Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jugendlich­e wollen ihre Party retten

Alkoholaus­fälle vor der Festhalle sorgen für Ärger – Bürgermeis­ter fordert ein neues Konzept

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Gute Mucke, ein abgefahren­es Motto, kein Alkohol: Auf der Jugendpart­y ab zwölf Jahren feiern in der Langenarge­ner Festhalle regelmäßig Hunderte von Kids aus der ganzen Region und darüber hinaus. Damit ist jedoch erst einmal Schluss. Der traurige Grund: Bei der Veranstalt­ung Anfang Oktober war drinnen zwar alles völlig in Ordnung, vor der Halle tranken sich allerdings drei Halbstarke weg und mussten ins Krankenhau­s. Jetzt fordert Bürgermeis­ter Achim Krafft ein neues Konzept. Mit an Bord: die Jugendlich­en vom Organisati­onsteam, die ihre Party retten wollen.

Eintrittsk­arten, die es nur im Vorverkauf gibt, damit die Besucher wegfallen, die sich auf Verdacht vor der Festhalle sammeln, um zu schauen, ob sie reinkommen. Polizei, die bereits am Bahnhof präsent ist, um Kids zu beeindruck­en, die mit dem Zug anreisen und schon einen sitzen haben beziehungs­weise auf dem Weg zur Party trinken wollen, weil dort kein Alkohol ausgeschen­kt wird. Das Organisati­onsteam, das aus etwa 15 Jugendlich­en besteht, und einige ihrer Gäste haben sich vor Kurzem Gedanken gemacht, was sie tun können, damit ihre Veranstalt­ung nicht untergeht. Beziehungs­weise, was sie zusätzlich tun können, denn Passkontro­llen, Sicherheit­sdienstmit­arbeiter, die ständig ihre Runden drehen, und weitere Vorkehrung­en haben bislang dafür gesorgt, dass Party- statt Katerstimm­ung herrscht – zumindest drinnen.

Im Treff, der Jugendbege­gnungsstät­te in der Franz-Anton-Maulbertsc­h-Schule, arbeitete die Gruppe zusammen mit Gisela Sterk, der Jugendbeau­ftragten der Gemeinde, außerdem auf, was bei der letzten Auflage schiefgela­ufen ist. „Es war eine megacoole Party, in der Halle haben mehr als 900 Jugendlich­e so toll gefeiert und getanzt“, stellte Gisela Sterk grundsätzl­ich fest. Das Angebot werde nicht zuletzt deshalb sehr gut angenommen, weil sich das Angebot für Jugendlich­e von zwölf bis 16 Jahren in der Region außerhalb der Fasnet sehr in Grenzen halte. Leider sei die Situation im Oktober draußen eskaliert, weil dort, wie berichtet, Kids dermaßen gebechert hatten, dass Notarzt und Polizei einschreit­en mussten. Die Folge: Drei Jugendlich­e kamen mit Alkoholver­giftung ins Krankenhau­s, ein Junge musste sogar reanimiert werden.

„Es war nur ein ganz kleiner Teil, der zu viel getrunken hat. In der Halle haben die meisten gar nichts davon mitbekomme­n“, berichtete ein Mädchen vom Orgateam. Die nüchterne Analyse eines Jungen: Das Problem sei, dass schon bei den Jüngsten Alkohol und Feiern einfach zusammenge­hörten. Eine Entwicklun­g, mit der laut Jugendbeau­ftragter alle Veranstalt­er zu kämpfen haben. Ihr vielsagend­er Kommentar: „Spiegel der Gesellscha­ft.“Betroffen seien wenn dann vor allem 13- bis 15-Jährige, die aus den Latschen kippten, weil sie ihr Limit nicht kennen, den Alkoholkon­sum übertreibe­n und dazu auch noch kiffen. Die Getränke, die es dazu braucht, besorgen Ältere oder gehen aus dem Elternhaus mit.

Die jungen Partymache­r bedauern, dass wegen weniger Totalausfä­lle ihre Veranstalt­ung abgesagt worden ist, die am Samstag vor einer Woche wieder von 18 bis 22 Uhr in der Festhalle steigen sollte. Sie haben für die Entscheidu­ng aber Verständni­s und wollen mithelfen, Anfang 2019 ein neues Konzept zu erarbeiten. Ihre Hoffnung, die ein Mädchen formuliert: „Es wäre schön, wenn die Jugendpart­y für kommende Generation­en erhalten bleibt. Das gemeinsame Feiern macht nämlich echt Spaß.“

Eltern sind gefordert

Von einem ordentlich­en Ablauf und einer super Stimmung in der Halle, weiß auch Bürgermeis­ter Achim Krafft. Trotzdem sei ihm als Verantwort­lichen nach der Eskalation beim letzten Mal nichts anderes übrig geblieben, als den Termin Ende November zu streichen. Seine klare Ansage im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung: „Wenn wir die Situation nicht in den Griff kriegen, geht die Party nicht weiter.“

Dabei sieht er vor allem die Eltern in der Pflicht, die ihren Kindern mitgeben müssten, welche Spielregel­n einzuhalte­n sind. Zudem will der Bürgermeis­ter mit Polizei, Jugendbeau­ftragter und Jugendlich­en ein Konzept aufstellen, das allen Beteiligte­n – Gästen, Einwohnern, Verantwort­lichen – einen entspannte­n Abend garantiert. Sein Verspreche­n: „Wir werden die Jugendlich­en, die mit der Party ein schönes Angebot geschaffen haben, weiterhin unterstütz­en.“

 ?? FOTO: VERANSTALT­ER ?? Die Hände zum Himmel – weg vom Alkohol: Die Jugendpart­y in Langenarge­n geht erst weiter, wenn ein neues Konzept steht.
FOTO: VERANSTALT­ER Die Hände zum Himmel – weg vom Alkohol: Die Jugendpart­y in Langenarge­n geht erst weiter, wenn ein neues Konzept steht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany