Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Bundesliga für mich so wichtig wie Champions League´“

Frankfurts Trainer Stelio DeRocco über die Volleyball-Bundesliga und das Spiel am Sonntag gegen den VfB

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FRANKFURT - „The Rock“ist sein Spitzname. Und als Stelio DeRocco im Juni bei den United Volleys Frankfurt anheuerte, bekam der „Fels“einen schwierige­n Auftrag mit auf den Weg – wie Sean Connery im gleichnami­gen Film-Klassiker. Nämlich seiner Mannschaft das Sieger-Gen einzuimpfe­n, um endlich die Dominanz der Berlin Volleys und Häfler in der Volleyball-Bundesliga zu beenden. Mit dem Sieg bei Meister Berlin hat der kanadische Coach, der schon Mannschaft­en in den Topligen Italien und Polen trainierte, die Experten schon überrascht. Mit vier Siegen aus fünf Spielen sind die Frankfurte­r derzeit auf Platz vier, haben aber zwei Spiele weniger absolviert als der kommende Gegner. Am Sonntag geht’s für DeRocco zum VfB Friedrichs­hafen (17 Uhr, sporttotal.tv). Christian Schyma sprach mit ihm.

Nach neun vergeblich­en Anläufen haben die United Volleys in Berlin gewonnen – mit 3:0 auch noch recht deutlich. Folgt am Bodensee schon die nächste Überraschu­ng?

Es war ein schwierige­s Spiel in Berlin – und sicherlich kein echtes 3:0Spiel. Zu jeder Zeit war es sehr eng, vor allem im ersten Durchgang. Aber wir haben in den entscheide­nden Momenten vieles richtig gemacht, sind ruhig geblieben. Das könnte uns auch in Friedrichs­hafen helfen. Es wird wieder ein schwierige­s Spiel, in einer besonderen Atmosphäre und gegen eine sehr gute Mannschaft.

Könnte es denn in dieser Saison so weit sein, dass nach vielen Jahren wieder andere Mannschaft­en um den Titel mitspielen? Der Meister hat ja schon drei Partien verloren ...

Es sieht tatsächlic­h so aus, als ginge es viel ausgeglich­ener zu. Berlin hat gegen den VfB gewonnen, wir dann gegen Berlin. Und Lüneburg hat uns wiederum schon zweimal besiegen können. Die Alpenvolle­ys sind sehr gut gestartet, Düren wird auch noch kommen. Aber es sind noch viele Spiele.

Sie haben schon Teams unter anderem in Italien, Polen und Australien trainiert. Wie beurteilen sie das Niveau in der Bundesliga?

Ich finde, es ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Das liegt zum einen an den profession­elleren Strukturen in den Vereinen, an der besseren Organisati­on und natürlich auch an den gestiegene­n Budgets. Die Bundesliga hat einen großen Schritt nach vorne gemacht, auch weil die Vereine etwas erreichen wollen, wachsen wollen.

Ihr Verein hat mit dem serbischen Neuzugang Maksim Buculjevic nun schon den vierten Zuspieler in seinen Reihen. Könnte es deshalb gerade auf dieser entscheide­nden Position zu Abstimmung­sproblemen kommen?

Nun, wir haben nach dem längerfris­tigen Ausfall von Patrick Steuerwald mit Adam Kocian und Jackson Maris zwei gute Zuspieler, denen wir vertrauen. Weil der Club von Buculjevic in der Türkei aufgrund von finanziell­en Problemen aufgeben musste, eröffnete sich hier aber die Chance, einen erfahrenen Spieler zu holen. Und der kann uns gerade in der Champions League weiterhelf­en. Für Sonntag ist Buculjevic zumindest eine Option.

Apropos Champions League. Welchen Stellenwer­t hat dieser Wettbewerb im Vergleich zur Bundesliga für Sie? Frankfurt ist zum ersten mal dabei ...

Für den Verein, die Mannschaft und unsere Fans ist es eine tolle Sache, gegen Topclubs wie Kasan, Roeselare und Ankara zu spielen. Nicht viele haben erwartet, dass wir die Gruppenpha­se erreichen. Allerdings sind die nationalen Wettbewerb­e für mich genauso wichtig. Und da war die Heimnieder­lage gegen Lüneburg schon sehr enttäusche­nd für alle. Wir hatten keinen guten Tag.

Wo sehen Sie die Stärken Ihres Teams – und woran müssen Sie noch arbeiten?

Wir arbeiten sehr gut als Kollektiv zusammen, haben mit Sebastian Schwarz einen echten Leader. Jeder im Team kann eine Partie entscheide­n, die Spieler sind sehr hungrig. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, der natürlich noch die Erfahrung fehlt. Das hat man gegen Lüneburg gesehen. Anderersei­ts gehört diesen jungen Spielern die Zukunft.

Der Verein ist sehr aktiv in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter – Sie sind es eher weniger.

Das stimmt, ich unterhalte mich lieber wie jetzt im Interview persönlich mit den Menschen. Aber in der heutigen Zeit gehören die sozialen Medien gerade im Sport dazu. Die Fans möchten so viel wie möglich über die Spieler erfahren.

Wie erholt sich Stelio DeRocco vom Volleyball?

Ich liebe es, Golf zu spielen. Bislang blieb natürlich nicht viel Zeit dazu, eine komplette Runde zu spielen. Aber für die Driving Range reicht es meist noch ...

Zurück zum Spiel am Sonntag gegen den VfB. Welche Faktoren werden entscheide­nd sein?

Wie in den Jahren zuvor hat der VfB eine sehr starke Mannschaft. Es sind vielleicht nicht die ganz großen Namen dabei, aber Spieler, die das System von Trainer Heynen auf dem Feld perfekt umsetzen. Alle arbeiten gut mit dem Trainer zusammen, die Balance von verschiede­nen Spielertyp­en passt bestens.

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FOTO: IMAGO United-Volleys-Trainer Stelio DeRocco erwartet am Sonntag einen starken VfB Friedrichs­hafen.

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