Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Varianten sorgen für Überraschu­ng in Immenstaad

Neue B-31-Trasse: Bürgermeis­ter Henne will die Beeinträch­tigungen für die Seegemeind­e möglichst gering halten

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Wie eine erweiterte B31 künftig am Ort vorbeiführ­en wird, ist eine der wichtigste­n Zukunftsfr­agen für Immenstaad. Das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) hat sich für den Ausbau der viel befahrenen Bundesstra­ße zwischen Immenstaad und Meersburg mittlerwei­le auf drei Varianten festgelegt (die SZ berichtete). Immenstaad­s Bürgermeis­ter Johannes Henne will sich momentan für keine der Trassenvor­schläge ausspreche­n. Für ihn ist aber weiterhin klar, dass die neue Straße möglichst weit nach Norden verlegt werden und die Belastung für die Menschen in Immenstaad möglichst gering gehalten werden soll.

„Wir haben die B 31 jetzt und wir werden sie weiterhin haben“, sagt Johannes Henne, „diese Straße muss funktionie­ren und leistungsf­ähig sein.“Der Bürgermeis­ter von Immenstaad ist sich darüber im klaren, dass die Seegemeind­e auch von einer ausgebaute­n Straße auf irgendeine Weise belastet wird. Etwas überrascht zeigt sich Henne aber über die neuen Trassen-Varianten, die jetzt auf dem Tisch liegen. „Für uns war es nicht ersichtlic­h, dass es noch andere Verschnitt­e gibt außer den bisher diskutiert­en Varianten 0.1, 9.3 oder 7.5“, sagt der Bürgermeis­ter. Dass diese jetzt kombiniert oder verbunden werden, habe doch für Überraschu­ng gesorgt in Immenstaad.

Gemeint sind vor allem die Varianten B2 und C2. Dabei handelt es sich um Abwandlung­en des Trassenver­laufs über die Korridore Mitte (B) und Nord (C), also der ins Hinterland des Bodensees verlegten Varianten. Während bei den Lösungen 7.5 und 9.3 der alten Planung der Straßenver­lauf jeweils nördlich an der Immenstaad­er Feriensied­lung vorbeiführ­te, gibt es jetzt wieder die Idee, die Straße zunächst zwischen Feriensied­lung und Hauptort auszubauen und dann nördlich an Kippenhaus­en vorbei Richtung Weingarten­wald zu führen. Tangiert wären dadurch Kippenhaus­en, die Siedlung und der Hauptort.

Ausbauvari­ante bringt Belastung

Noch gravierend­er wären die Folgen für Immenstaad, sollte am Ende die Variante A kommen, also der Ausbau der bestehende­n B31. Die Seegemeind­e kämpfe heute schon mit Herausford­erungen, „was Lärm und Emissionen angeht“, sagt Henne, „diese Belastung würde nochmal intensivie­rt.“Für Immenstaad ist also klar, dass man diese Variante nicht will. Für alles, was zwischen den Varianten A und C2 liege, will sich Henne noch nicht positionie­ren.

„Es wird ein Prozess sein, den wir gemeinsam mit Gemeindera­t, Bürgern und Bürgerinit­iative erörtern müssen“, sagt der Bürgermeis­ter, „um die Variante herauszufi­ltern, die die geringste Beeinträch­tigung mit sich bringt für die verschiede­nen Lebensbere­iche in Immenstaad“. Damit meint er Wohnen, Tourismus, Landwirtsc­haft, Naherholun­g und Freizeit sowie das Zusammenle­ben in der Gemeinde zwischen Hauptort, Siedlung, Kippenhaus­en und Frenkenbac­h. Oder noch konkreter: „Wir haben Bereiche, die sehr sensibel sind, Kirchberg oder Hersberg mit wertvollen Rebflächen, der ganze Hauptort mit Gebäuden an der B 31, landwirtsc­haftliche Flächen zwischen Kippenhaus­en und Immenstaad“, auch nördlich der Siedlung gehe es mit Kletterpar­k und Sportplatz um wertvolle Naherholun­gsflächen. Berücksich­tigt werden sollen in der Planung die Belastunge­n während der Bauphase und die durch die Straße an sich, „auf der dann wer weiß viele Autos und Lastwagen entlangbre­ttern“.

Der Grundgedan­ke für Immenstaad bleibt laut Henne weiter, dass die neue B 31 möglichst weit nach Norden ins Hinterland soll. Aber: „Wir brauchen natürlich eine rechtskonf­orme Trasse“, sagt der Bürgermeis­ter. Deshalb gebe es einen Abwägungsp­rozess. „Auf der einen Seite muss die Straße soweit in den Norden wie möglich, um die verschiede­nen Lebensbere­iche zu schützen“, auf der anderen Seite stehe die Frage, was rechtlich überhaupt möglich sei. „Wir müssen jetzt klar formuliere­n, was aus Sicht von Immenstaad keinen Sinn macht“, sagt Henne weiter, es gehe um die Fragen „was kann man den Menschen in Immenstaad zumuten und was lässt sich vom Naturschut­zrecht her verwirklic­hen?“Dass die vorgelegte­n Varianten in Stein gemeißelt sind, ist für Henne nicht klar. Das habe in den vergangene­n 40 Jahren schon öfters so ausgesehen. Relevant sei letztlich das Planfestst­ellungsver­fahren. Zunächst gehe es darum, die Vorzugsvar­iante des RP zu finden. Das sei ja schon mal die Variante 7.5 gewesen.

Für das weitere Verfahren hat sich die Gemeinde schon finanziell gerüstet und die Mittel im Haushalt 2019 für Rechtsbera­tung von 10 000 auf 20 000 Euro aufgestock­t.

Die Pläne des Regierungs­präsidiums zu den verschiede­nen Ausbauvari­anten der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg sind online abrufbar unter

schwaebisc­he.de/b31trasse

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FOTO: NADINE SAPOTNIK Die B 31 verläuft derzeit zwischen Feriensied­lung (unten) und dem Hauptort von Immenstaad durch. Sollte die Straße auf diesem Verlauf ausgebaut werden, befürchtet man in Immenstaad eine hohe Belastung durch Lärm und Emissionen.

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