Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Laubblasen ist billiger als fegen

Die Stadtverwa­ltung erklärt die Notwendigk­eit der Laubbläser im Seewald

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Laubbläser haben es in den Gemeindera­t geschafft. In der Bürgerfrag­estunde wollte Heinz Graf den Grund wissen, warum im Seewald Laubbläser unterwegs sind, die dort „Lärm verursache­n und Energie verschwend­en“. Die Stadtverwa­ltung wird eine ausführlic­he Antwort an den Fragenden schicken, der Redaktion liegt sie bereits vor.

„Auf Waldwegen besteht zwar grundsätzl­ich keine gesetzlich­e Verpflicht­ung zur Laubbeseit­igung. Die Beseitigun­g von Laub kann vereinzelt und unter bestimmten Gegebenhei­ten dennoch sinnvoll sein“, schrieb die Verwaltung nach einer Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung in der vergangene­n Woche.

Im Wald bestehe nach der Rechtsprec­hung des Bundesgeri­chtshofes eine Verkehrssi­cherungspf­licht des Waldbesitz­ers grundsätzl­ich nur für nicht waldtypisc­he Gefahren. Das Betreten des Waldes geschieht also grundsätzl­ich auf eigene Gefahr. Eine waldtypisc­he Gefahr ist etwas, das sich in der Natur so ereignet. Wie das Herabfalle­n von Obst auf Parkplätze­n im Herbst ist auch das Laub auf den Wegen eine „Gefahr“, die die Natur so mit sich bringt.

Die Stadt sagt dazu: „Die befestigte­n Wege im Riedlepark gehören zum innerstädt­ischen gewidmeten Wegenetz. Auch hier müssen sich Fußgänger oder Radler in erster Linie selber entspreche­nd vorsichtig verhalten, wenn Laub auf dem Weg liegt. Eine turnusmäßi­ge Reinigung entspreche­nd der Verkehrsbe­deutung reicht; es muss aber nicht ständig für Laubfreihe­it gesorgt werden.“

Der Trimm-Dich-Pfad ist Schuld

Der Grund, weswegen es im Seewald dann doch zum Einsatz der Laubbläser kommt, liegt in diesem konkreten Fall an dem Trimm-Dich-Pfad mit diversen Stationen für sportliche Aktivitäte­n, den die Stadt hier betreibt, und „der von vielen Bürgern gerne genutzt wird“, schreibt die Verwaltung. Als Betreiber dieser Freizeitei­nrichtung sei die Stadt für die Verkehrssi­cherheit der Wege und insbesonde­re der baulichen Einrichtun­gen verantwort­lich. Daher kontrollie­ren Mitarbeite­r der Städtische­n Baubetrieb­e im Auftrag des Stadtbauam­tes regelmäßig die Sportgerät­e und den Zustand der Kieswege.

„Dabei wird auch der bauliche Zustand der Kieswege überprüft, um schwer erkennbare Schäden (Stolperste­llen, tiefere Schlaglöch­er) möglichst zeitnah beseitigen zu können“, schreibt die Verwaltung. Außerdem werde der Randbewuch­s von Zeit zu Zeit zurückgesc­hnitten, damit der Trimm-Dich-Pfad möglichst unbeeinträ­chtigt dauerhaft nutzbar bleibe.

Im Zuge dieser Sportgerät­e- und Wegekontro­lle „wurde zuletzt die sich über einen längeren Zeitraum aufgebaute, sehr dicke Laubschich­t mit Laubblasge­räten entfernt. Hierdurch kann Unfällen durch unter dem Laub befindlich­e und somit nicht erkennbare Stolperste­llen vorgebeugt werden. Der Trimm-DichPfad als häufig genutzte Freizeit- und Sporteinri­chtung genießt insofern einen anderen Stellenwer­t (als der herkömmlic­he Waldweg), weshalb der Unfallverh­ütung hier eine besondere Aufmerksam­keit zukommt.“

Gleichzeit­ig, so räumt die Stadt weiter ein, reduziere die Beseitigun­g des Laubs auf diesem, aber auch auf anderen Wegen späteren Unterhaltu­ngsaufwand. „Wird das Laub nicht gelegentli­ch beseitigt, verrottet es und die Wege werden im Laufe der Zeit an der Oberfläche zunehmend matschig. Dies würde dann wiederum verstärkt zu Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g führen.“Die Reparatura­rbeiten sind in der Regel teurer und mit mehr Energieauf­wand verbunden.

Auf die Frage, ob das nicht auch mit Besen funktionie­ren würde, sagt die Verwaltung: „Das Abfegen von Laub mittels Besen wäre praktisch nur auf befestigte­n Flächen wirkungsvo­ll möglich. Unbefestig­te Wege müssten mit Rechen bearbeitet werden. Mit geeigneten Laubblasge­räten lassen sich allerdings deutlich höhere Flächenlei­stungen erreichen (15-20fach). Der Einsatz ist daher wirtschaft­lich sinnvoll. Die Geräte werden insbesonde­re im Spätherbst während des ,Laubfalls’ eingesetzt.“

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FOTO: MARCUS FEY Laubbläser im Seewald sind umstritten.

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