Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Genossen hoffen auf Neuanfang

Einen klaren Favoriten für den Landesvors­itz gibt’s bei der SPD am Bodensee noch nicht

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FRIEDRICHS­HAFEN (ras/rup/li) - Leni Breymaier tritt nicht nicht mehr um den Vorsitz der SPD Baden-Württember­g an. Das bewegt auch die Genossen in Friedrichs­hafen.

„Sie hätte es verdient, mehr Zeit zu bekommen“, sagt Werner Nuber, Vorsitzend­er des SPD-Ortsverein­s Friedrichs­hafen. Es wäre gut, meint er, wenn die SPD in der Auswechslu­ng ihres Spitzenper­sonals weniger schnell agieren würde und sich nicht so stark von Umfragen beeinfluss­en ließe. Nachdem Breymaier beim Mitglieder­votum nur wenig mehr Stimmen bekam als ihr Herausford­erer, Lars Castellucc­i, versteht er ihren Schritt aber: „Da muss man die Konsequenz­en ziehen“. Breymaier sei stets vorgeworfe­n worden, die Partei nach links zu rücken, so Nuber. Castellucc­i dagegen sei als Kandidat des Ausgleichs angetreten. „Das hat ihn stark gemacht. Er will kein Gegenkandi­dat zum linken Flügel sein, sondern die Flügelkämp­fe überwinden. Von Breymaiers Vorschlag an Castellucc­i, er solle wie sie selbst zurückstec­ken, um Platz für einen dritten Kandidaten zu machen, der die Gräben in der Partei zuschütten könne, hält Nuber nichts. „Es muss am Ende nicht zwei Verlierer geben, Breymaier hätte ja antreten können.“

Das SPD-Kreistagsm­itglied Norbert Zeller, der selbst jahrelang Mitglied des Landtages war, sieht die Sache als Aufbruch zu einem Neuanfang. „Wir brauchen jetzt jemanden, der die Partei zusammenfü­hrt und der in der Öffentlich­keit Ansehen genießt“, sagt er. Für Zeller komme dafür in erster Linie Andreas Schoch infrage, der als Fraktionsc­hef der SPD im Landtag arbeitet. Der Unterlegen­e dürfe auf keinen Fall antreten, das sei zuvor so gesagt worden. Außerdem hält es Zeller für „Blödsinn“, jetzt so zu tun, als ob die SPD in dieser Sache zerstritte­n sei.

Ähnlich sieht das der langjährig­e SPD-Kreisvorsi­tzende Dieter Stauber, der die jüngsten Ereignisse als „gelebte Demokratie“wertet. Leni Breymaier zollt er Respekt für ihre Entscheidu­ng, Lars Castellucc­i hält er grundsätzl­ich für geeignet, den Vorsitz zu übernehmen. Geeignete Kandidaten gebe es aber immer mehrere, weshalb man nun erstmal abwarten müsse, ob sich bis Samstag noch andere zu einer Kandidatur entschließ­en. Generell sei aber ohnehin entscheide­nd, dass das gesamte Vorstandst­eam gute Arbeit leiste – nicht nur der Mann oder die Frau an der Spitze.

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