Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Menschlich­keit säuft ab

- Von André Bochow

Mehr als 2100 Menschen sind in diesem Jahr beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben gekommen. Fast

30 000 Menschen hat die „Aquarius“seit Februar 2016 gerettet. Und doch wird in manchen Onlinefore­n das Ende der „Aquarius“zynisch beklatscht. Diskussion­sforen mussten geschlosse­n werden, weil unflätige und hasserfüll­te Kommentare zu zahlreich wurden. Regt sich noch jemand darüber auf ? In Politik und Gesellscha­ft herrscht weitgehend Gleichgült­igkeit. So wie mit großem Gleichmut hingenomme­n wird, dass die EU das Flüchtling­sproblem zum Beispiel nach Libyen verlagert. Dort wird in den Lagern hingericht­et, gefoltert, vergewalti­gt und es werden Sklavenmär­kte abgehalten.

Man kann über den Umfang von Migration und über die Möglichkei­ten von Integratio­n streiten. Das muss man sogar, wenn man zu einem gesellscha­ftlichen Konsens kommen will. Aber seit wann ist die Rettung von Menschenle­ben verhandelb­ar? Und stört es niemanden mehr, am Mittelmeer Urlaub zu machen, wenn dort Tausende Leichen im Wasser treiben? Gleichgült­igkeit kann töten. Gleichgült­igkeit zerstört auf Dauer uns selbst.

politik@schwaebisc­he.de

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