Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zusammen seit 330 Jahren in der SPD
Sozialdemokraten des Ortsvereins Friedrichshafen blicken auf das Jahr 2018 zurück
FRIEDRICHSHAFEN - Der SPD-Ortsverein Friedrichshafen hat am Sonntag im „Dorfkrug“330 Jahre Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie ausgezeichnet. Unter den zehn Jubilaren befinden sich fünf Frauen, die für 25-, 40- und 50-jährige Treue zur Partei gewürdigt wurden. Obwohl den Sozialdemokraten momentan europaweit der Sturm ins Gesicht bläst, gab sich Orts- und Kreisvorsitzender Werner Nuber zuversichtlich, dass sich der Wind wieder drehen wird. „Die SPD ist die Partei der Zukunft“, rief er unter Beifall in den voll besetzten Saal.
In seiner Rückschau auf das zu Ende gehende Jahr streifte er die parteiinternen Diskussionen auf Bundesebene vor allem beim Thema Regierungsverantwortung oder Opposition. Vor Ort gab es Veränderungen an der Spitze, nachdem Dieter Stauber zum Häfler Bürgermeister gewählt wurde, Werner Nuber den Vorsitz von Roland Kaczmarek übernahm und junge Gesichter wie Luca Baumann als sein Stellvertreter gewählt wurde. Nuber sprach viele Veranstaltungen wie den „Salon Rouge“jeden dritten Dienstag im Monat im Gessler an, bei denen unterschiedliche Themen diskutiert werden, wozu auch Nichtmitglieder kommen und willkommen sind. In seiner Vorausschau rief er dazu auf, sozialdemokratisches Verständnis umzusetzen. Vor den Kommunalund Europawahlen am 26. Mai lud er alle Mitglieder ein. Von den „sehr, sehr vielen Neumitgliedern“, die zum Ortsverein gekommen waren, waren einige wegen der GroKo wieder gegangen. Zwei neuen Mitgliedern übergab Nuber ihre (wieder roten) Parteibücher.
Die Geehrten
Jeweils ein eigener Laudator würdigte in der Folge der drei Stunden dauernden offiziellen Jahresabschlussfeier jeden einzelnen Jubilar. Josef Büchelmeier, seit 25 Jahren Genosse, wurde von Gerhard Raichle vorgestellt. Er sprach vom „Apfelverkäufer zum Millionär“und meinte damit dessen Engagement für das Apfelschiff auf dem Bodensee. Die gebürtige Häflerin Gabi Haßler ist ebenfalls 25 Jahre bei der SPD und war eingetreten, als dumme Sprüche und Ausschreitungen gegen Asylbewerber während ihrer Studienzeit in Stuttgart laut wurden. In Esslingen erhielt sie ihr Parteibuch. Dieter Stauber lobte die Ehefrau des Vorsitzenden und Mutter von vier Kindern vor allem dafür, bewusst Stellung zu beziehen und viel Energie für das Gemeinwohl aufzuwenden. Amelie Müller-Franken kam 1992 mit ihrer Familie aus Brühl bei Köln an den Bodensee, wo sie zunächst Deutsch als Fremdsprache an der VHS lehrte. Die ehemalige – erste – SPD-Ortsvereinsvorsitzende habe ihr Leben lang Flexibilität bewiesen, erinnerte Rotraut Binder an deren allein elf Umzüge. Sie habe ihre Werte auch weitergegeben, erinnerte sie an die Bescheidenheit, Solidarität und Zuverlässigkeit der heutigen Beauftragten für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit. Ein ehrenamtliches Amt, das sie mittlerweile im Ruhestand ausübt.
Dieter Stauber ist ebenfalls seit 25 Jahren Sozi, er wurde von Roland Frank vorgestellt. Der noch KripoHauptkommissar und baldige erste echte Häfler, der Bürgermeister in Friedrichshafen wird, hat in der SPD einen steilen Aufstieg hinter sich und viele Verdienste in Bündnissen und Vereinen. Er meine oft, „alles machen zu müssen“, sagte Frank. Stauber war Orts- und Kreisvorsitzender der SPD, kandidierte 2016 in schwierigen Zeiten „mutig“für den Landtag und 2009 für das Amt des OB, schob im Bündnis für die B 31 die im Bau befindliche Umfahrung an und leitete die „Tafel“. Der Vorsitzende Werner Nuber selbst ist ebenfalls 25 Jahre Genosse. Dabei sah es zu Beginn nicht danach aus. In Neukirch war er Mitglied der Jungen Union und hegte auch Sympathie für die Grünen, ehe auch ihn die ausländerfeindlichen Aktivitäten 1991/92 in die SPD eintreten ließen.
Seit vier Jahrzehnten schon ist Jürgen Kessler dabei. Der echte Häfler und vierte Geehrte aus der Schreieneschsiedlung „lebt die SPD im Alltag“, ist als Kreisdelegierter oder Plakatierer dabei, wie ihn Rotraut Binder lobte. 40 Jahre ist auch Hubert Maier bei der SPD, wurde einst von Norbert Zeller angeheuert. 40 Jahre ist auch Dagmar Sorg mit von der Genossen-Partie. An ihrem Lebensweg könne gut aufgezeigt werden, wie die Situation 1945 in Friedrichshafen war, als die Wohnungsnot so groß war wie heute, sagte Zeller.
Ein halbes Jahrhundert ist HeideKarin Bader Sozialdemokratin. Die Laudatio hielt Wolfgang Stuckenbrock, der dabei an ihre Eltern, Elly und Fritz Fehrenbach, erinnerte, die mit 18 Jahren in die SPD eingetreten waren. Noch keine 18 Jahre alt, schloss sich auch Heide-Karin Bader den „Roten Falken“an. Als Ehefrau und Mutter engagierte sie sich, die inzwischen mit dem SPD-Mitglied Manfred Bader verheiratet war, trotz ständigem Existenzkampf bei der Arbeiterwohlfahrt und anderen sozialen Einrichtungen wie dem DRK.