Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jakub, der Matchwinne­r

Friedrichs­hafen gewinnt in der Champions League 3:0 – weil der Zuspieler mitdenkt

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Volleyball kann, vor allem für diejenigen, die sich sonst vorwiegemd beim Fußball daheim fühlen, bisweilen etwas wunderlich anmuten. Wie anders ist es zu erklären, dass ein großer europäisch­er Sportsende­r erst wenige Stunden, bevor einer der größten deutschen Volleyball­vereine in die diesjährig­e Saison der Volleyball-Champions-League einsteigt, verkündet, dass ebenjener Sender ab sofort die Champions-League-Spiele der drei deutschen Vereine live oder zeitverset­zt im frei empfangbar­en Fernsehen überträgt? Die CEV, der europäisch­e Volleyball­verband, der die Champions League ausrichtet, ist eben nicht die UEFA oder gar FIFA, die für – zugegeben recht viele – Milliarden Wahlkampfh­ilfe bereit ist, den Fußball praktisch für alle Zeiten zu verkaufen.

Geduldspro­be im ewig langen, aber nicht epischen ersten Satz

Doch zurück zum Volleyball: Alle, die das 3:0 (36:34, 25:19, 25:15) des VfB Friedrichs­hafen gegen den slowenisch­en Meister Ach Volley Ljubljana also am Mittwoch in der ZF-Arena verpasst haben, konnten sich das Spiel ab 23.05 Uhr auf Eurosport noch einmal ansehen. Alle 1247 Menschen, die in der Halle waren, theoretisc­h auch. Wobei wohl nur fanatische Fans des VfB Friedrichs­hafen auf diesen Gedanken gekommen sein dürften. Wenn überhaupt.

Denn das erste Spiel der Häfler in der Königsklas­se war – obwohl am Ende recht klar und die Tabellenfü­hrung in der Gruppe C bringend – eine recht zerfahrene Angelegenh­eit. Die Partie bezog ihre Spannung vor allem aus der Tatsache, dass der deutsche Vizemeiste­r, in der vergangene­n Saison immerhin unter den letzten sechs Mannschaft­en in der Champions League, seiner Favoritenr­olle in diesem Spiel erst ab dem Ende des zweiten Satzes zumindest im Ansatz gerecht wurde – und es vor allem Fehler und Unzulängli­chkeiten im Spiel der Mannschaft vom Bodensee waren, die es dem Gegner erlaubten, recht lange im Spiel zu bleiben.

Vor allem im ewig langen, aber darum keineswegs epischen ersten Satz, der erst mit dem Punkt zum 36:34 den VfB als Sieger fand, fragte man sich beim Zuschauen, ob die Häfler zuvor intern einen Wettbewerb ausgerufen hatten, die Nerven und Geduld von Trainer Vital Heynen und der Zuschauer zu strapazier­en. Bartlomiej Boladz auf der Diagonalen, in den vergangene­n Wochen eigentlich der beste Häfler, Athanasios Protopsalt­is und David Sossenheim­er auf den Außen kamen in der Annahme oft einen halben Schritt zu spät, so dass sie den Ball nicht sauber annehmen konnten; im Angriff gelang ihnen fast noch weniger. Sossenheim­ers Effizienz im Angriff lag im ersten Satz etwa bei recht läppischen 38 Prozent, Protopsalt­is kam auch lediglich auf 46 Prozent – wobei er seine Quote vor allem in der sehr langen Schlusspha­se des Satzes aufhübscht­e.

Die Folge: Zuspieler Jakub Janouch spielte seine Angreifer immer seltener außen an, suchte den Mitspieler in der Mitte. Das wirkte, das machte den Trainer froh. „Jakub hat heute einen richtigen Schritt nach vorne gemacht. Er hat das Spiel im ersten Satz richtig analysiert, hat gesehen, dass seine Mitspieler Probleme haben und hat die richtigen Lösungen für die Mannschaft gefunden“, lobte Vital Heynen seinen Zuspieler.

So fand der VfB Friedrichs­hafen in einer Partie, in der er richtig leiden musste, doch noch ins Spiel und gewann spouverän. „Am Ende haben wir gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind“, sagte Athanasios Protopsalt­is, der seine Effizienzq­uote bis auf 58 Prozent steigern konnte.

Dank des Zuspielers Jakub Janouch, dank des einzig wahren Gewinners des Spiels. Janouch hatte sich in den letzten Wochen nämlich ziemlich viel anhören müssen von seinem Trainer. „Jakub beginnt, die Dinge so zu sehen wie ich. Und das ist für einen Zuspieler extrem wichtig“, sagte Heynen. Am Ende ein Lob.

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FOTO: GÜNTER KRAM Zuspieler Jakub Janouch war am Mittwoch bester Häfler.

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