Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars ringen bissige Löwen nieder
DEL2-Tabellenführer Ravensburg braucht die Verlängerung, um 5:4 gegen Tölz zu gewinnen
RAVENSBURG - Das war ein hartes Stück Arbeit: Dank des OvertimeTreffers von Olivier Hinse haben die Ravensburg Towerstars mit 5:4 gegen die Tölzer Löwen gewonnen. Zwischenzeitlich sah es für den DEL2-Tabellenführer nach der vierten Niederlage in den vergangenen fünf Spielen aus. Towerstars-Coach Jiri Ehrenberger war einigermaßen erleichtert: „Wir wollten das Wochenende nicht mit leeren Händen abschließen. Das ist uns gelungen.“Löwen-Coach Markus Berwanger ärgerte sich etwas, dass seine Mannschaft im dritten Drittel nicht nachlegte, verteilte aber trotzdem ein dickes Lob: „Großartige Leistung von meiner Mannschaft. Wir haben uns nicht nur hinten rein gestellt.“
Drei Niederlagen aus den jüngsten vier Spielen – zum ersten Mal in dieser so erfolgreichen Saison hatte sich für die Towerstars vor dem Eröffnungsbully so etwas wie Druck aufgebaut. Gegenüber dem 4:5 am Freitagabend bei den Lausitzer Füchsen war Ravensburg leicht dezimiert: Ohne den Schwenninger Julian Kornelli war Daniel Schwamberger der einzige feste Stürmer in der vierten Reihe. Die Tölzer traf es sogar noch härter. Sie traten nur mit drei vollen Reihen und gerade einmal fünf Verteidigern an.
Sollten die Towerstars etwas verkrampft gewesen sein, so war es ihnen zunächst nicht anzumerken. Vielmehr schafften sie das, was ihnen am Freitag in Weißwasser nicht gelungen war: Sie gingen in Führung. Mathieu Pompei schloss eine schöne Aktion aus der eigenen Zone heraus mit einem Rückhandtor in die linke Ecke zum 1:0 (6.) für den Tabellenführer ab. Zuvor hatte Goalie Jonas Langmann mit einer starken Parade gegen Manuel Edfelder den frühen Rückstand verhindert. So zogen die Towerstars mit dem knappen Vorsprung im Rücken ihr Spiel auf. Zuerst Robbie Czarnik (7.) und dann Olivier Hinse mit einem Alleingang (12.) vergaben Chancen auf das zweite Tor. Auch eine Überzahl brachte nichts ein. Die letzte große Möglichkeit vor der ersten Pause vergab David Zucker, als er an einen Querschläger kam, aber verzog.
So dosiert das erste Drittel verlief, so turbulent gestaltete sich das zweite. Das lag auch an den Schiedsrichtern. Diese schickten gleich dreimal zwei Towerstars gleichzeitig in die Kühlbox. Zuerst Kilian Keller und Andreas Driendl, später Ilkka Pikkarainen und Thomas Supis, gefolgt von Driendl und Robin Just. Vor der ersten großen Unterzahl mussten die Ravensburger den Ausgleich durch Luca Tosto (21.) hinnehmen, antworteten aber durch Kilian Keller zum 2:1 (24.). Bei zwei Spielern weniger dauerte es nur elf Sekunden, bis Kyle Beach den chancenlosen Langmann zum 2:2 überwand. Immer noch mit einem Spieler in Unterzahl kassierten die Towerstars sogar das 2:3 durch Yannick Drews (28.).
Doppelte Strafen erhitzen die Gemüter
Es folgten Minuten, die die Zuschauer derart in Rage brachten, dass mehrmals Flaschen und Becher aufs Eis geworfen wurden. Pikkarainen und Supis mussten beide wegen übertriebener Härte auf die Strafbank. Auch die zweite doppelte Unterzahl erhitzte die Gemüter – Driendl war Goalie Mechel angefahren, Just hatte sich lautstark bei den Schiedsrichtern beschwert. Die gute Nachricht aus Ravensburger Sicht: Immerhin hielt sich die Defensive in diesen vier Minuten schadlos. Die schlechte Nachricht aus Ravensburger Sicht: Bei personellem Gleichstand kassierten sie durch Stephen MacAulay fünf Sekunden vor der zweiten Pause den vierten Gegentreffer.
Gäste bleiben gefährlich
Mit dieser Hypothek, die drohende vierte Niederlage in den vergangenen fünf Spielen im Hinterkopf, ging es für den Tabellenführer ins Schlussdrittel. Da wollte lange nicht viel gelingen. Im Gegenteil: Tölz war dem fünften Treffer sehr nahe. Langmann musste mehrfach retten, beim Schuss von Stephen MacAulay half der Pfosten (46.). Der Spielwitz, der die Towerstars schon so oft in dieser Saison ausgezeichnet hatte – er fehlte in dieser Phase. Dazu mangelte es an Präzision, an Einsatzbereitschaft jedoch nicht. Und an einem effektiven Goldhelm auch nicht. Nach zwei Vorlagen traf Andreas Driendl selbst und glich zum 4:4 (52.) aus. Eine ganze Reihe an guten Chancen auf die Führung vergaben die Ravensburger danach, die beste hatte Pompei, der den Pfosten traf. So musste die Verlängerung über den Extrapunkt entscheiden. Dort hatten die Towerstars das glückliche Ende für sich. Czarnik spielte Hinse in den Lauf – und dieser behielt die Nerven. Die bissigen Löwen waren niedergerungen.