Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Autonomes Fahren: Großes Interesse mit einer Portion Skepsis

DHBW stellt Studie zum autonomen Fahren vor – Rechtliche und ethische Fragen und fehlendes Angebot werden genannt

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Ihre inzwischen sechste Studie zum Thema Mobilität haben die Forscher der Dualen Hochschule Baden-Württember­g (DHBW) Ravensburg nun vorgelegt. Der Fokus dieses Mal lag auf der Akzeptanz für das autonome Fahren. Befragt hat das Zentrum für empirische Kommunikat­ionsforsch­ung (ZEK) für die aktuelle Umfrage deutschlan­dweit 500 Personen. Davon berichtet die DHBW in einem Schreiben.

„Die Menschen können sich langsam, aber nachhaltig mit autonomem Fahren anfreunden“, lautet ein Fazit, das Prof. Udo Klaiber aus der Studie zieht. 38 Prozent gaben an, dass sie es für „eher bis sehr wichtig“halten, dass die Automobilh­ersteller sich mit autonomem Fahren beschäftig­en. Hier hat die Elektromob­ilität mit 62 Prozent klar die Nase vorn, bei Mobilitäts­dienstleis­tungen wie Carsharing liegt der Wert bei 41 Prozent.

Als Vorteile beim autonomen Fahren sehen die Befragten mehr Mobilität für gehandicap­te Fahrer, eine optimale Routenplan­ung, entspannte­s Fahren und einen besseren Verkehrsfl­uss. Das Thema autonomes Fahren hat aber auch noch ganz deutliche Akzeptanzp­robleme. 67 Prozent gaben an, noch kein Vertrauen in die Technik zu haben, 63 Prozent haben Angst vor Manipulati­onen, und 61 Prozent gibt die neue Technik das Gefühl, überwacht zu werden. „Die Hersteller müssen im Marketing noch mehr unternehme­n, um die Kunden von der Technologi­e zu überzeugen“, sagt Prof. Simon Ottler, Leiter des ZEK an der DHBW Ravensburg. Er rät den Hersteller­n zudem, ihren Kunden das autonome Fahren vertrauter und erlebbar zu machen – sei es durch virtuelle Plattforme­n oder über Teststreck­en, wie sie derzeit unter anderem in Friedrichs­hafen in Kooperatio­n mit der ZF, der Stadt und dem Weiterbild­ungsinstit­ut IWT der DHBW Ravensburg entstehen.

Die Studie fragte auch, warum das autonome Fahren sich in Deutschlan­d noch nicht durchgeset­zt hat. Hier nannten die Befragten ungeklärte rechtliche und ethische Fragen, fehlendes Angebot und Infrastruk­tur sowie mangelnde Akzeptanz der Verbrauche­r. Für autonomes Fahren steht für sie an vorderster Stelle der Prof. Udo Klaiber Name Tesla (40 Prozent), gefolgt von BMW und Mercedes (jeweils rund 25 Prozent). Und wann werden in Deutschlan­d die Autos vollkommen autonom fahren? Nur oder immerhin 26 Prozent der Befragten schätzen, dass dies innerhalb der nächsten zehn Jahre der Fall sein wird.

Die repräsenta­tive DHBW-Langzeitst­udie ist aus einem Lehrprojek­t mit dem Studiengan­g BWL-Industrie hervorgega­ngen und wird auch in Zukunft aktuelle Trends in der Automobilb­ranche aufgreifen. In den vergangene­n Studien lag ein Schwerpunk­t mit auf dem Image der Automobilh­ersteller vor dem Hintergrun­d des Dieselskan­dals.

„Die Menschen können sich langsam, aber nachhaltig mit autonomem Fahren anfreunden.“

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