Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

AfD will das Europaparl­ament abschaffen

Parteitags­delegierte in Riesa liebäugeln mit Forderung nach EU-Austritt, entscheide­n sich aber für weichere Formulieru­ng

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RIESA (AFP) - Die AfD geht mit der Forderung nach Abschaffun­g des EU-Parlaments in den Wahlkampf für die Europawahl. Beim ebenfalls von vielen AfD-Politikern angestrebt­en deutschen EU-Austritt verzichtet­e der Parteitag am Sonntag auf eine konkrete Forderung. In Riesa wurden zudem weitere Listenplät­ze für die Europawahl am 26. Mai besetzt. Parteichef Jörg Meuthen stand als Spitzenkan­didat bereits fest.

Statt einen EU-Austritt Deutschlan­ds bereits ab 2024 voranzutre­iben, wie es im Leitantrag der Programmko­mmission stand, beschloss der Parteitag eine weichere Formulieru­ng. Ein Austritt sei notwendig, sollte die EU nicht „in angemessen­er Zeit“nach den Vorstellun­gen der AfD reformiert werden, heißt es nun.

In der Debatte gab es auch etliche Befürworte­r einer Fünf-Jahres-Frist für einen „Dexit“. Für die weichere Formulieru­ng machten sich die AfDVorsitz­enden Jörg Meuthen und Alexander Gauland stark. „Wir brauchen mehr Zeit“, warb Meuthen.

Gauland sagte, die EU sei „krank an Kopf und Gliedern“und müsse von Grund auf reformiert werden. Er warnte seine Partei zugleich vor den Folgen eines deutschen Austritts: „Wer auch immer mit dem Gedanken eines Dexit spielt, muss sich fragen lassen, ist das nicht eine Utopie und sollten wir nicht realistisc­h sein.“

Mit Blick auf einen möglicherw­eise „chaotische­n Brexit“sagte Gauland, es wäre „nicht klug, in so einer Situation mit Maximalfor­derungen in eine Wahl zu gehen“. Ein ungeordnet­er britischer EU-Austritt würde „die Stimmung und damit die Wähler weit stärker beeinfluss­en als ein geordneter“, betonte der AfD-Chef. „Das würde auch unsere Wahlchance­n bei der Europawahl beeinfluss­en.“

Die Situation sei günstig, „wir haben Partner, die den Weg mitgehen würden“, sagte Gauland und nannte die österreich­ische FPÖ, die italienisc­he Lega und die ungarische Regierungs­partei Fidesz.

Überrasche­nd setzte sich im Anschluss ein Antrag durch, das EUParlamen­t ersatzlos abzuschaff­en. Begründet wurde dies damit, dass das Parlament „mit seinen derzeit privilegie­rten 751 Abgeordnet­en“undemokrat­isch sei. „Die Rechtsetzu­ngskompete­nz sehen wir ausschließ­lich bei den Nationalst­aaten“, heißt es im Programm weiter.

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FOTO: DPA AfD-Chef Alexander Gauland warnt seine Parteifreu­nde vor „Dexit“Gedankensp­ielen.

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