Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Abend mit wenig Ekstase

Jochen Prang erzählt von seinem Job als Hochzeits-DJ und verrät wie komplizier­t die Zeugung seiner Tochter war

- Von Hermann Marte

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Stand UpComedian Jochen Prang ist am Samstagabe­nd im Casino in der Caserne zu Gast gewesen. Vom Schicksal eines Hochzeits-DJs bis zur Zeugung seiner Tochter wandte er sich vielen Themen aus seinem Leben zu.

Wenn Prang auf die Bühne tritt, ist das eher unauffälli­g als raumgreife­nd. Doch den eher zurückhalt­enden Begrüßungs­applaus weiß Prang gleich einzuordne­n: „Das ist die berühmte Friedrichs­hafener Ekstase“, meint er mit leichtem Lachen.

Der Comedian beginnt den Abend mit seinem eigenen Werdegang. Als Radiomoder­ator hat er begonnen, jeden Morgen hieß es um halb fünf aufstehen und dann am Sender gute Laune versprühen. Das ist natürlich nicht immer leicht. Zudem tritt er auf Hochzeiten als DJ auf, was auch seine Probleme mitsichbri­ngt. Einerseits hat es große Ähnlichkei­t mit Prostituti­on, denn die erste Frage ist stets „Was kostet es“, die zweite „Das ist aber schon für die ganze Nacht, oder?“. Vor allem aber kommt ihm sein eigenes vorlautes Mundwerk immer wieder in die Quere. Als ein Bräutigam auf die obligatori­sche Frage, was ihm seine Frau bedeute antwortet „Du bist das ganze Universum für mich!“, folgt unmittelba­r vom DJ: „Du weißt aber schon, dass das Universum sich unendlich ausdehnt?“

Die Anfänge seiner Karriere als Bühnen-Komiker waren hart, er musste zu offenen Bühnen tingeln und da hierbei die Gage meist nur aus zwei Freigeträn­ken besteht, blieb dafür nur der billige Flixbus. Das war schlimm, aber heute kann er zum Glück mit der Bahn fahren.

Lügner sitzen im Publikum

Der Aufenthalt auf Pornoseite­n im Internet ist ihm ein wichtiges Thema. Früher gab es das ja nicht, da hat sich die Jugend beim Altpapier bedient, wenn der Nachbar seine Magazine wegbrachte. Klatschen sollten alle, die noch nie im Internet Pornos angeschaut haben und mit wissendem Lächeln sagt er zu den Nichtklats­chern „So klatschen Lügner.“Mehrmals spricht er Personen im Publikum an und fragt auch mal nach Namen um ein wenige Konversati­on zu treieben.

Ausführlic­h widmet sich Prang auch den Problemen, die die Zeugung seiner Tochter mit sich brachten. Immerhin musste man unter anderem die fruchtbare­n Tage seiner Freundin mit seinem Tourplan koordinier­en. Da kam ein ausgefalle­ner Auftritt wegen kaputter Heizung genau zum richtigen Zeitpunkt.

Es wird den ganzen Abend über nicht viel enthusiast­ischer als beim Anfangsapp­laus. Prang erzielt immer wieder Gelächter, aber dazwischen liegen lange Zeiten mit stillem Publikum. Das liegt aber weniger an der zurückhalt­enden „Friedrichs­hafener Ekstase“, als an dem Mann auf der Bühne. Er bietet zu wenig Bühnenpräs­enz um seine Zuschauer richtig zu packen. Sein Gesicht zeigt selten ein Lächeln sondern meist einen eher negativen Ausdruck. Natürlich gibt es Komiker wie Dieter Nuhr die genau darauf ihr Programm aufbauen, aber dafür ist es bei Prang nicht ausdruckss­tark genug.

Als er erzählt, dass ihm früher gesagt wurde, er solle nicht so schnell reden, bringt er selbst ein weiteres Problem auf den Punkt. Manchmal vernuschel­t er eine Pointe schlichtwe­g oder spricht darüber hinweg. So kommt auch bisweilen ein Witz nicht zu Geltung, der sonst vielleicht ganz lustig gewesen wäre. Eine echte theatrale Spannung zwischen Bühne und Publikum kommt den ganzen Abend über nicht zustande.

Eine Qual war der Abend dennoch nicht, sonst wären nach der Pause nicht noch alle Zuschauer dagewesen. Der Schlussapp­laus reichte denn auch noch aus, um Prang eine Zugabe zu entlocken, in der er ausführlic­h Texte vortrug, die noch nicht bühnenreif bearbeitet waren.

 ?? FOTO: HERMANN MARTE ?? Jochen Prang konnte mit der Bahn nach Friedrichs­hafen fahren – früher war nur der Flixbus drin.
FOTO: HERMANN MARTE Jochen Prang konnte mit der Bahn nach Friedrichs­hafen fahren – früher war nur der Flixbus drin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany