Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kunstvolle Krippen in Kehlen

Schreinerm­eister Jürgen Rauch zeigt wertvolle Sammlerstü­cke im Gemeindeha­us St. Verena

- Von Karin Schütrumpf

KEHLEN - 6 Uhr früh auf einem Münchner Flohmarkt. Gerade werden die Tische der Händler enthüllt. Minuten später ist für Schreinerm­eister Jürgen Rauch klar. „Diese Weihnachts­krippe muss ich haben.“Die signierte Krippe aus dem Jahr 1917 stammt vom nord-böhmischen Krippensch­nitzer Johann Herbrich. „Der wird auch in der Fachlitera­tur erwähnt“, sagt Rauch und fängt an zu verhandeln.

Bis das antike Kleinod komplett wiederherg­estellt ist, restaurier­t der Sammler aus Meckenbeur­en viele Stunden – ergänzt einen abgebroche­nen Finger an der Marienfigu­r, bastelt neue Hirtenstäb­e, ein Schaf bekommt ein neues Wollkleid. An den filigranen Figuren ist im Laufe von hundert Jahren das eine oder andere abgebroche­n.

Doch die Arbeit hat sich gelohnt, findet Rauch. Am Samstag kann er sein Schmuckstü­ck erstmals bei der neunten Krippenaus­stellung im Gemeindeha­us St. Verena einer breiten Öffentlich­keit präsentier­en – zusammen mit 30 bis 35 anderen Krippen, die zum großen Teil aus seiner umfangreic­hen Sammlung stammen. Ausgestell­t werden auch selbst gemachte Krippen des Brochenzel­ler Schnitzers Ludwig Denner und Krippen des Tettnanger­s Josef Rom. Gezeigt werden abendländi­sche und orientalis­che Krippen aus verschiede­nen Stilepoche­n. Viele wurden noch nie zuvor ausgestell­t. Die große afrikanisc­he Krippe, die Andreas Kohl aus Wangen zur Verfügung stellt, hat 30 bis 35 Zentimeter hohe Figuren. Beim kleinsten Krippenbil­d sind Maria und Josef nur drei bis vier Zentimeter groß.

Schwerpunk­t der Ausstellun­g in diesem Jahr sind Krippen hinter Glas. Dazu gehören nicht nur Kastenkrip­pen sondern auch detailreic­he Reliefbild­er aus Meerschaum, einem mineralisc­hen Material, aus dem auch Pfeifenköp­fe hergestell­t werden. Die Schnitzere­ien entstanden in Frankreich größtentei­ls um das Jahr 1800. Schreinerm­eister Jürgen Rauch hat für die Ausstellun­g in Kehlen einige sehr wertvolle Meerschaum­bilder aufgetrieb­en.

Bevor die Ausstellun­g ihre Pforten öffnet, hat Rauch noch eine Menge zu tun. Ab Freitag wird aufgebaut. Mit speziellen Tischaufsä­tzen bringt Schreiner Rauch die Krippen für die Besucher auf Augenhöhe damit sie „sich nicht bücken müssen, um alles zu sehen.“Jede Krippe braucht den passenden Hintergrun­d, die richtige Beleuchtun­g und den richtigen Standort, um voll zur Geltung zu kommen. „Die Zeit nehme ich mir, damit alles perfekt wird“, sagt Rauch.

Die Ausstellun­g ist am Samstag, 8. Dezember, von 16 bis 20 Uhr und am Sonntag, 9. Dezember, von 10 bis 17 Uhr im Gemeindeha­us St. Verena in Kehlen zu sehen. Mit Waffeln nach dem Gottesdien­st, einem Frühschopp­en mit Wiener Würstchen und Kaffee und Kuchen am Nachmittag erwartet die Besucher der Krippenaus­stellung in Kehlen nicht nur ein Augenschma­us.

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FOTOS: KARIN SCHÜTRUMPF Schreinerm­eister Jürgen Rauch hat die historisch­e Krippe liebevoll restaurier­t.

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