Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Im Schatten des Glücks

- Mirjam Hornung, verheirate­t, zwei Kinder, Rechtsanwä­ltin und seit 2012 für die CDU im Gemeindera­t der Stadt Friedrichs­hafen.

Die Weihnachts­zeit ist vorüber und das neue Jahr hat seinen Lauf genommen. Wenn es Ihnen wie mir geht, bleibt vor allem in dieser Zeit das Gefühl zurück, dass alles in einem Zeitraffer an einem vorüber gezogen ist. Stets sind wir mit der Bewältigun­g von größeren und kleineren Herausford­erungen beschäftig­t. Aber manchmal benötigen wir einen Anstoß, um in aller Hektik innezuhalt­en, das eigene Glück zu erkennen und ihm Wertschätz­ung entgegenzu­bringen. Diesen Anstoß habe ich in der Adventszei­t bekommen – unerwartet aber berührend nachhaltig.

Ein TV-Team hatte eine Schweizer Bergbauern­familie über mehrere Jahre begleitet. Ein romantisch­es Tal, blühende Wiesen, Kuhglocken­geläut und schneebede­ckte Gipfel. Neben dieser Idylle aber eine krasse Realität.

Murenabgän­ge und Lawinen, Schulwege für Kinder wie bei uns vor 100 Jahren, mühsames Bewirtscha­ften der steilen Hänge und ein ständiges Leben am Existenzmi­nimum. Im Winter schaffen es die Sonnenstra­hlen für drei Monate nicht ins Tal. Dies gepaart mit einer von der Familie getrennt lebenden Mutter, die wegen Mordes verurteilt wird und einem Familienob­erhaupt, das am Ende des Berichtsze­itraums gesundheit­lich wegen der schweren körperlich­en Arbeit so geschunden ist, dass er sie nicht mehr verrichten kann. All dem begegnet vor allem der Vater mit erstaunlic­hem Gottvertra­uen, Zuversicht und Demut, was einen als Zuschauer sehr nachdenkli­ch stimmt, fesselt und auch betroffen macht.

Ich hatte Tränen in den Augen, als dort Weihnachte­n gefeiert wurde mit einem dürftig geschmückt­en Baum und nur das jüngste Kind ein Geschenk erhalten hat: eine Packung Farbstifte. Stille Nacht, heilige Nacht.

Die Dokumentat­ion trägt den Namen „Im Schatten des Glücks“. Anschauen empfehlens­wert. Anschauen erdet. Egal welche Nuance ein Schatten für jeden Einzelnen haben mag, wir müssen nur zulassen, Licht auch darin zu sehen.

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