaltetes. „Sie sollten mindestens 30 Zentimeter breit und tief und die Abstände zwischen den Ablageböde­n variabel einstellba­r sein.“Zusätzlich­en Stauplatz bieten die Innenseite­n der Türen. Hier können Schals und Krawatten mit Ringen oder an Stangen hängen.

4. Der eigene Stil: Brauche ich spezielle Extras?

Wer viele Kleider oder Anzüge hat, sollte eine sehr lange oder gleich mehrere Kleidersta­ngen einplanen. Am besten eine hoch oben und eine in etwa 120 Zentimeter­n Höhe. „Um besser an den oberen Bereich heranzukom­men, kann ein Kleiderlif­t sinnvoll sein“, sagt Gröger. Das ist eine Stange, die sich nach vorne und unten ziehen lässt. Wer Hüte, Mützen und reichlich Accessoire­s besitzt, sollte sich überlegen, ob er ein Fach für Hutboxen einplant.

5. Das weitere Vorgehen: Wie stellt man den Schrank zusammen?

Mit den Maßen und den Ideen zum Kleidersch­rank geht es in den Fachhandel, wo man zusammen mit einem Berater den Schrank am Computer aus Einzelteil­en baut. Viele Möbelherst­eller und Händler bieten diese Möglichkei­t inzwischen aber auch für den Einkäufer online an. Man kann sich hier vor dem Besuch im Fachhandel schon ausprobier­en oder das Möbel direkt bestellen.

Wichtig ist bei beiden Varianten, den Platz für den Schrank exakt auszumesse­n. Dafür bieten Hersteller Anleitunge­n für das sogenannte Aufmaß an, das durchaus seine Tücken hat. So werden Nischen, in die der Schrank passen soll, oft nach hinten zur Wand schmaler. „Daher sollte man den Abstand der Nischenwän­de immer an drei Stellen ausmessen“, erklärt Gröger. Am besten vorne, in der Mitte und hinten an der Wand. Der kleinste Wert entscheide­t dann, wie breit der Schrank wird. Auch Dachschräg­en sind tückisch, da manche Dächer durchhänge­n. Hier sollte man ganz genau mit einer Schablone nachmessen. Einige Hersteller fertigen so eine Schablone individuel­l an und schicken sie zu.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Sachen, die man täglich braucht, kommen auf Greifhöhe, die anderen ganz nach oben im Schrank oder auf den Boden.
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FOTO: RAUMPLUS Übersichtl­ich und ordentlich: Die Höhe der Fächer richtet sich nach der Stapelhöhe. Die Schubladen sind praktisch für Socken und Strümpfe.
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FOTO: THIELEMEYE­R Gehängt oder gefaltet: Wer mehr Hemden und Blusen als T-Shirts hat, bestellt mehr Regaleinhe­iten mit integriert­en Stangen.

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